Pflege von Gore-Tex – Grundlagen
Besonders betroffen davon sind Hard- und Softshell-Klamotten, die entweder wasserdicht oder zumindest wasser- und schmutzabweisend ausgestattet sind. Deshalb heute also die Antwort auf die Frage: Wie pflege ich Funktionsbekleidung, um möglichst lange etwas von meinem Kleidungsstück zu haben – egal ob auf dem Bike oder beim Wandern?
Zu Beginn ist es sinnvoll, einige Wortdefinitionen zu klären, um Missverständnissen vorzubeugen. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen wasserdicht und wasserabweisend?
Es ist tatsächlich einfach eine Definition von Herstellern wasserdichter Klamotten, diese ab einer im Neuzustand gemessenen Wassersäule von 3000mm als „wasserdicht“ zu bezeichnen. Alles was schon bei weniger Wasserdruck durchlässig wird, aber nicht gerade saugt, darf man durchaus als „wasserabweisend“ bezeichnen. Der Begriff „wasserabweisend“ wiederum ist keinesfalls mit abperlenden Eigenschaften zu verwechseln, obwohl beide Eigenschaften den gleichen Effekt haben. Wichtig ist jedoch fest zu stellen, dass die Dichtheit eines Materials vollkommen unabhängig von den Abperl-Eigenschaften ist.
Während die Wasserdichtigkeit durch eine Membran (Gore-Tex, Sympatex, Hyvent, Windstopper…) oder eine Beschichtung auf der Innenseite des Textils (PU und andere) gewährleistet wird, ist es eine Imprägnierung, die ab Werk für den Abperl-Effekt sorgt.
Letztere Ausstattung ist als Durable Water Repellent, kurz DWR-Behandlung bekannt. Wie der Name andeutet soll auch sie dauerhaft sein, je nach Häufigkeit der Benutzung ist aber dennoch nach einiger Zeit Schluss damit. Selbst die besten Jacken sehen in einem Regenschauer dann aus wie aus der Traufe – und auch wenn unten drunter alles trocken ist, kommt eine äußerlich nasse Klamotte ungelegen. Das Hauptproblem ist dabei nicht einmal, dass es wenig modisch aussieht oder beim Verstauen im Rucksack alles nass macht: Wird das Obermaterial der Kleidung nass, so verdunstet das Wasser anschließend. Genau wie beim Schwitzen kommt es zu „Verdampfungskälte“, der Übergang vom wässrigen Zustand in den gasförmigen braucht Energie, die dem Sportler / der Sportlerin abgenommen wird – man friert.
Der Dichtheit gegenüber steht die sogenannte Atmungsaktivität, auch wenn von Aktivität streng genommen nicht die Rede sein kann – richtiger ist es, von „Wasserdampfdurchlässigkeit“ zu sprechen, klingt aber natürlich nicht so toll. Der Effekt ist in jedem Fall: Während von draußen kein Wasser rein kann, kann Schweiß im Idealfall nach außen abgeleitet werden. Je nach Art der Membran funktioniert das im Alltag mehr oder weniger gut, je nachdem wie groß die Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenseite ist. Auch diese Eigenschaft lässt mit der Zeit oft nach, der Grund: Die im Schweiß enthaltenen Salze setzen die Membran zu – man schwitzt. Außerdem haben Untersuchungen der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt EMPA ergeben, dass die Dampfdurchlässigkeit von GoreTex und Konsorten um bis zu 60% nachlässt, wenn der Oberstoff durchnässt ist.
Pflege von Regenbekleidung
Wie also die oft teure Funktionsbekleidung richtig pflegen?
Waschen der Bekleidung
Es empfiehlt sich, Funktionsklamotten regelmäßig zu waschen. Entgegen der teils verbreiteten Meinung, das Waschen würde das Material abnutzen, ist es tatsächlich notwendig um sie funktionell zu halten.
