Das Fahrrad. Kultobjekt. Designobjekt. Rundgang in der Pinakothek der Moderne

Eine Hommage an die Schönheit des Fahrrads findet sich in der Münchner Pinakothek der Moderne noch bis September 2024. Die Ausstellung „Das Fahrrad. Kultobjekt. Designobjekt.“ präsentiert 70 Modelle, die mit ihrer besonderen Optik die Designgeschichte des Rads nachzeichnen: von der Draisine bis zum 3D-Druck. Wir waren bei der Ausstellungseröffnung dabei und alle, die es nicht waren, nehmen wir mit diesem Artikel rückblickend mit – viel Spaß!
Foto von Sissi
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Lesezeit ~2 Min.
Veröffentlicht in Inspiration
27. November 2022
Titelbild

Das Wundersame ist: futuristisch wirken sie im Grunde alle. Das Hochrad von Eugène Meyer (1869/70) wie das Hirondelle Sicherheitsniederrad von 1890. Die Laufmaschine von Karl Drais wie das mit Holz bereifte Holzrad (der schottische Tierarzt John Boyd Dunlop erfand den Luftreifen erst 1888) oder die Zeitfahrmaschine (1989) aus der DDR-Kader-Carbonschmiede FES – dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (das Olympiagold-Rad 1988 in Seoul).

Die Ausstellung "Das Fahrrad. Kultobjekt. Designobjekt." in der Pinakothek der Moderne, München, läuft noch bis zum 24. September 2024.
# Die Ausstellung "Das Fahrrad. Kultobjekt. Designobjekt." in der Pinakothek der Moderne, München, läuft noch bis zum 24. September 2024.

Diashow: Das Fahrrad. Kultobjekt. Designobjekt.: Sissi Rundgang in der Pinakothek der Moderne
Auch bei Hochrad-Künstler Eugène Meyer stand in den 1860er und 70er Jahren das Design im Vordergrund.
1946 – man nimmt, was es gibt: In der Nachkriegszeit entschied sich René Bardet Alu-Flugzeugteile zu einem Rad zusammenzuschrauben.
Ein runder Traum: 1889 präsentierte die französische Waffenfabrik Manufrance mit ihrem Hirondelle Superbe eine schwungvolle Fahrradschönheit mit luftgefüllten Pneus und Kettenantrieb.
Teuflisches Teil: Die Japaner von Togashi sahen 1989 Rot bei dem Design der konsequent aerodynamischen Rennmaschine.
Die Ausstellung "Das Fahrrad. Kultobjekt. Designobjekt." in der Pinakothek der Moderne, München, läuft noch bis zum 24. September 2024.
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Die fortwährende Neuerfindung des Rads

All die 70 Räder, die Kurator Josef Straßer in der bis September 2024 besuchbaren Ausstellung in der Münchner Pinakothek der Moderne zusammengestellt hat, lösen eine zeitgeistige Zeitreise aus. Sie alle haben in ihrer Ära Grenzen ausgereizt, die Zukunft des Fahrrads geprägt und die Menschheit darauf vorbereitet, was denn noch kommen mag. Und das ausnahmsweise mal nicht nur durch ihre technischen Innovationen, sondern in erster Linie auch durch ihren visuellen Auftritt.

Teuflisches Teil: Die Japaner von Togashi sahen 1989 Rot bei dem Design der konsequent aerodynamischen Rennmaschine.
# Teuflisches Teil: Die Japaner von Togashi sahen 1989 Rot bei dem Design der konsequent aerodynamischen Rennmaschine.

Zudem beweisen die Exponate, dass diese simple wie geniale Idee des Fahrrads niemals stillsteht. Der Drang, das Rad neu zu erfinden, ist groß. Über Jahrhunderte spornt es die Ingenieure und Designer:innen an, Dinge neu zu denken und zu formen. Das Rad, es ist immer in Bewegung.

Der Däne Mikael Pedersen setzte (sich) 1893 auf ein gespanntes Stricktuch anstatt auf einen Sattel.
# Der Däne Mikael Pedersen setzte (sich) 1893 auf ein gespanntes Stricktuch anstatt auf einen Sattel.
Blattfederfahrrad aus dem Jahre 1937.
# Blattfederfahrrad aus dem Jahre 1937.

