Radfahren in der EU: Schlüssel zur Klima- und Verkehrswende?
„Die Verkehrswende ist unumgänglich, besonders in Zeiten, in denen wir der Klimakatastrophe entgegenwirken wollen. Hierbei spielt das Fahrrad eine entscheidende Rolle.“ Wollte man die gerade erschienene European Cycling Declaration zu einem kurzen, aber bedeutungsschweren Satz destillieren, wäre es vielleicht dieser.
Laut dem jüngst von EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean in Sevilla präsentierten Papier soll das Radfahren künftig eine zentrale Rolle in der europäischen Verkehrspolitik spielen. Die Frage stellt sich: Was bedeutet das genau und welcher Stellenwert ist der European Cycling Declaration beizumessen?
Die 10 wichtigsten Punkte aus der European Cycling Declaration
- Radverkehr ist auf allen Verwaltungsebenen zu entwickeln und zu stärken
- das Radfahren im Rahmen nachhaltiger Stadtverkehrsplanung zu priorisieren
(Looking @ you, Manja Schreiner!) - sichere und kohärente Radinfrastruktur ist europaweit, auch in die Vorstädte und ländlichen Gebiete erheblich auszubauen
- Bereitstellung von sicheren Fahrradstellplätzen und Ladepunkten für E-Bikes in städtebaulicher Planung
- der Zugang zum Radfahren ist unabhängig vom Alter, Geschlecht oder Mobilitätseinschränkungen zu fördern
- bis 2030 ist die Zahl der Verkehrstoten zu halbieren, bis 2050 die Zahl der Verkehrstoten auf Null zu reduzieren (Vision Zero)
- Trainings und Sensibilisierungskampagnen zum Schutz Radfahrender für alle Verkehrsteilnehmenden
- Stärkung der Fahrradindustrie als Arbeitgeber und Wirtschaftszweig
- Förderung und Integration von Fahrradlogistik – insbesondere in Städten
- Unterstützung von Fahrradtourismus und Bike-Sharing als Ergänzung zum öffentlichen Nah– und Fernverkehr
Die Erklärung wird als strategischer Leitfaden für aktuelle und zukünftige politische Maßnahmen beschrieben, mit dem Ziel, das volle Potenzial des Radverkehrs in der EU zu entfesseln. Es handelt sich hierbei um die bislang ambitionierteste Initiative der EU-Kommission zum Thema Radverkehr. In dieser wird das Radfahren als eine der nachhaltigsten, zugänglichsten und gesündesten Formen der Fortbewegung hervorgehoben. Weiterhin betont man die Wichtigkeit des Radsports sowie der Fahrradwirtschaft im Rahmen des europäischen Green Deals.
Die Bedeutung von Mobilität für die Gesellschaft
Mobilität ist nicht nur unverzichtbare Voraussetzung für soziale Teilhabe und wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch für das Berufsleben sowie den Zugang zu Bildung, Gesundheit oder Pflege. Allerdings bleibt der Verkehr eine bedeutende Quelle für Treibhausgasemissionen und andere Umweltverschmutzungen. Auch Verkehrsstaus sind ein Problem, das die Lebensqualität und Wirtschaft in betroffenen Gebieten erheblich beeinträchtigt.
Mobilität und Klimakatastrophe
Um die Klima- und Energieeffizienzziele der EU zu erreichen, sind nachhaltige Transportformen unerlässlich. Das Fahrrad sticht hier besonders hervor. Laut den Vorgaben soll es helfen, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Besonders in europäischen Städten ist die Weiterentwicklung des Fahrradverkehrs für die EU-Klimaziele entscheidend.
Fahrradverkehr ist Vielfalt
Fahrradfahren umfasst eine äußerst bunte Palette von durch Muskelkraft betriebenen Fahrzeugen: von Mountainbikes, Lastenrädern, Rädern zum Transport von Kindern, über Sporträder bis hin zu Fahrrädern für Menschen mit Behinderungen. Eine funktionierende Infrastruktur ist essentiell, insbesondere da das Fahrrad auch im städtischen Güterverkehr immer wichtiger wird, z.B. für Paketzustellungen durch Lastenräder.
Fahrräder als Wirtschaftsgut: Die EU Fahrradindustrie
Die Branche ist nicht nur global innovativ und führend, sondern stellt auch gegenwärtig bereits mehr als 1 Million Arbeitsplätze, Tendenz steigend.
European Declaration on Cycling im Volltext
Fazit
Für Kenner der Thematik kommt es nicht überraschend: Das Fahrrad ist eines der entscheidenden Elemente in der dringend gebotenen europäischen Verkehrswende. Um seine volle Wirkung zu entfalten, braucht es jedoch angemessene Infrastruktur, Sicherheitsmaßnahmen und politische Unterstützung.
Der Weg zu optimalen Rahmenbedingungen für die Nutzung des Fahrrads ist besonders hierzulande noch lang und bis jetzt recht holprig; die neue Grundsatzerklärung der EU-Kommission nährt jedoch unsere Hoffnung auf eine echte Perspektive und ist hoffentlich ein Ansporn auch auf nationaler politischer Entscheidungsebene endlich die dafür notwendigen Schritte mit der angebrachten Entschlossenheit zu gehen.
Was sagst du zu den Fahrrad-Plänen der EU-Kommmission?
