(Update 29.09.2023)
Rückzug aus der Fahrradbranche
Einschlägigen Medienberichten zufolge zieht sich ATU nach einer kurzen Probephase aus dem Fahrrad-Service-Geschäft zurück. Die Münchener Pilotwerkstatt solle nicht mehr fortgeführt werden. Man habe zwar viel „positives Feedback“ erhalten, jedoch auch „Hindernisse und Hemmnisse“ erkannt, die scheinbar nicht zu überwinden sind. Somit ist auch davon auszugehen, dass das gesamte Fahrradservice-Programm der Autowerkstattkette stoppt und bereits geplante Standorte wie Stuttgart, Leipzig oder Dortmund keine Zukunft haben. Auf der entsprechenden Landingpage der ATU-Website heißt es dazu: „Leider ist unser Bike-Service nicht mehr verfügbar. Diesen Service bieten wir nicht mehr an. Wir freuen uns, Sie mit Ihrem Auto weiterhin bei uns begrüßen zu können.“
ATU baut Fahrradwerkstatt in München-Moosach auf
Die A.T.U. Auto-Teile-Unger Handels GmbH & Co. KG ist einer von Deutschlands größten Anbietern für Kraftfahrzeugteile und Werkstattservice mit 558 Filialen und knapp 10.000 Mitarbeitern. Nun scheint das ursprünglich in der Oberpfalz von Peter Unger gegründete Unternehmen auch das Potenzial und vor allem den Bedarf an Werkstattservice für Fahrräder, Lastenräder und E-Bikes erkannt zu haben: Für eine Münchener Filiale hat der Service-Spezialist ganze zwei Jobanzeigen im Fahrrad-Jobportal auf MTB-News.de geschaltet.
„Werde Teil des Teams der Zukunftsfiliale in München.“ Mit diesem Satz wirbt die ATU für die Fahrrad-Werkstatt, die sie in München-Moosach installieren möchte. „In München wird die Zukunft von ATU vorangetrieben: Unsere Filiale in der Triebstraße (338) zu einem Zukunftslabor ausgebaut. Hier wird getestet, Neues umgesetzt und ausprobiert – bei Produkten, Serviceangeboten, Filialorganisation, Shopaufbau und vielem mehr. Ergreife die einmalige Chance, Teil dieses Teams zu werden!“ Heißt es weiter in den offiziellen Jobanzeigen.
Die Filiale in Moosach wäre dabei nicht die Erste, die als Zukunftslabor fungieren soll. Bereits im Herbst 2020 eröffnete in München-Parsdorf die bislang modernste ATU-Filiale Deutschlands, ebenfalls als Zukunftslabor betitelt, mit der Aufgabe aktuelle Trends aufzunehmen und neue Services und Produkte auszutesten.
Gesucht: Werkstattleiter (m/w/d) & Fahrradmonteur (m/w/d)
Für die ATU-Filiale in München-Moosach werden insgesamt zwei Stellen ausgeschrieben: Werkstattleiter Fahrrad (m/w/d) & Fahrradmonteur (m/w/d). Als Werkstattleiter (m/w/d) erwartet dich unter anderem ein überdurchschnittliches Gehalt, kreative Arbeitszeitmodelle und Mitarbeiterrabatte. Aufgabenbereich wird die Inbetriebnahme der nagelneuen Werkstatt, dortige Teamleitung und Support bei der „Expansion des Geschäftsfeldes im Großraum München“ sein. Die gesamte Jobanzeige mit allen wichtigen Informationen findest du in den Jobs auf MTB-News.de.
Als Fahrradmonteur (m/w/d) erwarten dich ebenfalls eine überdurchschnittliche Bezahlung, die Möglichkeit auf Voll- oder Teilzeit und „Entwicklungsperspektiven durch Expansion“. Du wirst hauptsächlich neue Räder aufbauen, aber auch an der Abwicklung und Bearbeitung der Werkstattaufträge teilhaben. Wenn du bereits in einer Fahrradwerkstatt gearbeitet hast und über eine abgeschlossene Berufsausbildung als Fahrradmonteur oder Zweiradmechaniker/-Mechatroniker verfügst, ist das von Vorteil, aber kein Must-Have. Was du auf jeden Fall in deinem Werkzeugkasten haben solltest, ist die technische Fähigkeit Fahrräder montieren und reparieren zu können. Die komplette Ausschreibung kannst du auf MTB-News.de lesen.