Von Draisine bis 3D-Drucker

Von der Draisine geht der Schritt zum Diamantrahmen. Der kommt aus Holz, Stahl und Aluminium (tatsächlich erst seit 1936), aber auch aus Magnesium, Titan, natürlich Carbon wie auch recyceltes Polycarbonat aus dem 3D-Drucker. Denn einen Rahmen brauchen sie alle: das Rennrad von Trek und das in alle Richtungen verstellbare Kindermodell von Five Rams; die Liegeräder und das Rad mit Fuß- und Handantrieb von 1939, genauso wie das Strida Faltrad, die Steherräder oder die Modelle von Mitsubishi und BMW.

Leicht, minimalistisch, geradlinig: Das radikale Carbon-Fixie von Lokalmatador Christian Zanzotti.
# Leicht, minimalistisch, geradlinig: Das radikale Carbon-Fixie von Lokalmatador Christian Zanzotti.

Designobjekt Fahrrad

Der gestalterische Reiz des Fahrrads war und ist so groß, dass auch Industriedesigner wie der legendäre Luigi Colani nicht widerstehen konnten. Er schuf Bäder und Schimmel Flügel, Kameras für Canon, Autos für so ziemlich jeden – und ein Rad für Schauff. Der jüngste Industriedesigner, der in der Ausstellung vertreten ist, ist Lokalmatador Christian Zanzotti mit dem 7.700 Gramm leichten urbanen Rad Coren von 2012 und dem minimalistischen Vässla e-Commuter mit 24 Zoll-Reifen.

Auch bei Hochrad-Künstler Eugène Meyer stand in den 1860er und 70er Jahren das Design im Vordergrund.
# Auch bei Hochrad-Künstler Eugène Meyer stand in den 1860er und 70er Jahren das Design im Vordergrund.
Der Industriedesigner Richard Sapper aus München gestaltete Computer und Telefonzellen – und 1998 auch ein Faltrad.
# Der Industriedesigner Richard Sapper aus München gestaltete Computer und Telefonzellen – und 1998 auch ein Faltrad.

Wer an den technischen Details Interesse hat, wer die Komponenten, die Konstruktionen, die Blattfeder- oder Schichtholzrahmen eingehend betrachten will, der kann den Objekten dank der halbrunden Arena-Präsentation ganz nahekommen. Was man dabei ebenfalls zu sehen bekommt: die obligatorische Bonanzarad-Ausstattung mit Fuchsschwanz und Wimpel, den Hängemattensitz an einem dänischen Rad aus dem Jahr 1893, spannende Faltvarianten und diverse Schaltvarianten am Oberrohr.

Bonanza mit Fuchsschwanz sissi
# Bonanza mit Fuchsschwanz sissi
FiveRam-Jugendrad Sissi
# FiveRam-Jugendrad Sissi
1946 – man nimmt, was es gibt: In der Nachkriegszeit entschied sich René Bardet Alu-Flugzeugteile zu einem Rad zusammenzuschrauben.
# 1946 – man nimmt, was es gibt: In der Nachkriegszeit entschied sich René Bardet Alu-Flugzeugteile zu einem Rad zusammenzuschrauben.

Eine Hommage an das Fahrrad

Das Fahrrad ist das häufigste Fortbewegungsmittel der Welt. Es schenkt uns Freiheit und Unabhängigkeit. Es bringt uns ans Ziel und wieder nach Hause. Es eignet sich zum Transport, zum Wettkampf und zum Spaßhaben. Und es eignet sich hervorragend dafür, verehrt zu werden. Wer eine kleine Vorliebe für das Fahrrad in sich trägt, der sollte die Ausstellung in München besuchen. Wer eine große Vorliebe für das Fahrrad in sich trägt, der sollte auch einen Blick in den umfangreichen Begleitkatalog werfen (34,90 Euro).

Ein runder Traum: 1889 präsentierte die französische Waffenfabrik Manufrance mit ihrem Hirondelle Superbe eine schwungvolle Fahrradschönheit mit luftgefüllten Pneus und Kettenantrieb.
# Ein runder Traum: 1889 präsentierte die französische Waffenfabrik Manufrance mit ihrem Hirondelle Superbe eine schwungvolle Fahrradschönheit mit luftgefüllten Pneus und Kettenantrieb.