Schmutz, Schweiß und Körperfett verringern nicht nur die Wasserdampfdurchlässigkeit, sondern verschlechtern auch die Imprägnierung und können gar das Material durch Delamination von Membran und Oberstoff oder Naht-Tapes zerstören. Eine mehrmals vollgeschwitzte Jacke deshalb bitte waschen, nur wie?
Während einige Hersteller pulverförmiges Waschmittel empfehlen und andere flüssiges, hat sich eine ganze Industrie mit Angeboten für die Wäsche entwickelt, die Versprechungen reichen zum Teil recht weit. Wichtig ist dabei vor allem, die Wäsche gut auszuspülen, oft wird ein extra Spülgang empfohlen. Der Hintergrund ist, dass Waschmittel der Membran tatsächlich schaden könnte, deshalb einfach mit viel Wasser sowohl den Schweiß als auch das Waschmittel entfernen.
Eine letzte Notiz machen manche Hersteller noch zum Thema waschen: Nicht schleudern! Zwar haben meine Klamotten schon manchen Schleudergang mit gemacht, aber an sich schadet es ja niemandem, das Schleudern sein zu lassen und die Klamotten nass abtropfen zu lassen, bevor es in den Trockner geht.
Trocknen der Outdoor-Kleidung
Direkt im Anschluss ans Waschen sollten Hard- und Softshells in den Trockner, und zwar gerne länger. Unter Beachtung der Herstellerhinweise werden oft 40min. bei mittlerer Temperatur empfohlen, zu vermeiden sind dagegen Trockner-Programme, die viel mit Kaltluft arbeiten. Das trocknet zwar, erwärmt die Bekleidung aber nicht, und die Wärme ist der eigentlich wichtige Aspekt. Wie oben beschrieben sind die meisten Teile mit einer DWR-Behandlung ausgeliefert worden. Hat sich diese oberflächlich abgenutzt, kann sie durch Wärme reaktiviert, genauer: neu auf der Faser verteilt werden.
Weil dabei aber nur noch vorhandene Imprägnierung umverteilt und keine neue hinzugefügt wird, ist diese Erneuerung der DWR-Eigenschaft nur begrenzt häufig durchführbar, „wie neu“ wird die Jacke nicht mehr. Tut sich nach ein paar (bis ca. 5 mal) Wiederholungen nichts mehr, hilft nur eine erneute Imprägnierung.
Regenjacke imprägnieren: Einwaschen oder Aufsprühen?
Theoretisch weiß jeder, dass es da etwas gibt, um die Jacke wieder abperlend zu machen – in der Praxis ist die Sache schwieriger. Zwar gibt es beeindruckend funktionierende Imprägnier-Sprays, gerade für z.B. Leder-Schuhe. Einfach aufsprühen und Wasser bleibt draußen. Im Falle von Funktionsbekleidung ist die Sache schwieriger, denn da soll ja nicht nur Wasser draußen bleiben, sondern auch noch Schweiß raus können. Mit einer kompletten Versiegelung ist es also nicht getan, das am Gewebe des Schuh so gut funktionierende Spray würde die GoreTex-Jacke mit dem Müllsack gleich stellen.
Stattdessen bietet der Outdoor-Händler jede Menge Imprägniermittel speziell für GoreTex und ähnliche Funktionsmaterialien. Ob die funktionieren, haben wir ausprobiert:
Generell gibt es zwei Sorten von Imprägnierungen, zum Einwaschen und zum Aufsprühen.
Für wen welche geeignet ist, ist eigentlich klar: Das Zeug von der Waschmaschine einarbeiten lassen ist sehr komfortabel – allerdings wird das Material dann eben innen und außen abweisend, mit Atmung ist es nicht weit her. Aufsprühen kostet Zeit und ist ein bisschen eine Sauerei – dafür kann man gezielt da imprägnieren, wo man es braucht: Auf der Außenseite, vor allem in der Schulterpartie.
