Recycling-Fahrrad vorgestellt igus:bike besteht komplett aus Kunststoff

Unter dem Slogan "Mobilität von morgen aus dem Abfall von gestern" enthüllte der Kunststoff-Spezialist igus sein neues Urban Bike-Konzept, bei welchem Rahmen und Anbauteile komplett aus Kunststoff bestehen. Eine Version aus recyceltem Plastik ist in Planung. Nähere Informationen zum nachhaltigen Bike-Konzept gibt's hier. 
Titelbild

Auf der Hannover Messe präsentiert igus sein neues Konzept für ein Urban Bike, welches wartungsfrei sein, ohne Schmiermittel auskommen und aus recyceltem Kunststoff nachhaltig produziert sein soll. Mit seiner Expertise in Kunststoffen für Bewegung macht das Unternehmen nun das Konzept und viele Bauteile des igus:bike für alle Fahrradhersteller verfügbar. Das erste Modell soll Ende des Jahres lieferbar sein.

Auch Kugellager aus Kunststoff

Das Plastikmüll-Problem ist kein neues und allgegenwärtig. igus konstatiert in der Pressemtittleiung zum neuen igus:bike richtig, dass eine Abkehr von der Linearwirtschaft hin zur Kreislaufwirtschaft dringend nötig sei. Um diese Transformation zu unterstützen, entwickelt und investiert der motion plastics-Spezialist igus seit Jahren in Ideen rund um das Recycling von Kunststoffen. Jetzt präsentierte das Unternehmen auf der Hannover Messe eine Weltneuheit: Das Konzept eines robusten und langlebigen Urban Bikes, das vom Rahmen über die Lager bis hin zum Riemen zu 100 Prozent aus Kunststoff besteht. Das Besondere: In einer geplanten Recycling-Version wird der größte Teil des Materials aus verbrauchten Kunststoffen stammen.

igus:bike rostet und korrodiert nicht

Das igus:bike soll pflegeleichter sein als jedes andere Fahrrad. Besitzer*innen können das Single-Speed Bike bedenkenlos bei Wind und Wetter im Freien stehen lassen und in Sekundenschnelle mit einem Gartenschlauch reinigen. „Da alle Bauteile aus Kunststoff bestehen, rostet nichts am Rad“, unterstreicht Blase und fügt hinzu: „Selbst im Getriebe. Ein Fahrradgetriebe aus Kunststoff war lange Zeit undenkbar.” Leichte und schmierfreie Hochleistungskunststoffe kommen überall am Fahrrad zum Einsatz, von 2-Komponenten-Kugellagern in den Radlagern bis hin zu Gleitlagern in der Sattelstütze, den Bremshebeln und Pedalen. Alle diese Bauteile verfügen über integrierte Festschmierstoffe und sollen für den reibungsarmen Trockenlauf sorgen – ohne einen einzigen Tropfen Schmieröl.

Diese Tribo-Kunststoffe von igus sind bereits lange im Einsatz und sie werden in mehr als 70 Branchen eingesetzt: in Automobilen, Ackerschleppern oder Robotern. Und auch in der Fahrradindustrie haben sie seit Jahrzehnten viele Fans. Sie bewähren sich dort bereits seit Langem, zum Beispiel in Mountainbikes und E-Cargobikes.

„Wir möchten damit die Fahrradindustrie befähigen, Räder aus Kunststoff zu produzieren”

Frank Blase, Geschäftsführer von igus

 

igus sucht nach Partnern

igus möchte das Konzept-Bike nichts selbst vertreiben, sondern macht Fahrradherstellern auf der ganzen Welt mit seiner neuen Plattform das Angebot, diese Technologie gemeinsam voranzutreiben. „Wir möchten damit die Fahrradindustrie befähigen, Räder aus Kunststoff zu produzieren”, macht Frank Blase deutlich. Die aufgebaute Plattform soll zu einer Anlaufstelle für Hersteller werden, die ein Kunststoff-Fahrrad bauen möchten und gleichzeitig für alle geeigneten Komponenten-Hersteller, zum Beispiel von Rahmen, Rädern, Antrieben und Ritzeln aus Kunststoff.

