Steckbrief: Canyon Precede:ON 7
Einsatzbereich | Urban, Commute |
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Rahmenmaterial | Aluminium |
Motor | Bosch Performance Line |
Akkukapazität | 625 Wh |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 24,8 kg |
max. Systemgewicht | 140,0 kg |
Stack | 671 mm |
Rahmengrößen | S, M, L (im Test: L) |
Website | www.canyon.com |
Mit einer umfassenden Ausstattung, Mittelmotor, 625 Wh fassenden Akku und einem massiven Aluminiumrahmen, der das visionäre Design des Carbon-Pendants aufzugreifen versucht, kommt das neue Canyon Precede:ON 7 imposant daher. Im Line-up von Canyon ist es zwischen dem Pendel-Spezialisten Commuter:ON und dem offroad-tauglichen Pathlite:ON (Canyon Pathlite:ON 9 LTD SUV mit Bosch ABS im Test) verortet. Es verbindet eine aktive, aber übersichtliche Sitzposition mit einer lückenlosen Alltags-Ausstattung und möchte somit einen besonders großen Einsatzbereich innerhalb des urbanen Umfelds abdecken. Egal, ob es der kurze Weg zum Laden, die Pendelstrecke quer durch die Stadt oder der Ausflug samt Kinderanhänger am Wochenende ist – das Precede:ON AL 7 steht allen mit einem Gesamtpaket, das auf Sicherheit und Langlebigkeit ausgerichtet ist, treu und gutaussehend zur Seite.
Im Detail
Auf den ersten Blick vermitteln die breiten Rahmenrohre und fetten Schweißnähte des E-Bikes einen, jugendlich ausgedrückt, stabilen Eindruck. Dieser bestätigt sich auch im Detail. Bereits beim ersten Anheben des Fahrrads fällt das hohe Gewicht auf. Hierbei allerdings hilfreich ist der Haltegriff, der geschickt in den Hinterbau des Rahmens integriert ist. Und auch die breiten Ballonreifen sprechen eine deutliche Sprache: Beim Canyon Precede:ON geht es nicht um Leichtigkeit und Spritzigkeit, sondern um Fahrsicherheit und Komfort.
Diese Ausrichtung spiegelt sich weiter in der Ausstattung wider: Gebremst wird das Urban-E-Bike mit starken Magura MT Thirty-Bremsen. Beim Licht wird nichts dem Zufall überlassen – als Frontscheinwerfer kommt die Supernova Mini 2 Pro mit Fernlicht zum Einsatz. Das Supernova Tail Light ist in das Schutzblech integriert und leuchtet, wie auch das Frontlicht, sobald der Motor eingeschaltet wird dauerhaft.
Das Precede:ON AL ist als Diamantrahmen oder als Tiefeinsteiger in Waveform erhältlich. Hierzu sei aber direkt gesagt, dass uns beim getesteten Diamant-Modell positiv aufgefallen ist, dass das weit hinunter gezogene Oberrohr ebenfalls einen relativ einfachen tiefen Einstieg ermöglicht, was besonders beim Transport von Cargo oder Personen auf dem Gepäckträger oder im Fahrradanhänger von Vorteil war. In der getesteten 7er-Version geht das Canyon Precede:ON AL für 3.699 € über die Ladentheke. Der Einstieg in die Precede:ON-Familie gelingt allerdings bereits bei 2599 € mit dem AL 5.
Ausstattung
- Material Rahmen / Gabel Aluminium / Carbon
- Motor / Akku Bosch Performance Line, 65 Nm / Bosch PowerTube 625 Wh
- Antrieb & Schaltung Stufenlose Enviolo-Nabenschaltung mit Gates-Riemen
- Beleuchtung Supernova Mini 2 Pro mit Fernlicht & Supernova Tail Light
- Bremsen Magura MT Thirty 2-Kolben-Bremse
- Reifen Schwalbe G-One Allround, 57-584
- Sonstiges Ständer, Schutzbleche & Gepäckträger von Canyon mit QL 3.1-Taschenaufnahme
Die Ausstattung des stylischen E-Bikes hat keine Lücken und macht es auch über kurze Fahrten in der City hinaus alltagstauglich: Die formschönen Schutzbleche sowie der an das Schutzblech gekoppelte Gepäckträger überzeugen ebenfalls mit robuster Bauweise. Der Träger ist mit Spannriemen und dem QL 3.1-System von Ortlieb versehen, was vielseitige Anbringungsmöglichkeiten mit sich bringt. Optional als Zubehör sind Aluminiumkörbe erhältlich, die sich bequem mittels QL 3.1-Aufnahme anbringen lassen. Einen davon hatten wir ebenfalls mit im Test.
