FEM spuckt aber auch aus, wie die Rohre bemessen sein müssten. Und da sind wir bei dem berüchtigten Unterschied zw. Theorie und Praxis.
FEM spuckt erst mal nichts von alleine aus.
Ablauf ist ganz grob meist so:
Es wird nach Vorgabe des Produktdesigns und der Konstruktion erst mal ein einfaches Strukturmodell erstellt, auf welches Belastungen aufgebracht werden, die aus Normen, Messungen, vorherigen Berechnungen oder schlicht jahrelanger Erfahrung stammen. Aus dieser Berechnung mit Strukturmodell heraus werden dann die in gewissen Abschnitten auftretenden Kräfte, beispielsweise in einem Abschnitt der später durch ein Rohr dargestellt wird, gewonnen. Daraus ergeben sich dann Mindestwerte für die betrachteten Abschnitte, beispielsweise für das notwendigen Flächenträgheitsmoment. Anhand dieser diversen ermittelten Mindestwerte wählt die Konstruktion dann ein Rohr nach diversen weiteren Randbedingungen (Verfügbarkeit, Kosten, Verarbeitbarkeit im eigenen Betrieb oder bei Dienstleistern, Gewicht, Schwächung des Querschnittes durch notwendige Bohrungen und Ausschnitte, …) aus.
Hat man dann das gesamte Modell durch, erfolgt mindestens eine FEM Rechnung, welche die voraussichtliche Belastung im Rahmen wiedergibt und als Grundlage über die Entscheidung, ob die Konstruktion die Anforderungen erfüllt, dient. Kritische Stellen an Übergängen wie auch Schweißnähten müssen meist in zusätzlichen (FEM) Berechnungen noch einmal näher betrachtet werden.
Der "Unterschied" zw. Theorie und Praxis ist der, dass die Erkenntnisse aus der Konstruktion in der Praxis umgesetzt werden müssen. Und hier scheitert es vermutlich immer am Kostendruck der von den allgegenwärtigen "Controllern" (die heute fast überall das Sagen haben) gemacht wird. Was dann passiert: Siehe Babboe, Boeing, ...
Welche Erkenntnisse aus der Konstruktion?
Erkenntnisse kommen normalerweise aus der Praxis, sprich über den Qualitätssicherung oder den Kundenservice, manchmal auch über die Entwicklung. Die Konstruktion muss dann diese Erkenntnisse bei einer Neukonstruktion bzw. Überarbeitung eines Bestandproduktes umsetzen.