Die Bedeutung
Dass ein Unternehmen wie ATU in die Fahrrad-Branche einsteigt, indem es die Werkstatt-Infrastruktur des Landes bereichern und – wie in den Anzeigen herauszulesen ist – auch Neuräder und Zubehör verkaufen möchte, ist aus unserer Sicht grundsätzlich positiv zu bewerten. Gerade bei Rädern, deren Wartung und Reparatur besonderes Fachwissen und besondere Mittel benötigen, wie etwa Lastenräder oder moderne Pedelecs, ist es für ein Gelingen der Mobilitätswende unerlässlich, dass die Servicedichte in Deutschland stark zunimmt. Eine Expansion dieses neuen Konzepts von ATU, wie es an mehreren Stellen in den Anzeigen erwähnt wird, und die Öffnung weiterer solcher Standorte, könnte eine solche Entwicklung begünstigen. Ob das Experiment gelingt und ob aus Auto-Teile-Unger bald auch Fahrrad-Teile-Unger werden könnte, wird die Zeit zeigen. Wir bleiben für euch dran!
Würdet ihr euer Rad auch zu ATU bringen? Habt ihr eine Stamm-Werkstatt oder macht ihr alles selbst?
6 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumvor allem werden sich die "dashastdunichtbeimirgekauftundaußerdemhateseinennabenmotorundnun machdichvomhof" wohl was überlegen müssen. Entweder den deutschen Boschmichel und seine Micheline weiter melken bis sie tot umfallen oder der Hochglanzschowroombesitzer passt sich dem Markt an.
Wenn ATU das ganze Markenoffen gestalten möchte, werden sie das preislich so gestalten müssen, das sie nicht drauf zahlen. (Wobei, Dumpingpreise um "rein" zu kommen, kann ich mir auch vorstellen.) Das ist dann aber vielleicht auch für andere Fahrradläden eine Chance, die Preise für Reparaturen so zu gestalten, dass auch die das nich über den Verkauf Querfinanzieren müssen.
Und was die Quallität so angeht: Naja, bei den Läden, die ich so kenn...
Bei Fahrradwerkstätten kann ich nicht viel sagen, weil ich - von wenigen Ausnahmen, wo mir das Spezialwerkzeug fehlt - alles selbst mache. Meine beiden E605 habe ich bspw. komplett selbst aufgebaut.
Bei Kfz-Werkstätten habe ich allerdings meine einschlägigen Erfahrungen, obwohl ich in meinen jüngeren Jahren auch sehr viel an Auto und Motorrad (inkl. Motoreninstandsetzung) geschraubt habe und mir die Kfz-Betriebe kein X für ein U vormachen. In dem Bereich gibt es - wie überall - viel Licht und Schatten und das ATU-Bashing finde ich nicht unbedingt gerechtfertigt. Bei dt. "Premiummarken" habe ich nämlich auch schon so einiges erlebt, was man eigentlich nicht erwarten würde. Es wird eben überall nur mit Wasser gekocht.
Der Schritt von ATU ist durchaus nachvollziehbar, weil langfristig (hoffentlich) der motorisierte Individualverkehr (und die Anzahl der Kfz) abnehmen und der Bedarf an Wartung von Fahrräder (insbesondere mit Motor) zunehmen wird. An einem Pedelec kann man ja ohne teures Equipment ja auch nix mehr selbst machen. Und die meisten Radfahrenden sind häufig ja schon mit den einfachsten Wartungsarbeiten überfordert und müssen oft monatelang auf einen Termin bei einer Fahrradwerkstatt warten. Mehr Angebot in dem Sektor tut also Not.
Schade eigentlich, denn mehr Werkstätten wären gut, denn nicht überall bekommt man sofort einen Termin.
Wahrscheinlich hat man nem Autoteilehändler und -werkstatt nicht abgenommen, dass sie das können, denn gute Radmechaniker findet man auch nicht an jeder Ecke.
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