11 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumnee von Gott ist da nix geben,
sondern von der Idee "Geiz ist geil" und "billich gewinnt" 😉
und wenn wir jetzt nur anfangen iwo nen Radweg hinzuprügeln bringt das was ?!
hab gestern bei "nördy by natur" gesehn,
der Welke war da,
es gibt Leute die rechnen aus, was so ne Tonne CO2 für alle an Kosten verursacht (Langeweile ? ).
lag so ca 200 bis 700 Euro.
80 Euro kost das Zertifikat pro Tonne im moment 😉
also wir packen alle mal tief in die Tasche.
das kriegen wir doch hin die nächsten Jahre "ha ha".
Zechensiedlung und Dorfladen, ich glaube fest an euch 🙂
(Detmold Freilichtmuseum, gibt da nen leckren Bäcker)
man muss halt auch mal "aut off se Großstäde" gucken,
bei uns ist das Nötige anders 😉
vll auchmal global gucken wo man sicher ökologische Energie herbekommt,
und auch dort techn. und sozial investieren.
ok hat nix mit Drahtesel zutun, sorry 🙂
Ich bin Bj 75, als ich klein war, gab es hier in der Kleinstadt und in den umliegenden Dörfern Bäcker, Metzger, "Tante Emma" Läden, alles fußläufig, oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Mit der Zeit kamen die Supermärkte auf der grünen Wiese, ohne Auto, oder ÖPNV nicht, bzw. schwieriger zu erreichen. Die kleinen Läden verschwanden. Die Lebensmittel sind heute billiger, dafür ist die Mobilität teurer...
In den kleinen und mittleren Städten und Dörfern ist nicht mehr viel los und dennoch herrscht fast überall Verkehrschaos. Ich find's eigentlich nur noch nervig, Parkplätze, Autos, Asphalt, Alibigrün. Wer will sich da länger aufhalten?
Wenn jetzt wieder dezentralisiert würde, würde das in meinen Augen mehrere Problempunkte lösen:
- Kleinere Läden, nicht im Aussenbezirk, sonder dort wo sie benötigt werden, würden die Abhängigkeit vom Auto verringern und vielleicht würden mehr Leute darüber nachdenken, Ihr Einkaufsverhalten anzupassen und mehr zu Fuß und / oder mit dem Fahrrad zu erledigen.
- Die Folge wäre weniger Autoverkehr in den Städten und somit mehr Aufenthaltsqualität
- Weniger Leerstand, auch das wäre der Aufenthaltsqualität zuträglich
- Mehr Kontakt mit den Leuten aus der Nachbarschaft
- Weniger Ressourcenverbrauch / Schadstoffbelastung
Der Großteil des Autoverkehr muss wieder aus den Städten und ich sage nicht, dass alle Autos aus den Städten müssen. Auch reine Fußgängerzonen halte ich für wenig sinnvoll, weil sie den Radverkehr ausschließen. Sie sind eh nur aus der Not heraus entstanden, weil der Autoverkehr in den Städten explodiert ist. Das Automobil ist eine der großartigsten Erfindungen, nur wird es leider viel zu inflationär und unnötig eingesetzt.
Das wäre natürlich der komplette Gegenentwurf zum "höher, schneller, weiter". Das ist von der Mehrheit nicht gewollt, für Viele ist es leider auch unvorstellbar. Also machen wir einfach immer so weiter, leben in Hektik und Unverständnis Andersdenkenden gegenüber und wundern uns das alles immer mehr zerbricht...
Meine Brötchen verdiene ich übrigens im Automobilsektor ;-)
Davon wieder wegzukommen wird verdammt schwer werden, weil das Henne Ei Prinzip greift.
Hier wird von Bund und Ländern viel Unterstützung fliessen müssen, damit sich kleine Geschäfte wieder etablieren können und dann wird sicher auch mehr Umdenken bezüglich Mobilität stattfinden können.
Ich wohne zum Glück in einem Ort, wo vieles recht zentral erreichbar ist. Nur fehlt es hier an der nötigen Infrastruktur um das Rad attraktiver zu machen als das Auto.
Die Gemeinde steht aber in Verhandlung mit dem Kreis, dass die Hauptstraße zu den Supermärkten auf 30 reduziert wird, damit Radfahrer hier wenigstens etwas weniger Stress haben.
war am WE im Pott.
wer braucht da ein Auto ?!
allerdings, sieht man schon schön, das mit der neuen Fahrradweg-hinmalerei garnix erreicht wird,
vorallem beim Queren und Abbiegen für Radler.
hättens mal lieber alles an Nicht-Durchgangsstrassen auf 30 km/h begrenzt,
wäre ein Fahren der Radfahrer zwischen dem PKW-Verkehr auch problemlos möglich,
weil die verlängerte Reaktionzeit durch geringere Geschwindigkeit beiden Verkehrsteilnehmern zugute käm.
und Alibi-Insektenschutz-Grünstreifen gibts zuhauf !
also laut Zeit Online ist die Verteilung eher:
Dorf: 15%
Kleinstadt: 27%
mittelgroße Stadt: 27%
Großstadt (>100.000 Einwohner): 31%
Damit würde ich sagen, dass eher knapp 70% keine brauchbare ÖPNV-Versorgung haben. Oder wie hoch ist der Anteil der Einwohner von z. B. Detmold (74.000 Einwohner), die vollständig auf ein Auto verzichten?
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