Tern Orox S12 27,5″ E-Lastenrad im Test Der Land Rover unter den Cargobikes?

Steckbrief: Tern Orox S12 27,5″

Das neue Tern Orox ist ein vielseitiges E-Lastenrad, das sowohl für den urbanen Einsatz als auch für anspruchsvolle Geländefahrten entwickelt wurde. Mit seiner robusten Bauweise und hochwertigen Ausstattung qualifiziert es sich hervorragend für den Transport schwerer Lasten. Durch die Möglichkeit, zwei Akkus zu nutzen, bietet das Orox eine beeindruckende Reichweite von bis zu 1600 Wh und ist somit ideal geeignet für lange Fahrten und den intensiven Gebrauch im Alltag. Der robuste Longtail-Rahmen erlaubt zusätzlich zur Fahrerin oder zum Fahrer den Transport von zwei kleinen Menschen, einem großen Menschen, einem Hund oder schwerem Gepäck.

Der effiziente Bosch Performance Line CX-Mittelmotor in Kombination mit der DualBattery-Technologie verspricht Reichweiten von mehr als 300 Kilometern – perfekt für epische Outdoor-Erlebnisse. Das neue Tern Orox ist in zwei Modellvarianten erhältlich: als Orox R14 mit Rohloff Speedhub, 29″-Bereifung, 14-Gang-Nabenschaltung und Gates Riemen für 8.999 € (UVP) sowie als Orox S12 mit Shimano XT 12-Gang-Kettenschaltung und einer 29″- sowie 27,5″-Variante mit 4″ Reifenbreite, welches wir getestet haben. Preislich liegt das Tern Orox S12 27,5″ bei 6.799 € (UVP).

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Im Detail

Das Tern Orox S12 überzeugt durch eine durchdachte Rahmenkonstruktion und hochwertige Komponenten. Um den Platz im Dreieck des steifen Diamantrahmens optimal nutzen zu können, hat Tern den Hohlraum mit einer speziellen Rahmentasche gefüllt. In dieser Tasche befindet sich gut geschützt vor äußeren Einflüssen einer der beiden Akkus. Zusätzlich bietet die Tasche noch genug Platz für Trinkflasche, Regenponcho oder Hängematte. Kleinere Gegenstände wie Handy, Schlüssel und Geldbeutel können in den sepraten kleinen Fächern auf der rechten Seite verstaut und während der Fahrt einfach herausgenommen werden.

Ebenfalls auffällig am Rahmen des Orox ist die Abstellvorrichtung am Hinterbau des massiven Lastenrades. Tern bietet hier, typisch für die Marke, auch die Möglichkeit, das Orox für ein möglichst platzsparendes Parken senkrecht abzustellen. Hierzu muss nur etwas Mut zusammen genommen und die Rückbremse betätigt werden und schon läst sich das Geländefahrzeug auf den Hintern stellen (hier geht’s zum Test des Tern GSD Kompakt-Longtail). So aufgestellt misst das Bike 190 cm in der Länge, 80 cm in der Breite und 120 cm in der Tiefe.

Der Gepäckträger ist bei diesem Longtail, anders als etwa beim BTWIN R500E Lastenrad von Decathlon, nicht in den Rahmen integriert, sondern auf diesem montiert. Mit seinen dicken Rohren und insgesamt sechs Anschraubpunkten kann er aber mit einer stattlichen Transportkapazität von 100 kg aufwarten. Insgesamt kann das 51 kg schwere Bike (mit Doppelakku und Taschen) abzüglich des Eigengewichts 159 kg tragen, inklusive Gewicht des Fahrers oder der Fahrerin. Das Orox ist jeweils in zwei Rahmengrößen erhältlich – M für Körpergrößen von 155 – 185 cm und L für Körpergrößen von 165 – 195 cm. Wir haben das Tern Orox S12 275″ in der Größe M getestet.