Erstes Modell für Ende des Jahres geplant

Bereits Partner von igus ist das niederländische Unternehmen MTRL – ein Start-up, das in seinem Heimatland erfolgreich 400 Fahrräder mit Rahmen und Laufrädern aus Kunststoff auf die Straßen gebracht hat. „Mit den Gründern Johannes und Benjamin Alderse Baas haben wir Partner gefunden, die unsere Vision 1:1 teilen“, freut sich Blase, der selbst als Investor bei MTRL engagiert ist. „Gemeinsam gehen wir die Weiterentwicklung der Vollplastikfahrräder an.“ Das Fahrrad Start-up wird bis Ende dieses Jahres mit der Produktion und dem Verkauf eines Erwachsenenfahrrads für Städte und eines Kindermodells beginnen, in Deutschland startet die Markteinführung Anfang 2023. In Zukunft seien zudem weitere Versionen, beispielsweise ein E-Bike, geplant. Das Vollkunststoff-Fahrrad solle künftig sowohl in einer Variante aus neuem Kunststoff wie auch in einer Version aus 100 Prozent recyceltem Material verfügbar sein.

Was sagt ihr zum Kunststoff-Fahrrad von igus?

Text: Laurenz Utech | Infos & Foto: Hersteller

8 Kommentare

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  1. in dem Video gibts zum Aufbau grob was zu sehen.
    Kette oder Riemen.
    nett wäre allerdings ne Zahnradreihe,
    auch aus RecyclingKunstoff
  2. Da versuche ich schon eine Weile (und viele andere sicher auch) Kunststoff zu vermeiden, wann und wo es geht, erst recht am Fahrrad... und dann sowas. 🙃
    Das es aus recycelten Kunststoff hergestellt wurde macht es nicht nachhaltiger oder umweltfreundlicher.

    PS, soweit ich weiss gibt es keinen vollständig UV-"geschützten" Kunststoff, auch unter Lack nicht. Rahmenbrüche mögen spät kommen, aber sie werden kommen. Spielt aber in Industrie v4.0 keine Rolle. Bis dahin haben die meisten eh schon 5 neue Plastikfahrräder gekauft 👍

  3. Na.. ja.... hätte jetzt schon angst dass dieses Palastikfahrrad beim Fahren auseinander fällt. Besonders steif stelle ich mir den Rahmen plus die Anbauteile nicht vor.

    Wirkt etwas gezwungen, denn es stellt sich die Frage, warum man überhaupt Plastikmüll ins Meer wirft, um ihn anschließend zu recyceln?

  4. warum man Plastikmüll in den Ozean wirft,
    weil es billiger ist, als es sicher zu entsorgen.

    man könnt die ganze Kagge verbrennen,
    was auch recht umweltschonent möglich ist,
    und in unseren BilligLohnEbtsorgungsländern auch Energie bringen würde,
    hier übrigens auch.

    oder recyclen, was aber aufwändiger/teurer ist.
    (auch wenn heut die Phyrolyse wieder ausgegraben wurde)
    also erledigen Wind, Hochwasser und Export den Abtransport ins "Erstmal hauptsache wech"

    und dann kommen Umweltschützer und mahnen der Sauerei zu recht an.
    Greenwoscher kommen und nutzen das der Sache unsinnig aus.

    Lösung 1 : wenig bis garnix in unnötige und schlechte Verpackungen drücken.
    jeder kennt die folgenden Recyclingwege 😉

    Lösung 2 : siehe 1

    die Welt wieder sauber machen ist keine Lösung sondern eine Notwendigkeit.

    und wenn man mit dem gefundenen Plastikmüll doch iwas längerfristiges anfangen kann, auch ein sehr guter Weg (Parkbänke/Zaunpfähle/....Fahrradteile....)
    aber die Herstellung/Entsorgung bitte auch grünlich-transparent (ohne d geschrieben)

  5. uff, ist das klobig. Rein optisch wirkt das vollplastik-ITERA (Volvo) aus den 1980ern eleganter (oder besser: weniger klobig) und ausgereifter. War seinerzeit ein kommerzieller flop, die Restbestände wurden angeblich auf eine Karibikinsel (oder wars Südsee? egal, hauptsache Spanien) verschifft, wo sie gerüchteweise heute noch munter rumkrven. Vollplastik = rostfrei auch bei Seewetter.
    Ich denke aber, dass ordentlich gemachte Stahlrahmen noch langlebiger sein dürften. Außerdem lässt sich Metall besser recyclen als die meisten Kunsstoffe - und zwar echtes recyclen. Bei Kunststoff ists doch meist nur downcycling. Da werden aus einem mehr oder weniger undefinierten Granulatmix so tolle Dinge wie Straßenpoller, Parkbänke etc gemacht.

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