Beim ersten Aufsitzen fällt gleich die übersichtliche und leicht nach vorn gebeugte Sitzposition auf dem Precede:ON AL 7 auf, was bereits auf seine komfortablen bis aktiven Fahreigenschaften schließen lässt. Zwar sind die Kabel beim Precede:ON AL nicht komplett in das Cockpit integriert, wie bei seinem Carbon-Pendant, führen jedoch direkt unter dem Lenker in den Rahmen. Das Cockpit macht auch sonst ein aufgeräumten und übersichtlichen Eindruck. Hier setzt sich die hochwertige Ausstattung bis zu den Ergon-Griffen fort. Die Drehgriffschaltung der Enviolo-Schaltung ist bequem erreichbar und die Bremsen sind dank weitenverstellbarer Hebel auch easy für jede*n zu erreichen.
Ein großer Pluspunkt für die Alltagsnutzung ist der komplett entnehmbare Akku, der somit auch bequem im Haus, der Wohnung oder am Arbeitsplatz geladen werden kann. Das Precede:ON hat eine ausdrückliche Anhängerfreigabe. Für die Nutzung mit Anhängern der Marke Croozer hat Canyon sogar eine spezielle Achsmutterkuplung für die Modelle mit Riemen und eine Schnellspann-Achskupplung für die Modelle mit Kette entwickelt. Das maximale Gesamtgewicht für Radfahrer*innen, Anhänger und Insass*innen beträgt 140 kg.
Im täglichen Einsatz
Der massive Auftritt des Canyon Precede:ON überträgt sich auf das Fahrverhalten im alltäglichen Einsatz – im positivsten Sinne. Im Geradeauslauf verhält es sich sehr spurtreu und ist dabei dennoch agil genug, um schnelle Lenkmanöver auszuführen. Die 2,25″ breiten Schwalbe G-One-Reifen vermitteln einen hohen Komfort, sobald man den richtigen Luftdruck gefunden hat. Hier sollte man sich langsam herantasten und auf keinen Fall einen zu hohen Luftdruck fahren. Dieser resultiert aufgrund des stark abgerundeten Profils in Kanten- bzw. Gripverlust und nimmt dem straff auf der Straße liegenden Bike zudem jegliche Dämpfungsmöglichkeit.
Die leicht profilierten Reifen hatten auch mit feinkörnigem Schotter keine Probleme, ein Vordringen in unwegsamere Gefilde war aufgrund der Starrgabel jedoch nur sehr langsam möglich – für ein Urban-E-Bike völlig klar, jedoch vermissten wir auch im urbanen Dschungel des Öfteren die Federgabel, wenn das massive Rad, dass durchaus schwungvoll gefahren werden kann, ungebremst auf abgesenkte Bordsteine oder sonstige Hindernisse traf.
Die stufenlose Enviolo-Schaltung vermittelt zuerst ein geschmeidiges Schalterlebnis. Dieses schwindet jedoch mit zunehmender Last auf dem Pedal. Während langsames Hochschalten zu Beginn des Beschleunigungsvorgangs noch ans Am-Gashahn-Drehen erinnert und Laune bringt, wird das Schalten unter größerer Last fast unmöglich und es muss entlastet und geschaltet werden. Bei einer sportlichen Fahrweise und/oder einer eher welligen Stadttopografie empfehlen wir zum nächst-günstigeren 6er-Modell zu greifen, welches mit einer konventionellen Kettenschaltung kommt, die unter Last geschaltet werden kann und darüber hinaus auch über eine größere Übersetzungsbandbreite verfügt.
Nutzung mit Kinderanhänger
Etwa die Hälfte der von uns zurückgelegten knapp 900 Testkilometer wurden mit dem Anhänger zurückgelegt. In Kombination mit dem eingesetzten Tout Terrain Singletrailer ergab sich ein Care-free-Package, welches immer zuverlässig einsatzbereit war und dank genügend Schub der Bosch Performance Line dabei noch viel Spaß gemacht hat.
Das stets viel Sicherheit vermittelnde Fahrverhalten des E-Bikes hat den Kindertransport zu einer sicheren und sorgenfreien Angelegenheit gemacht. Nicht zuletzt auch dadurch, dass die Magura MT Thirty-Bremsen keinerlei Probleme hatten, das Gespann, welches in unserem Fall mit 129,5 kg immerhin nur knappe zehn Kilo unter dem maximal zulässigen Gesamtgewicht von 140 kg lag, rechtzeitig an der Kreuzung zum Stehen zu bringen. Wie anfangs bereits erwähnt, konnte das Auf- und Absteigen trotz Diamantform des Rahmens wie bei einem Tiefeinsteiger bewerkstelligt werden, was bei der Nutzung mit dem an der Sattelstütze befestigten Anhänger sehr angenehm war.
Motor-Performance und Reichweite
Der Motor hatte keine Probleme damit, die zusätzliche Last mit dem gewohnten Schub zu befördern und auch die Reichweite konnte sich durchaus noch sehen lassen: Mit einer vollen Akkuladung und einem beladenen Anhänger waren noch an die 60 km möglich. Canyon gibt die Reichweite bei 90 km an, was unserer Erfahrung nach keineswegs zu hoch gegriffen ist. Der Motor ist etwas lauter als etwa der Shimano EP8, die Geräuschkulisse spielt sich aber dennoch im Bereich des kaum Wahrnehmbaren ab – vor allem im Stadtumfeld. Nicht so angenehm, gerade auf längeren Fahrten, war der sehr harte und flache Selle Royal Essenza-Sattel. Hier ist für Vielfahrer*innen noch Tuning-Potential.