Ausstattung

• Motor Bosch Performance CX, 85 Nm
• Akku 800 Wh, Bosch Dual Battery pack ready
• Display Bosch Kiox 300 w/ LED remote, electronic bike lock
• Antrieb Shimano XT 12-Gang-Kettenschaltung
• Bremsen Magura MT5, 4-Kolben hydraulische Scheibenbremsen
• Beleuchtung v/h Herrmans H-Black MR8 / Herrmans H-Trace
• Reifen v/h Schwalbe Johnny Watts, 27.5 x 4 Zoll

Das Tern Orox S12 besticht durch seine hochwertige Ausstattung, die sowohl für den urbanen als auch den Geländeeinsatz optimiert ist. Leistungsstarke Magura MT5-Vierkolbenbremsen sorgen für eine ordentliche Verzögerung. Mit den 203 mm großen Bremsscheiben bleiben sie auch bei langen Bremsvorgängen mit hoher Zuladung zuverlässig. Die Hebel ergmöglichen eine angenehme Dosierung und lassen sich bequem mit zwei Fingern betätigen.

Die grobstolligen Johnny Watts 27.5 x 4 Zoll Fatbike-Reifen von Schwalbe bieten quasi unendlichen Grip auf unbefestigten Untergründen jeglicher Art und überzeugen durch eine hohe Spurtreue selbst im elendigsten Schlamm. Beim Anfahren und in der Ebene merkt man ihnen jedoch ihr hohes Eigengewicht und bauartbedingten Rollwiderstand an und die Fahrt wird hier etwas träge. Entsprechend effektiv ist aber auch ihr Durchschlagschutz – um platte Reifen mussten wir uns keine Sorgen machen. Neben ihrem starken Grip besitzen die fetten Schlappen allerdings noch eine weitere Superpower, und zwar ihre Eigendämpfung, aber dazu später mehr im Fahreindruck.

Das Cockpit ist auf maximale Kontrolle im Gelände getrimmt und kommt mit kurzem MTB-Vorbau von Levelnine und mit einem für unsere Begriffe etwas zu breiten 800-mm-Lenker. Die werkseitig verbauten Front- und Rückleuchten von Roxim sorgen für eine helle und gleichmäßige Ausleuchtung im Dunkeln. Mit zwei Schaltern, unabhängig von der Bosch Remote und an den Bremshebeln angebracht, lässt sich das Licht schnell ein- und ausschalten. Zudem kann zwischen Abblendlicht und Fernlicht gewählt werden, was des nachts im Wald besonders magisch ist. Das Rücklicht ist gut im Gepäckträger integriert und sorgt für ausreichende Sichtbarkeit. Ebenso verfügt es über eine Bremslichtfunktion mit Beschleunigungssensor.

Motor & Akku

• Bosch Performance Line CX Gen4
• Drehmoment 85 Nm
• Spitzenleistung 350 W
• Nennleistung 250 W
• Akkukapazität 800 Wh, Bosch Dual Battery ready
• Maximale Geschwindigkeit 25 km/h (EU)

Der Bosch Performance CX-Motor des Tern Orox S12 ist speziell für anspruchsvolles Gelände ausgelegt und findet sich daher auch in den meisten Full Power-E-MTBs. Mit einem Drehmoment von 85 Nm und einer Spitzenleistung von 350 W bietet er genügend Kraft, um auch steile Anstiege mühelos zu meistern. Die Unterstützung durch den Motor ist dabei stets sanft und kontrolliert, was besonders bei langsamen Fahrten und Manövern von Vorteil ist.

Das Dual Battery System ermöglicht eine Akkukapazität von bis zu 800 Wh, was der Fahrerin oder dem Fahrer eine enorme Reichweite und Flexibilität bietet. Unser Testbike war mit einem 800 Wh und einem 725 Wh fassenden Akku ausgestattet und kommt so auf eine Gesamtkapazität von 1525 Wh. Ob für ausgedehnte Touren oder den täglichen Weg zur Arbeit – die große Akkukapazität sorgt dafür, dass man selten aufladen muss und immer genug Energie für spontane Ausflüge mit Kind & Kegel hat. Das Bosch Kiox 300-Display bietet zudem eine intuitive Bedienung und zusätzliche Sicherheitsfunktionen wie ein elektronisches Fahrradschloss, dank des werksseitig verbauten Connect Module von Bosch. Dieses verfügt sogar über GPS-Tracking und einen Diebstahl-Alarm.

