Steckbrief: Brompton C Line Explore
Einsatzbereich | Urban |
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Rahmenmaterial | Stahl |
Gabel | Stahl |
Gewicht (o. Pedale) | 12,1 kg |
max. Systemgewicht | 130,0 kg |
Rahmengrößen | Einheitsgröße – Flat, Mid & High Lenkeroptionen (im Test: Flat Lenker) |
Website | de.brompton.com |
Die Brompton C Line gilt, 47 Jahre nachdem das erste Brompton das Licht der Welt erblickte, immer noch als das originale Brompton-Faltrad. Mit einem robusten Rahmen aus Stahl, welcher heute noch in der Londoner Fabrik handgefertigt wird, großer Verstellmöglichkeit von Sattel- und Lenkerhöhe, zwei verschiedenen Ausstattungsvarianten – Explore und Urban – und praktischem Zubehör gilt es außerdem als das anpassungsfähigste aller Bromptons. Ausgestattet mit dem Brompton Wide-Range-Antrieb mit 6 Gängen und einer Entfaltung von 300 % stand uns das Explore-Modell für unseren Test zur Verfügung. Wer es simpler mag und keine Kesselstädte ansteuern will, für die oder den ist die etwas leichtere Urban-Variante mit nur zwei Gängen womöglich auch interessant.
Im Detail
Wirft man einen genauen Blick auf den per Hand geschweißten Stahlrahmen des Brompton, fallen einem direkt zwei Dinge auf: Erstens, die auffällig schön gearbeiteten Schweißnähte und zweitens, der dunkel schimmernde, transparente Lack, der jene erst sichtbar macht. Für die Black Lacquer-Lackierung wird der Stahlrahmen mehrfach mit einem mit schwarzen Farbpigmenten beigemischten Klarlack versehen. So bleiben die Schweißnähte auf faszinierende Art und Weise sichtbar.
Die geniale dreiteile Faltkonstruktion des Bromptons wurde seit seiner Erfindung durch Gründer Andrew Ritchie im Jahr 1975 bis heute praktisch nicht mehr verändert. Das zeigt, wie durchdacht sie war – und ist. Und dass sich das Konzept des Bromptons bis heute bewährt hat, zeigt auch der Fun Fact, dass seit Kurzem über 1 Million Bromptons auf der Welt herumfahren – stark.
Apropos stark: Der handgeschweißte Stahlrahmen der C Line ermöglicht ein maximales Systemgewicht von 130 kg, was erstaunlich viel ist für ein auf 16″-Rädern rollendes Minibike. Neben dem Rahmen sind auch Sattelstütze und Gabel aus Stahl. Die Brompton C Line Explore verfügt über fest verbaute Schutzbleche, eine am Hinterbau befestigte Handpumpe, ein faltbares linkes Pedal (Schienenbeinseite) und einen Anbringungsblock am Steuerrohr zur Befestigung von Taschen und Körben.
Jedes Brompton kommt in einer einheitlichen Rahmengröße. Um es dennoch auf verschiedene Körpergrößen und Sitzpositionen anpassen zu können, wird ab einer Körpergröße von 1,75 die getestete Teleskopsattelstütze empfohlen. Außerdem können dafür drei verschieden stark gekröpfte Lenker zur Anwendung kommen. So haben wir etwa bei einer Körpergröße des Testers von 1,85 m den Flatbar getestet, für eine sportliche Sitzposition. Mit dem Midbar wären wir allerdings genauso gut, nur eben aufrechter gefahren, im wahrsten Sinne.
Ausstattung
- Antrieb Brompton Wide-Range-6-Gang-Antrieb, 300 % Reichweite
- Bremsen Brompton Zweigelenk-Bremssättel
- Laufräder 16″ mit 28 Speichen
- Reifen Schwalbe Marathon Racer, 349 x 35C
- Schaltung Interne 3-Gang-Hinterradnabe mit zwei externen 13-Zahn- bzw. 16-Zahn-Ritzeln
- Kurbelsatz 6061 geschmiedete Aluminiumkurbel mit 50-Z-Kettenblatt
- Pedale Brompton-Pedale, faltbar links und nicht faltbar rechts
- Sattel Brooks Cambium C17
- Farbe Black Lacquer
Im Einsatz
Flink und wendig geht es mit dem Brompton zu. Die 16 Zoll kleinen Laufräder beschleunigen an der Ampel schneller als jedes E-Bike und jede noch so knifflige Schikane stellt sich als spaßiger Slalomkurs heraus. Was das Brommy nicht so sehr mag, sind abgesenkte Bordsteine, grobes Pflaster und sonstige Unebenheiten, denen die kleinen Räder einfach zu wenig entgegenzusetzen haben.
Ein Brompton rollt natürlich nicht so gut und lange wie ein Rad mit 28″-Rädern, aber das ist ja auch gar nicht der Anspruch der kleinen Weltverbesserer. Ihnen geht es um das große Ganze, darum, ein Fahrrad für alle Fälle zu sein, das überall mit hingenommen werden kann. Und durch die von Brompton eigens entwickelte 6-Gang-Nabenschaltung der Explorer-Version sind auch längere Anstiege und steile Stiche dennoch kein Problem mit der Brompton C Line – wenn man sie gemächlich angeht.