Wart ihr schon in der Ausstellung? Was hat euch am besten gefallen?

Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Das Fahrrad. Kultobjekt. Designobjekt.: Rundgang in der Pinakothek der Moderne

    „Das Fahrrad. Kultobjekt. Designobjekt.“ – Eine Hommage an die Schönheit des Fahrrads findet sich in der Münchner Pinakothek der Moderne noch bis September 2024. Wir waren bei der Ausstellungseröffnung dabei und alle, die es nicht waren, nehmen wir mit diesem Artikel rückblickend mit – viel Spaß!

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    Das Fahrrad. Kultobjekt. Designobjekt.: Rundgang in der Pinakothek der Moderne

    Wart ihr schon in der Ausstellung? Was hat euch am besten gefallen?
  2. Ich war gestern in der Ausstellung und kann sie jedem Fahrradbegeisterten ans Herz legen. Es gibt in der Tat sehr viele sehr schöne Räder zu bestaunen, die in ihrer Gesamtheit durchaus eine kleine Kulturgeschichte des Zweirads erzählen.

    Leider bin ich aber nicht ganz glücklich mit dem Ausstellungskonzept: die Exponate sind jeweils nur mit einem kleinen Titelschild versehen, auf dem Entstehungsjahr, Hersteller, Modellname, eventuell Designer (falls bekannt) vermerkt sind. Das ist selbst mir, obwohl ich mich durchaus als "Kenner der Materie" bezeichnen möchte, deutlich zu wenig an Wissensvermittlung. Bei vielen Rädern wird durchs bloße Betrachten nämlich nicht klar, worin die Leistung des Entwurfs liegt. Der aufwendig bebilderte Katalog geht schon etwas mehr in die Tiefe, ist aber mit 35 Euro preislich sehr hoch angesetzt, zumindest für Leute, deren Leben sich nicht ausschließlich ums Fahrrad dreht. Für Freaks, wie wir sie sicher in diesem Forum finden, lohnt sich die Anschaffung des Katalogs aber auf jeden Fall.
    Was mir fehlt, sind weitergehende Infos zu den Entwürfen, die mittels QR-Code und virtueller Führung über Kopfhörer und Smartphone direkt beim Exponat abrufbar wären. Daran wurde leider nicht gedacht. Auch sind seitens der Museumsleitung keinerlei Führungen geplant, wie man mir auf Nachfrage mitteilte.
    Gegen die Auswahl der Räder ist im Grunde wenig auszusetzen, wenngleich diese bei der historischen Fülle des Sujets wohl auch gänzlich anders hätte ausgesehen haben können. Aus dem Hausbestand der Neuen Sammlung sind nur die wenigsten Fahrräder (ist halt nicht deren Kernthema), die meisten stammen erkennbar aus privaten Sammlungen, wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden wäre, aber eine gewissenhafte Kuratierung hätte sich halt nicht vom Angebot dessen leiten lassen sollen, was zur Verfügung stand, sondern hätte darauf drängen müssen, Wunschexponate aufzutreiben, die nicht aus dem Bauchladen einiger Sammler stammen.
    Mir ist klar, dass es kritteln auf hohem Niveau ist: die Präsentation beispielsweise des wunderschönen Trek Carbon-Monocoque-Rennrads "Y-Foil" (welches ich selber einige Jahre besaß) ohne die Erwähnung, dass dieser Entwurf im Grunde genommen ein "Nebenprodukt" des zuvor entwickelten Mountainbikes "Y" desselben Herstellers darstellt, halte ich für einen "Fehler", wie er einem Museum diesen Rangs eigentlich nicht unterlaufen sollte.
    Ebenso unverständlich für mich, dass eine ausreichende Würdigung des Fortbewegungsmittels Fahrrad und dessen gesellschaftliche Bedeutung nicht einmal ansatzweise angesprochen wird.
    In dieser Form ist die Ausstellung leider nicht mehr als ein begehbares Panini-Album des Fahrrads. Schade.

    Mein Fotoalbum.

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