Brompton G Line im Test: Mit der G Line hat der britische Faltradhersteller einen wahrlichen Meilenstein gesetzt. Es ist das erste komplett neu konstruierte Brompton seit langer Zeit und das erste Brompton überhaupt mit 20″ großen Laufrädern und Scheibenbremsen. Was das für den Faltradklassiker bedeutet und was mit der neuen G Line alles möglich ist, haben wir im ausführlichen Praxistest herausgefunden – also bitte anschnallen und ab geht die wilde Fahrt!
Steckbrief: Brompton G Line
Einsatzbereich | Urban, Commute, Freizeit |
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Rahmenmaterial | Stahl |
Gabel | Stahl |
Gewicht (o. Pedale) | 14,7 kg |
max. Systemgewicht | 130,0 kg |
Rahmengrößen | S, M, L (im Test: L) |
Besonderheiten | 20"-Bereifung, Scheibenbremsen, 3 Rahmengrößen, auch als E-Bike mit Heckmotor erhältlich |
Website | www.brompton.com |
Preisspanne | 2.849 Euro - 2969 Euro |
Das neue Brompton G Line Faltrad verspricht, ein vielseitiger Begleiter für unterschiedlichste Einsatzbereiche zu sein – von urbanen bis ländlichen Alltagswegen bis hin zu abenteuerlichen Touren abseits befestigter Straßen. Mit breiten, pannensicheren 20″-Reifen, einer wartungsarmen 8-Gang-Nabenschaltung und hydraulischen Scheibenbremsen ist das Rad sowohl für die Stadt als auch für Off-Road-Strecken gerüstet. Praktische Befestigungsmöglichkeiten für Gepäcktaschen am Rahmen, der Gabel und dem Lenker erleichtern längere Fahrten, während das bewährte Brompton-Faltsystem für maximale Transport- und Lagerfreundlichkeit sorgt. Neben der hier getesteten G Line mit Roller Frame und 8 Gang gibt es auch noch eine E-Version, die ebenfalls einiges anders macht als ihre Vorgängerinnen: Sie kombiniert einen in der Hinterradnabe verbauten 250-Watt-Motor mit einer im Rahmen integrierten Antriebseinheit und einer 345-Wh-Batterie in der Lenkertasche, was Reichweiten von 30 bis 60 Kilometern ermöglicht. Ergänzt wird das Paket um eine integrierte Beleuchtung und App-Steuerung. Sowohl die G Line als auch die Electric G Line sind in drei Größen erhältlich, passend für Fahrerinnen und Fahrer mit einer Körpergröße von 152 bis 198 cm – ebenfalls ein Novum bei Brompton!
Im Detail
Um das G in G Line wurde vor und nach dem Launch des neuen Brompton-Bikes ein großes Bohei gemacht. Auf keinen Fall durfte angenommen werden, dass es für Gravel stehen würde. Auf Nachfragen wich das Produkt- und Marketing-Management mit schmalem Grinsen auf den Lippen aus. Schade, aber okay, Raum für eigene Interpretation ist ja auch mal schön. Hier kommen also unsere besten Takes, wofür das G stehen könnte, ihr habt es so gewollt: Gelände, Grob, Geist, Giga, Gaga oder gar Gangster? Entscheidet ihr, was am besten passt.
Aber mal Spaß beiseite: Das neue Brompton fürs grobschottrige Geläuf kommt ganz schön breitschultrig daher und wirkt somit auch erstmal vergleichsweise groß. Die G Line steht stabil auf breiten 20″-Reifen, einer Version des beliebten Schwalbe G-Ones, die speziell für Brompton entwickelt wurde. Im Vergleich zu den üblichen 16″-Rädern verspricht sie mehr Grip und Dämpfung sowie bessere Abrolleigenschaften durch den größeren Außendurchmesser. Es geht aber dennoch nach wie vor auch kompakt zu: Zusammengeklappt nimmt das faltbare Gravelbike eine Größe von gerade mal 72 cm x 67 cm x 41 cm (L x H x B) ein. Zum Vergleich: Die Brompton C Line (hier geht’s zum Test der Brompton C Line) ruft hier folgende Maße auf: 64,5 cm x 56,5 cm x 27 cm.
Außerdem verfügt das Modell erstmals über hydraulische Scheibenbremsen, die eine deutliche Verbesserung für den Einsatz bei Nässe und in unebenem Gelände garantieren. Der bewährte Klappmechanismus ist unverändert und ermöglicht das Falten in weniger als 20 Sekunden. Einmal gefaltet lässt sich das Rad dank der ebenfalls breiter ausfallenden Rollen am Roller Frame bequem vor sich herschieben. Etwas nicht ganz so durchdacht wie der perfekte Klappmechanismus erscheint beim ersten Anblick bereits die Kabelführung. Dass hier einige Kabel zu einem Bündel zusammengebunden quasi vom Tretlager bis zum Lenker einfach frei in der Luft hängen, sieht zugegebenermaßen schon etwas wild aus. Doch ob das neben den Sehgewohnheiten eines Redakteurs auch die Funktion des Fahrrads stört, wird der Test zeigen.