Gewöhnungsbedürftig ist die Position des rechten Bremshebels, die einmal zurechtgerückt beim Zusammenfalten das Arretieren des Lenkers nicht mehr ermöglichte. Entweder fährt man also mit einem fast senkrecht nach unten zeigenden Bremshebel oder man passt die Position jedes mal aufs neue an. Ebenfalls für Irritation sorgten die Pedale, die zwar auch super in das Faltkonzept integriert sind – linke Seite in Richtung Schienbein faltbar, rechts verschwindet im gefalteten Rad – bei Nässe jedoch nur wenig Halt bringen.
Mit dem Faltrad in die Bahn
So beeindruckend die Fahreigenschaften des Faltrad-Klassikers auch seien mögen, ihre wahre Stärke spielt die C Line dann aus, wenn man mit ihr inner- oder interstädtisch multimodal unterwegs ist. Einfach aus der Haustür raus und aufs Brompton springen. An der Haltestelle angekommen, ist es für geübte Falter:innen innerhalb von ein paar Sekunden eingeklappt. Und los geht’s in die Bahn oder den Bus! Mit einem Faltmaß von 64 cm in der Höhe und nicht mal 60 cm in der Länge passt das Brommy problemlos unter den Sitz, zwischen die Beine oder ins Gepäckregal – und damit fährt es in öffentlichen Verkehrsmittel als einziges vollwertiges Fahrrad kostenlos mit. Dies gilt sowohl für die Fahrradmitnahme im Nahverkehr, als auch für die Fahrradmitnahme im Fernverkehr.
Das Gewicht der C Line Explorer liegt mit 12,1 kg zwar deutlich über der 7,45 kg leichten T Line, die im letzten Frühjar gelauncht wurde, aber durchaus noch im wortwörtlich tragbarem Bereich. Und wenn es doch mal über weitere Strecken nicht gefahren werden kann, lässt es sich am hüfthoch eingestellten Sitz mittels der zwei kleinen an den Sitzstreben angebrachten Röllchen bequem nebenher schieben. Wer kennt es nicht? Kurzfristige Änderung der Wagenreihung am Gleis und man steht am völlig falschen Ende – genau für diesen Fall ist die Rollfunktion des Brompton Faltrads gemacht!
Wie falte ich ein Brompton?
Zu einem geübten Faltradfalter, beziehungsweise einer geübten Faltradfalterin werde ich, indem ich die folgenden drei Schritte einfach ein paar Mal probe, bevor es am Bahngleis ernst wird:
Schritt 1: Im ersten Schritt wird der Lenker aus seiner Arretierung an der Gabel gelöst, aufgeklappt und festgeschraubt sowie die versenkte Sattelstütze mittels Schnellspanner herausgezogen. Dadurch wird der Klappmechanismus entriegelt und der nächste Schritt ermöglicht. Tipp: Wer später ein:e besonders flinke:r Falter:in sein möchte, stellt die Sattelstütze nach Gefühl oder anhand einer Markierung direkt auf die gewünschte Sitzhöhe ein, so erspart man sich ein nachträgliches Korrigieren.
Schritt 2: Nach dem Entriegeln des Klappmechanismus kann der Hinterbau des Rades angehoben, die Arretierung an der Kettenstrebe gelöst und das Rad aufgeklappt werden. Es empfiehlt sich dabei, das verdrehte Vorderrad nicht sofort in Fahrtrichtung auszurichten, da dies den Vorgang erheblich erschwert. Ist der Hinterbau ausgeklappt und festgeschraubt, ist auch dieser Arbeitsschritt abgeschlossen.
Schritt 3: Der letzte Schritt beim Auseinanderfalten eines jeden Bromptons ist der schnellste und mit Abstand lässigste: Das Rad an Lenker und Sattel festhalten, hochheben und das Hinterrad unter das Rad schwingen – und los geht die wilde Fahrt! Vorausgesetzt, der Sattel ist schon in der richtigen Höhe. Das Hinterrad wird dabei automatisch arretiert.
Praktisches Zubehör fürs Brompton
Die hohe Praktikabilität des Faltrads hört beim dreiteiligen Faltmechanismus noch nicht auf: Neben der bereits am Rahmen befestigten Handpumpe, den Schutzblechen und Reflektoren gibt es eine lange Liste an praktischem Zubehör für die Brompton C Line, wie etwa Gepäckträger, Beleuchtung und verschiedene Taschen und Körbe.
Besonders angetan hat es uns der Metro Messenger Bag zu 227 € (UVP). Dieser ist komplett wasserdicht, verfügt über ein Laptopfach sowie viele verschiedene Fächer für Kleinteile und lässt sich schnell und sicher am bereits am Bike befindlichen Trägerblockadapter anbringen. Wie sonst auch ist Brompton beim Design der Tasche stilsicher unterwegs, weshalb sich die Tasche auch abseits des Fahrrades einen festen Platz ganz oben in der Garderobe erkämpfen konnte.