Zu den Anforderungen „Abperlend machen“ und „Atmen lassen“ gesellt sich noch eine dritte: Umwelt- und Gesundheits-Verträglichkeit. Da die Imprägnierung auf der Jacke bleibt, wird sie mit dem Mensch nach draußen getragen. Enthält sie giftige Inhaltsstoffe, kann das nicht nur der Natur, sondern auch dem Träger der Jacke schaden. Wetterfeste Bekleidung und Nachimprägniermittel setzen nämlich gern mal auf perfluorierte und polyfuorierte Chemikalien, kurz PFC – und die sind vom Bundesgesundheitsamt als bedenklich eingestuft. Der Grund: Sie reichern sich im Organismus an, sind toxisch und vor allem: persistent. Während natürlich niemand durch das Tragen einer solchen Jacke aufgrund einer Vergiftung tot umfallen wird, sammeln sich die nicht abbaubaren Chemikalien zum Beispiel im Trinkwasser an, was auf Dauer tatsächlich schädlich werden kann.
Während die Outdoor-Branche sich bis 2015 von PFC und Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) in Bekleidung verabschieden will, gibt es für alle, die nur nachimprägnieren wollen, schon heute ein Produkt, welches ganz ohne auskommt: Fibertec. Ob die Imprägnierwirkung auch ohne funktioniert, haben wir für euch ausprobiert. Fibertec GreenGuard funktioniert auf Basis von einem Wirkstoff, der in Wasser gelöst und biologisch abbaubar ist. Das Ganze ist „Made in Germany“, eignet sich für alle Synthetikfasern und ist zum Aufsprühen (natürlich in einer Pumpflasche ohne Treibgase) oder Einwaschen erhältlich.
Praxistest: Mammut, Marmot und Arcteryx nachimprägniert
Anhand von schon etwas betagteren Gore-Tex Produkten (Pro und Softshell) der Firmen Mammut, Marmot und Arcteryx haben wir ausprobiert, ob ein Nachimprägnieren mit Fibertec GreenGuard die abperlende Eigenschaft des Gewebes wieder beleben kann. Außerdem haben wir wissen wollen, ob es einen Unterschied macht, ob wie empfohlen zuvor mit dem passenden Fibertec Waschmittel gewaschen wird, oder ob auf ein handelsübliches Waschmittel gesetzt wird.
Schritt 1 – Einwaschen
Also rein in die Waschmaschine, 40°C Feinwäsche eingestellt, Fibertec ProWash ins Waschmittelfach, einen Waschgang ohne Schleudern ausgewählt und ab die Post. Dabei darauf achten, die Reißverschlüsse von Taschen zu öffnen, sonstige aber (z.B. Unterarm-Ventilation, Front) zu schließen. Ohne Schleudern kommen unsere Waschteile eine Dreiviertelstunde später triefend Nass aus der Trommel, das heißt erst mal abtropfen lassen bevor es weiter geht.
Schritt 2 – Imprägnierung auftragen
Eine Stunde später sind die Jacken noch feucht, aber nicht mehr tropfend nass, Zeit, die Imprägnierung aufzutragen. Mit der Sprühflasche lässt sich gezielt auftragen, mit den Händen anschließend einreiben, so dass überall auf der Außen-, aber nicht auf der Innenseite ausreichend Mittel aufgetragen wird. Wir versuchen, eine markant quadratische Fläche mit Klebeband vor der Imprägnierung zu bewahren, um einen direkten Vergleich zu ermöglichen, und schmeißen die Teile in den Trockner.
Schritt 3 – ab in den Trockner
Eine Temperaturangabe macht unser Trockner nicht, also „Warm“ und zwei mal 20 Minuten, damit die empfohlenen 30 Minuten auf jeden Fall eingehalten werden.