So fährt sich das Tern Orox

Wenn man sich das erste Mal auf das Orox S12 setzt, kommt zuerst ein bisschen Motorrad-Feeling auf dank des mindestens 8 cm zu breiten Lenkers in Kombination mit den ungewohnt breiten und runden Reifen. Nach ein paar Metern im Gelände gewöhnt man sich jedoch daran und lernt die Vorteile, die diese Bereifung am ansonsten komplett ungefederten Lastenrad ausmacht, zu schätzen: Grip auf jedem Untergrund, Spurtreue im tiefen Matsch und eine sehr sensible Eigendämpfung bei schnell aufeinanderfolgenden kleinen Schlägen zeichnen das Fahrverhalten des Tern Orox im Gelände aus. Wir sind die Reifen am Ende mit dem empfohlenen Mindestluftdruck von 0,5 bar gefahren und waren begeistert von der Unerschütterlichkeit im Gelände. Das Rad bügelte sich überall mit unverminderter Geschwindigkeit durchs Gelände; einzig bei größeren Schlägen sollte man vom Gas gehen, da der dann sehr schnelle und heftige Rebound der Reifen ansonsten dazu neigt, Ladung oder Kinder in die Höhe zu katapultieren.

Ansosten fährt sich das Orox Longtail-typisch sehr intuitiv und fast wie ein normales E-Bike. Den längeren Radstand merkt man kaum und der Wendekreis ist dank der herkömmlichen Lenkung im Vergleich zu unserem Long John erfrischend gering. Neben dem natürlichen Handling – wenn man sich einmal an die fehlenden Kanten und große Auflagefläche der runden Reifen gewöhnt hat – ist für das Orox außerdem das sichere Fahrgefühl charakteristisch. Die hohe Front und die damit verbundene aufrechte Sitzposition verschaffen Übersicht und vermitteln Sicherheit.

Auch der sehr breite Lenker trägt zum hohen Sicherheitsgefühl bei, wenngleich ein 720 mm breiter Lenker dies auch getan hätte. Denn bei eng stehenden Bäumen, Pöllern oder Autos können 80 cm schon mal für Angstschweiß sorgen und für kleinere Fahrerinnen und Fahrer kann es zudem auch schnell unbequem werden. Unbequem ist auch die recht hohe Überstandshöhe, wenn es ums Ein- und Aussteigen geht. Wir haben das Orox in der kleineren Größe M getestet und haben das Oberrohr als nicht niedrig genug für ein unbeschwertes Auf- und Absteigen empfunden. Dabei spielt auch der hohe Sattel eine Rolle, der sich leider nicht absenken lässt – hier könnte eine absenkbare Sattelstütze Abhilfe schaffen.

Transport & Handling mit Kindern

Das Transportkonzept des Tern Orox S12 ist hervorragend durchdacht: Der Käfig am Heckgepäckträger bietet Platz für große Euroboxen und die großen Taschen hinten bieten reichlich Platz für den täglichen Bedarf mit bis zu 72 l an Volumen. Die zwei Rolltop-Taschen werden mit jeweils zwei Gurten und einfachen Fidlock-Magnetverschlüssen verschlossen. Beim Beladen steht das Tern Orox R14 sicher und stabil auf dem zweibeinigen Hauptständer von Atlas. Dieser ist direkt unter dem Tretlager und damit unterm zentralen Schwerpunkt des Bikes positioniert, und dank der Fußraste kann so selbst ein voll beladenes Rad auf den Ständer gehoben werden. Lässig: Zum Losfahren schiebt man das Bike einfach ein Stück nach vorn und der Ständer klappt selbstständig ein.

Beim Transport Tern Orox R14 darf das zulässige Gesamtgewicht von 210 kg nicht überschritten werden. Für den Offroad-Einsatz wurde die maximale Zuladung auf dem Papier um 30 kg auf 180 kg reduziert. Die maximale Zuladung beträgt somit 159 kg auf befestigten Wegen und 129 kg auf unbefestigten Wegen und umfasst Fahrer oder Fahrerin, Gepäck und mögliche zusätzliche Passagierinnen und Passagiere. Um die mannigfaltigen Transportoptionen des Orox optimal ausschöpfen zu können, bietet Tern das Fahrrad mit verschiedenem Zubehör und Heckträgern an. Unser Testmodell war mit dem Clubhouse „Käfig“ ausgestattet, der es ermöglicht, entweder bis zu zwei Kindersitze oder eine große Eurobox vom Maß 60×40 cm darin zu verstauen.