Ausstattung
Das absolute Novum und damit auch das Herzstück der G Line sind die 2,1″ breiten 20″-Schwalbe-Reifen, die speziell für Brompton entwickelt wurden. Der G-One Allround-Reifen im Tan-Wall-Design passt nicht nur optisch perfekt zur neuen Schotter-Line von Brompton, sondern bietet auch ausreichend Grip für leichte Schotterwege. Zudem sorgt die Breite der Reifen dafür, dass sie nicht in Straßenbahnschienen hängen bleiben, aber dazu später mehr. Ebenfalls stark verbessert ist die Bremsleistung: Zum ersten Mal setzt Brompton auf hydraulische Scheibenbremsen – ideal für präzises Bremsen und sichere Kontrolle, selbst bei Nässe, losem Untergrund und hohen Geschwindigkeiten. Die 140-mm-Bremsscheiben bieten dabei ausreichend Bremskraft und benötigen nur minimalen Wartungsaufwand.
Für zusätzliche Stabilität sorgt der 65 cm breite Lenker, der dennoch das kompakte Faltmaß nicht beeinträchtigt. Auch in Busse, volle Züge oder neben die Klappstühle in der Heckgarage unseres Campingbusses passt das Bike mühelos. Für steile Anstiege bietet die Shimano Alfine-Nabenschaltung mit 8 Gängen und einer Übersetzungsbandbreite von 307 % immer die richtige Option. Ein 54-Zähne-Kettenblatt vorne sorgt für einen effizienten Antrieb, wobei die kleinere Laufradgröße eine größere Übersetzung erforderlich macht, um auch auf der Ebene zügig unterwegs zu sein. Praktisch: Die Nabenschaltung lässt sich im Stand reibungslos mit den gewohnten Lenkerhebeln bedienen.
Mit der G Line hebt Brompton das Bike-Packing-Erlebnis mit dem Faltrad auf ein neues Niveau: Anschraubpunkte an der rechten Gabelseite und am Steuerrohr bieten Platz für Flaschenhalter oder Taschen. Außerdem ist der charakteristische Carrier Block vorne verfügbar, an dem sich Brompton-spezifische Taschen befestigen lassen – oder auch der 325 Wh große Akku der electric G Line. Auf dem praktischen Roller Frame-Gepäckträger unseres Testbikes können zudem weitere 10 kg an Last transportiert werden. Zum Beispiel auch in den neuen Bikepacking-Taschen von Brompton.
- Schaltung Shimano Alfine, 8 Gang (307%)
- Schalthebel Microshift
- Kurbelgarnitur Brompton, 54Z
- Bremsen Tektro hydraulische Scheibenbremsen, 140 mm
- Reifen Schwalbe G-One All Round, 20″ x 2.1″, Tan Wall
- Gepäckträger Roller Frame, 10 kg max. Zuladung
- Frontträger Front Carrier Adapter, 10 kg max. Zuladung
Wie fährt sich die Brompton G Line?
Zusammengeklappt ist die Brompton G Line extrem kompakt und passt problemlos daheim in die Garderobe oder mit ins Zugabteil. Beim Navigieren durch den geschäftigen Bahnhof zeigt sich das durchdachte Handling: Trotz eines Gewichts von 14,6 kg, das dem robusten Stahlrahmen in Größe L und den größeren Laufrädern geschuldet ist, lässt sich das Rad angenehm tragen. Das Oberrohr liegt angenehm am Oberschenkel an, ohne zu stören, und das abnehmbare Pedal sorgt dafür, dass nichts im Weg ist. Beim Steck-Pedal ist allerdings Vorsicht geboten: Anders als die bisher üblichen Faltpedale kann man dieses nun auch schon mal ganz daheim vergessen und steht dann mit nur einem Pedal am Startpunkt der Tour. Nein, uns ist das während des Tests natürlich nicht passiert, wir möchten nur darauf hinweisen. Am liebsten haben wir die G Line allerdings geschoben und nicht getragen. Das funktioniert dank des Roller Frames locker lässig mit einer Hand am ausgefahrenen Sattel.
