Laut einer aktuellen Studie der Versicherer hat das aggressive Verhalten im Straßenverkehr im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen. Darüber hinaus ergab die Befragung, dass bei der Gefährdung von Radfahrenden eine große Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung der Befragten besteht.
Eine aktuelle Umfrage der Unfallforschung der Versicherer zeigt, dass sich das aggressive Verhalten auf Deutschlands Straßen verstärkt. Laut dem Institut O.trend, im Auftrag der Versicherer, gaben 56 Prozent der Befragten an, sich nach Ärger im Verkehr gelegentlich sofort abreagieren zu müssen. Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, kommentiert im Interview mit tagesschau.de besorgt: „Das Auto ist kein angemessener Ort, um Aggressionen loszuwerden.“
Video: Studie belegt steigende Aggressivität im Straßenverkehr
Anke Hahn, RBB, tagesschau, 13.11.2023 20:00 Uhr
Selbstwahrnehmung stark verzerrt
Die Befragten berichteten von verschiedenen aggressiven Verhaltensweisen, darunter Ausbremsen, Lichthupe und dichtes Auffahren. Brockmann betonte, dass es inakzeptabel sei, „aus Ärger oder zum eigenen Vorteil die Verletzung oder gar den Tod anderer in Kauf zu nehmen.“ Er forderte, dass die Verantwortlichen die Ergebnisse nutzen, um die Situation zu verbessern.
Die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Verkehrsteilnehmer:innen zeigt allerdings deutliche Unterschiede. Die meisten erkennen Aggression als Problem, aber es mangelt oft am Bewusstsein für die eigene Beteiligung daran. Zum Beispiel geben 96 Prozent der Autofahrenden an, Radfahrende mit ausreichendem Abstand zu überholen, während sie bei 93 Prozent der anderen Autofahrer und Autofahrerinnen einen zu geringen Sicherheitsabstand beobachten.
Trotz der wachsenden Aggressivität im Straßenverkehr zeigt die Mehrheit der Befragten ein gesteigertes Sicherheitsgefühl. Der Wert stieg leicht von 55 Prozent im Jahr 2019 auf nunmehr 56 Prozent. Dabei gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede, denn Männer fühlen sich mit einem Anteil von 64 Prozent deutlich sicherer als Frauen, von denen lediglich 49 Prozent ein hohes Sicherheitsgefühl im Straßenverkehr haben.
Promille-Grenze anheben, Tempolimit senken
Trotz des gestiegenen Sicherheitsgefühls sehen viele Verkehrsteilnehmer Handlungsbedarf. Am häufigsten wird eine Null-Promille-Regelung für Alkoholkonsum (68 Prozent) als Maßnahme zur Verbesserung der Sicherheit gewünscht. Hingegen stehen strengere Geschwindigkeitsbegrenzungen, wie Tempo 30 in Städten (41 Prozent) oder Tempo 80 auf Landstraßen (47 Prozent), kritischer gegenüber. Ein Geschwindigkeitslimit auf Autobahnen bei Tempo 130 befürworten 53 Prozent der Befragten.
Das Alter spielt eine entscheidende Rolle bei der Akzeptanz von Verkehrssicherheitsmaßnahmen. Ältere Menschen neigen dazu, strengere Tempolimits eher zu unterstützen, während sie Maßnahmen wie eine verpflichtende Selbstauskunft ab 70 Jahren ablehnen. Für die repräsentative Umfrage wurden zwischen dem 2. Juni und 2. Juli deutschlandweit 2002 Menschen ab 18 Jahren befragt.
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