Aus dem Trockner kommen die Teile, egal ob vorher mit ProWash oder konventionellem Waschmittel gewaschen, weich, wohlriechend – und auch abperlend? Der nächste Regenschauer lässt nicht lange auf sich warten, das Ergebnis: Ja, bei der 4 Jahre alten Gore Tex Pro-Shell perlt leichter Regen wieder ab, was er vorher überhaupt nicht mehr gemacht hat. Nach fünf Minuten oder heftigerem Regen ist damit aber auch Schluss, das Obermaterial feuchtet wieder an. Einen echten Abdruck unseres Versuchsaufklebers können wir nicht erkennen, kein Wunder, das Klebeband hielt nicht wirklich, es ist davon auszugehen, dass im Trockner die Imprägnierung überall hin kam. Auch bei den Produkten von Arcteryx und Mammut ist eine kleine Verbesserung zu bemerken, ein Wunder bleibt allerdings aus.
Tipp: Auf die Temperatur im Trockner kommt es an
Schuld war, das können wir nach einer erneuten Imprägnierung sagen, das gewählte Trockner-Programm. Bei einem erneuten Durchgang in einem anderen Gerät konnten wir 60°C für 40 Minuten einstellen, was die Abperl-Eigenschaft durch Fibertec Greenguard deutlich besser wieder herstellen konnte. Diese ist zwar nicht „wie neu“, weil sie schon nach 10 Regenfahrten wieder merklich nachlässt, aber doch ein deutlicher Fortschritt. Wärme scheint also der wahrlich wichtige Faktor zur Aktivierung der Imprägnierung zu sein, die Wahl des Waschmittels vor der Imprägnierung ist unserem Eindruck zu Folge eher nebensächlich.
Fazit – Imprägnieren der Funktionskleidung
Die richtige Pflege funktioneller Bekleidung ist, ähnlich der Bikepflege, sinnvoll für ein langes Produktleben. Neben regelmäßigem Waschen ist vor allem das anschließende Trocknen bei hoher Temperatur (60°C) entscheidend um die abperlenden Eigenschaften, die für Wasserdampfdurchlässigkeit und Tragekomfort mit verantwortlich sind, zu erhalten. Eine Nachimprägnierung mit dem ökologischen Fibertec GreenGuard können wir empfehlen, ob es das passende Waschmittel davor braucht sei dahin gestellt. Das Produkt ProWash ist jedenfalls ebenfalls biologisch abbaubar und besteht aus nachwachsenden Rohstoffen – und schaden tut’s den Klamotten auch nicht.
Hast du Fragen zum Imprägnieren deiner Funktionsbekleidung? Stell sie direkt hier im Thema!
7 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumtoller Artikel, vielen Dank dafür!!
vieles wusste ich schon, aber einige Infos waren auch für mich neu und sehr lehrreich.
Ich kann übrigens die SIMPRAX Einwaschimprägnierung sehr empfehlen. Soll biologisch und ungiftig sein. Imprägniere damit regelmäßig meine Soft- und Hardshells nach und der Abperleffekt ist wesentlich besser, als bei allem was man aufsprühen kann.
Hinsichtlich verminderter Atmungsaktivität habe ich nichts bemerkt - obwohl das natürlich völlig logisch erscheint, dass diese dann abnimmt.
Einen Fehler enthält der Artikel:
"Das Zeug von der Waschmaschine einarbeiten lassen ist sehr komfortabel – allerdings wird das Material dann eben innen und außen abweisend, mit Atmung ist es nicht weit her."
Die Einwasch-Imprägnierung macht es wasserabweisend, der Stoff bleibt aber durchlässig für Wasserdampf (theoretisch sogar in beide Richtungen). Da der Wasserdampf von innen kommt, ist die innen eingewaschene Imprägnierung für die Atmungsaktivität kein Problem.
Aber es deckt sich mit meinem subjektiven Gefühl, dass meine imprägnierten Sachen trotzdem noch gut atmen
Man muss halt beachten, dass die "Atmung" nur dann gut funktioniert, wenn der Unterschied des Feuchtigkeitsdruckes innen höher ist als außen.
Wenn um einen rum schon 90% Feuchtigkeit herrschen, denn kann auch nix mehr durch die Jacke durch.
Die fibertec Webseite schreibt, es sei keine Hitzeaktivierung notwendig. Scheint also als wäre durch den Trocknergang beim Test eher die alte Imprägnierung nochmal aktiviert worden.
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