Das ist uns aufgefallen
- Beschleunigung Kurbelumdrehungen werden mit dem Brompton unmittelbar in Vortrieb umgewandelt, dank kleiner Laufräder und kurzer Kurbelarme
- Packmaß Das kompakte Faltmaß hat uns nicht nur in der Bahn und im Zug begeistert, sondern auch im PKW oder im Wohnmobil
- Handpumpe getestet und für gut befunden, was längst nicht für jede integrierte Handpumpe gilt
- Wendigkeit Vorsicht, beim Bromptonfahren kann BMX-Feeling aufkommen!
- Tasche Brompton macht nicht nur feine Falträder, sondern auch ziemlich hochwertige und durchdachte Taschen
Fazit – Brompton C Line Explore
Wirtschaftlich betrachtet ist die Brompton C Line ein Invest fürs Leben – die Beständigkeit des Rahmenmaterials ist enorm, die Vielseitigkeit durch 6-Gangschaltung und mannigfaltige Zubehöroptionen passt zu jedem erdenklichen Einsatzzweck. Und man kann sich sicher sein, dass man damit immer auf dem aktuellen Stand der Technik bleibt. Gesellschaftspolitisch gesehen ist sie ein Statement für ein modernen, umweltbewussten Lebensstil und ein wirksames Tool für das Gelingen der Mobilitätswende.
Pro / Contra
Stärken
- Perfekt durchdachter Faltmechanismus
- Starke Beschleunigung
- Sehr wendig
- Individualisierbar durch vielfältige Zubehöroptionen
- Flat, Mid und High-Lenkeroption
- Qualitativ hochwertige Stahlkonstruktion
- Kein Zusatzticket in Bus & Bahn nötig
- Auf längeren Gehstrecken rollbar
Schwächen
- Schlechtes Überrollverhalten auf unebener Fahrbahn
- Nicht das leichteste Brompton
- Pedale bieten wenig Halt bei Nässe
- Bremshebelposition stört beim Falten
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8 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumProst Gemeinde, ich fahre seit anderthalb Jahren mein Brompton 6-Gang. Ich pendle kurze Strecken von und zum Bahnhof, fast jeden Arbeitstag so oft es geht, auch bei Wind und Wetter. Gelegentlich fahre ich auch längere Strecken, sagen wir bis 50km. Zum Brompton selbst ist grundsätzlich schon alles gesagt worden. ABER, ein paar Sachen sind dann doch. Gerade wenn man bei Wind und Wetter und im Winter fährt: das Rad ist extrem schlecht zu pflegen. Man kommt kaum in die ganzen Ecken und Winkel, eigentlich bräuchte man ein Minikärcher (hab ich nicht, schwierig be Miete). Was am meisten nachhaltig verdreckt ist der Antrieb, insbesondere die Rollen vom Kettenspanner. Die sind kaum sauber zu halten. Letztens ausgebaut und grundgereinigt (eine Qual).
Das führt mich direkt zum nächsten Knackpunkt: der Kettenspanner ist hinüber, die Röllchen sind verschlissen und eingelaufen so das die Schaltung nicht mehr funktioniert. Neuer Spanner ist bestellt (Ali Express, aus Aluminium). Nächster Punkt: Ersatzteilverfügbarkeit ist wechselhaft und teuer, teilweise ist man vom Händlernetz abhängig, bin gespannt wie sich das mit AE Teilen verhält, qualitativ.
Dann noch paar Dinge in eigener Sache. Hätte gern breitere Reifen, muss also eigentlich was anderes her (Bike Friday Allpacka?) Hätte gern ne richtige Schaltung (bei den neuen Brompton ist das glaube ich anders gelöst)
Danke und VG
Jochen
Jochen hast Du mal diverse Bürsten aus dem Automobilbereich probiert um die Reinigung zu vereinfachen?
Z.B. Felgenbürsten find ich ganz praktisch um in unzugängliche Ecken zu kommen.
Reinige damit gern meine Sattelklemmung am
Crosser, da ich dort sonst auch nicht gut dran komme.
Die Rillen der Röllchen gehen ziemlich tief runter bis auf das Niveau der seitlichen Löcher und das sind noch Stege dazwischen. Da ist kaum beizukommen. Zahnbürste, Pfeifenreiniger, Pinzette (fein) waren so Ideen.
Mit dem Thema haben sich bei Youtube schon viele beschäftigt.
Mich überrascht der Inhalt des Beitrags nicht. Ich hatte mein Brompton aus 2019 bereits einige Male auf Zugreisen oder Reisen mit dem Auto dabei - praktischer geht es kaum. Selbst im Alltag oder Freizeit lassen sich ordentliche Kilometer sammeln und dabei ist der Spaßfaktor ganz oben. 🙂
Einzig die vielen Blicke sind manchmal etwas unangenehm - mit einem Faltrad fällt man einfach auf. 😀
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