Wenn das nicht ausreicht, können am praktischen vorderen Lowrider-Gepäckträger noch weitere Packtaschen angebracht werden. Sperrige Gegenstände, die dort nicht hineinpassen (wie zum Beispiel Kettensägen) können natürlich auch einfach mittels der mitgelieferten Spanngummis an den Träger gezurrt werden, solange die maximale Zuladung von 25 kg nicht überschritten wird. Zusätzlich gibt es zwei Flaschenhalter-Aufnahmen am Träger in Griffweite der Fahrerin oder des Fahrers, für den Fall, dass einen während der Fahrt der Durst überkommt, sowie eine Fidlock-Flaschenhalterung direkt am hinteren Gepäckträger in Griffweite der Mitfahrenden.

Beim Befördern von Kindern mit dem Tern Orox S12 27,5″ gefiel uns besonders, dass man sich nicht zwischen der Nutzung mit Kindersitz oder Eurobox entscheiden musste, wie das bei manch anderem Longtail der Fall ist. Der Käfig des Clubhouse ist breit genug, um unseren Bobike Maxi einfach bei Bedarf anstatt der Eurobox einzusetzen und festzudrehen. Wie es für Longtails typisch ist, sitzen Mitfahrende und Fahrende des Bikes viel näher beieinander und sind nicht durch eine Verdeck voneinander getrennt, was die Kommunikation während der Fahrt erheblich erleichtert und bisweilen geradezu erhellende Gespräche möglich macht. Das haben wir – neben dem gemeinsamen Naturerlebnis – stets sehr genossen. Ein weiterer großer Vorteil für die Beförderung von Kindern sind die ausklappbaren Fußrasten am Orox, die es großen Kindern ermöglichen, die Füße auszuruhen und kleinen Kindern eine Kletteraufgabe geben. Außerdem bieten sie auch perfekten Gegenhalt bei schwer beladenen Hecktaschen.

Fazit – Tern Orox S12 27,5″

Das Tern Orox S12 27,5″ setzt eine neue Benchmark, was die Offroad-Tauglichkeit bei Lastenrädern angeht. Zwar kommt es gänzlich ohne Federelemente aus, die fette Plus-Bereifung sorgt allerdings für eine gute Eigendämpfung – vor allem bei schnellen kleinen Schlägen – und generiert selbst da Grip, wo eigentlich keiner mehr ist. Dank Doppelakku sowie leistungsstarker Beleuchtung und Bremsen steht langen Camping-Reisen mit dem Lastenrad oder einem Mikro-Abenteuer nichts mehr im Wege – sofern es dabei durchs Gemüse geht! Wer vorrangig in der Stadt und auf Asphalt unterwegs ist, sollte unbedingt zum S12 29″ greifen, da der 4″ breite Johnny Watts der getesteten 27,5″-Version hier ein echter Showstopper sein kann. In den Waldkindergarten, auf den Zeltplatz, zum Hochsitz, an den Trail oder einfach nur zum Holz machen – abseits befestigter Straßen macht dem Orox S12 27,5″ in puncto Praktikabilität keiner was vor – auch kein Land Rover!

Tern Orox S12 27,5″ – Pro / Contra

Stärken

• Grip und Spurtreue auf losem und weichem Untergrund
• Eigendämpfung der Plus-Bereifung
• Senkrechte Abstellmöglichkeit
• Große Reichweite dank Doppelakku
• Bremslicht mit Beschleunigungssensor
• Praktische Rahmentasche
• Starke Beleuchtung mit Fernlicht
• Starke Bremsanlage

Schwächen

• Hohe Überstandshöhe
• Keine Vario-Sattelstütze
• Hoher Schwerpunkt hinderlich, wenn voll beladen
• Träge Bereifung

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