Am Startpunkt der Tour ist die G Line in wenigen Sekunden aufgeklappt. Damit es danach auch direkt losgehen kann, ist es hilfreich, die richtige Sattelhöhe zu markieren, denn diese muss nach jedem Faltvorgang natürlich neu eingestellt werden. Auf- und Absteigen ist dank des niedrigen Rahmenrohres bequem auch vorn herum möglich und steigert den Komfort der G Line nochmals. Apropos komfortabel: Auf ebenen Strecken fährt sich das Rad sehr geschmeidig und auch wenn es hügeliger wird, bietet die 8-Gang-Schaltung die passende Übersetzung. Steilere Passagen sind dann schon knackiger und lassen sich vor allem dann gut meistern, wenn an der Gabel Taschen angebracht werden, um das Vorderrad am Boden zu halten. Ohne Zusatzbeladung neigt das Rad aufgrund der leicht zurückversetzten Sitzposition gelegentlich zum Steigen.
Hauptverantwortlich für das komfortable Fahrrad-Feeling des Faltrades sind die 20″-Laufräder und die darauf montierten Reifen. Die breiten Schwalbe G-One-Reifen bieten in städtischem Umfeld angenehme Dämpfung auf Kopfsteinpflaster und Sicherheit bei groben Schlägen oder schmalen Rillen, wie bspw. Straßenbahnschienen. Vor allem aber kommen sie abseits der Straße auf ihre Kosten. Auf leichtem Schotter bieten die Stollen ausreichend Traktion, sowohl in Kurven als auch beim Bremsen. Auch bei Nässe bieten die Reifen zuverlässigen Grip. Wer häufiger noch loseres Geläuf ansteuert, sollte allerdings auf eine Bereifung mit größeren Stollen, die sich tiefer in den Boden beißen, umrüsten. Was in jedem Fall funktioniert, ist die Dämpfung der 2.10″ breiten Reifen, welche zu mehr Fahrsicherheit führt und eine konstantere Geschwindigkeit ermöglicht. Zuverlässig gebremst wird die wilde Fahrt von den leistungsstarken TRP-Scheibenbremsen. Diese sind nicht nur kräftiger und leichter zu betätigen als herkömmliche Felgenbremsen, sondern auch wartungsärmer, da sie zentral an der Nabe sitzen und besser vor Witterungseinflüssen geschützt sind.
Einmal in Bewegung beeindruckt die G Line durch ihr direktes Handling. Die immer noch relativ kleinen Reifen sorgen für eine präzise und unmittelbare Lenkung – ein großer Vorteil im dichten Stadtverkehr. Gleichzeitig bietet die G Line im Vergleich zu klassischen Brompton-Modellen mit 16-Zoll-Rädern mehr Laufruhe und Stabilität, insbesondere auf schlechten Straßen, Schotterwegen oder an Bordsteinkanten, sodass auch längere Touren am Stadtrand und darüberhinaus mit der G Line große Freude bereiten. Pro-Tipp: Einfach eine Route entlang der Bahnlinie wählen, dann kann bei müden Beinen einfach umgestiegen werden. Unerwarteterweise hatten wir bei unseren Ausflügen ins Gemüse keine Probleme mit dem frei schwingenden Kabelstrang unterhalb des Rahmens – wir klopfen auf Holz, dass das auch so bleibt.
Fazit – Brompton G Line
Die Brompton G Line hat uns im Test vollends begeistert und sogar an den Punkt gebracht, an dem wir uns gefragt haben, ob es die anderen Brommies nun überhaupt noch braucht. Fährt sie sich doch so viel mehr wie ein ausgewachsenes Fahrrad – sowohl wegen der 20″-Bereifung und der Scheibenbremsen als auch hinsichtlich der zur Verfügung stehenden drei verschiedenen Rahmengrößen. Mit ein bisschen Abstand und weniger Adrenalin im Blut wird jedoch deutlich, dass die große G Line kein Ersatz, sondern die perfekte Ergänzung des bestehenden Portfolios ist: Keine andere Line ist so sehr dafür geeignet, Abenteuer abseits der Straße zu erleben, Reisegepäck zu tragen und das normalgroße (E-)Bike zu ersetzen wie die G Line. Natürlich ist sie dabei etwas stämmiger gebaut als ihre Artgenossinnen. Wer ein Faltrad sucht, das den Spagat zwischen urbaner letzter Meile und Bikepacking-Abenteuer am Stadtrand meistert, ohne dabei an Style und Kompaktheit einzubüßen, wird die G Line lieben.
Brompton G Line – Pro / Contra
Stärken
- 20″-Bereifung
- Scheibenbremsen
- Praktischer und sicherer Faltmechanismus
- Drei Größen wählbar
Schwächen
- Relativ hohes Gewicht
- Abenteuerliche Kabelführung
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