Eine Hommage an die Schönheit des Fahrrads findet sich in der Münchner Pinakothek der Moderne noch bis September 2024. Die Ausstellung „Das Fahrrad. Kultobjekt. Designobjekt.“ präsentiert 70 Modelle, die mit ihrer besonderen Optik die Designgeschichte des Rads nachzeichnen: von der Draisine bis zum 3D-Druck. Wir waren bei der Ausstellungseröffnung dabei und alle, die es nicht waren, nehmen wir mit diesem Artikel rückblickend mit – viel Spaß!
Das Wundersame ist: futuristisch wirken sie im Grunde alle. Das Hochrad von Eugène Meyer (1869/70) wie das Hirondelle Sicherheitsniederrad von 1890. Die Laufmaschine von Karl Drais wie das mit Holz bereifte Holzrad (der schottische Tierarzt John Boyd Dunlop erfand den Luftreifen erst 1888) oder die Zeitfahrmaschine (1989) aus der DDR-Kader-Carbonschmiede FES – dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (das Olympiagold-Rad 1988 in Seoul).
Die fortwährende Neuerfindung des Rads
All die 70 Räder, die Kurator Josef Straßer in der bis September 2024 besuchbaren Ausstellung in der Münchner Pinakothek der Moderne zusammengestellt hat, lösen eine zeitgeistige Zeitreise aus. Sie alle haben in ihrer Ära Grenzen ausgereizt, die Zukunft des Fahrrads geprägt und die Menschheit darauf vorbereitet, was denn noch kommen mag. Und das ausnahmsweise mal nicht nur durch ihre technischen Innovationen, sondern in erster Linie auch durch ihren visuellen Auftritt.
Zudem beweisen die Exponate, dass diese simple wie geniale Idee des Fahrrads niemals stillsteht. Der Drang, das Rad neu zu erfinden, ist groß. Über Jahrhunderte spornt es die Ingenieure und Designer:innen an, Dinge neu zu denken und zu formen. Das Rad, es ist immer in Bewegung.
Von Draisine bis 3D-Drucker
Von der Draisine geht der Schritt zum Diamantrahmen. Der kommt aus Holz, Stahl und Aluminium (tatsächlich erst seit 1936), aber auch aus Magnesium, Titan, natürlich Carbon wie auch recyceltes Polycarbonat aus dem 3D-Drucker. Denn einen Rahmen brauchen sie alle: das Rennrad von Trek und das in alle Richtungen verstellbare Kindermodell von Five Rams; die Liegeräder und das Rad mit Fuß- und Handantrieb von 1939, genauso wie das Strida Faltrad, die Steherräder oder die Modelle von Mitsubishi und BMW.
Designobjekt Fahrrad
Der gestalterische Reiz des Fahrrads war und ist so groß, dass auch Industriedesigner wie der legendäre Luigi Colani nicht widerstehen konnten. Er schuf Bäder und Schimmel Flügel, Kameras für Canon, Autos für so ziemlich jeden – und ein Rad für Schauff. Der jüngste Industriedesigner, der in der Ausstellung vertreten ist, ist Lokalmatador Christian Zanzotti mit dem 7.700 Gramm leichten urbanen Rad Coren von 2012 und dem minimalistischen Vässla e-Commuter mit 24 Zoll-Reifen.
Wer an den technischen Details Interesse hat, wer die Komponenten, die Konstruktionen, die Blattfeder- oder Schichtholzrahmen eingehend betrachten will, der kann den Objekten dank der halbrunden Arena-Präsentation ganz nahekommen. Was man dabei ebenfalls zu sehen bekommt: die obligatorische Bonanzarad-Ausstattung mit Fuchsschwanz und Wimpel, den Hängemattensitz an einem dänischen Rad aus dem Jahr 1893, spannende Faltvarianten und diverse Schaltvarianten am Oberrohr.
Eine Hommage an das Fahrrad
Das Fahrrad ist das häufigste Fortbewegungsmittel der Welt. Es schenkt uns Freiheit und Unabhängigkeit. Es bringt uns ans Ziel und wieder nach Hause. Es eignet sich zum Transport, zum Wettkampf und zum Spaßhaben. Und es eignet sich hervorragend dafür, verehrt zu werden. Wer eine kleine Vorliebe für das Fahrrad in sich trägt, der sollte die Ausstellung in München besuchen. Wer eine große Vorliebe für das Fahrrad in sich trägt, der sollte auch einen Blick in den umfangreichen Begleitkatalog werfen (34,90 Euro).
Wart ihr schon in der Ausstellung? Was hat euch am besten gefallen?