Zwar schön anzusehen, aber in der Praxis schwieriger – gerade bei gemeinsamer Nutzung des Fahrrads durch unterschiedlich große Fahrer*innen – ist die in den Rahmen integrierte Sattelklemme. Geht es nur darum, sie zu lösen, um den Sattel in der Höhe zu verstellen, nervt lediglich das Schutzgummi, welches jedes Mal abgefummelt werden muss, und die relativ umständlich zu erreichende Inbusschraube. Wenn aber die Sattelstütze komplett entfernt werden muss, um etwa die Kupplung des Kinderanhängers befestigen zu können, ist schon ein relativ hohes Maß an Geschicklichkeit erforderlich, um dabei nicht die integrierte Klemme und seine Nerven zu verlieren. Ähnlich verhält es sich mit dem tief im Vorbau versenkten Einstellschraube, die immerhin nur einmalig erreicht werden musste, um entstandenes Spiel im Steuersatz-Bereich zu entfernen.
Das ist uns aufgefallen
- Riemenantrieb Der Gates-Riemen läuft leise sowie sauber und das auch noch nach 916 Testkilometern bei Dauer-Trockenlauf. Das Herausnehmen des Hinterrades etwa bei einer Panne wird allerdings zur Geduldsprobe und erfordert Übung.
- Klingel Die Knog Oi kommt ab Werk, ist hell und laut, ohne dabei schrill zu klingen.
- Gepäckträger Der Gepäckträger kommt mit dem neuen QL 3.1-System und bietet so verschiedene Anbringungsmöglichkeiten für Taschen und Körbe. Die maximale Traglast von 25 kg ist guter Durchschnitt.
- Motor Der Bosch Performance Line aus der 3. Generation kommt mit 65 Nm, hat ordentlich Schub und ist dabei recht leise. Schade ist, dass die Ladegeräte der neueren Generation 4 nicht kompatibel sind.
- Fernlicht Wenn die Straßenbeleuchtung mal aussetzt, erleuchtet der Kegel der Supernova Mini 2 die Straße hell und in einem ausreichend weitem Winkel.
- Akku Der 625 Wh fassende Akku ist nahezu nahtlos in das Unterrohr integriert und kann zum Laden einfach herausgenommen werden, was längst nicht bei jedem Urban-E-Bike der Fall ist.
- Zubehör-Korb Einerseits hat der durchaus praktische Korb uns durch seine coole Cargo-Optik und robuste Verarbeitung überzeugt, andererseits sind wir damit auch ein ums andere Mal angeeckt und ein Mal auch in voller Fahrt hängen geblieben – seinen Einsatz sollte man also mit Vorsicht genießen. Beim Crash sind die Sollbruchstellen des QL 3.1- Systems zum Einsatz gekommen und Fahrer, Korb und Gepäckträger sind mehr oder weniger unversehrt davongekommen.
Fazit – Canyon Precede:ON 7
Das Canyon Precede:ON AL 7 ist der perfekte Begleiter im Stadt-Alltag für alle, die ein sicheres und zuverlässiges E-Bike mit modernen Features und auffälligem Look suchen. Dank seiner stabilen Straßenlage und vielseitigen Ausstattung meistert es alle Wege, die sonst mit dem Auto zurückgelegt werden, mit Bravour. Und dank Aluminium-Rahmen bekommt man dies auch schon deutlich unter der Marke von 3.000 Euro – wenn das mal keine Alternative ist!
Pro / Contra
Stärken
- Sicheres und intuitives Handling
- Stabile Straßenlage
- Ruhiger Geradeauslauf
- Starker Motor
- Sorgloser Antrieb
- Hochwertige Ausstattung bei günstigerem Preis
- Gute Eigenschaften für die Nutzung mit Kinderanhänger
- Portabler Akku
- Auffällige Optik
Schwächen
- Hohes Gewicht
- Schalten unter Last kaum möglich
- Integrierte Sattelklemme nicht praktikabel
- Mitgeliefertes Ladegerät nur 2A
Wie gefällt euch das Canyon Precede:ON AL 7?
15 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumTach zusammen und vielen Dank für die Anregungen. Einige Updates und Anpassungen zu manchen Punkten sind nun im Beitrag zu finden. Ansonsten danke ich für das Feedback, nehmen wir gerne mit in unseren nächsten Test. Ach und nehmts Rad, denn das ist die Hauptsache! ;-)
Schönen guten Abend
wie gehe ich bei dem Steuersatz vor um das Spiel einzustellen ?
Beste Grüße
Markus
Ich habe ein Precede😱n 6, das hat 12Fach XT Schaltung (Deore Schalthebel).
Was euch bisher keiner gesagt hat:
Mit Rabatten für unter 2000,- grade so noch akzeptabel…. in Anbetracht der Konstruktionsfehler für 3000,- mMn aber überteuert.
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