Mithilfe der Hanfpflanze ist es einem US-amerikanischen Forschungsunternehmen gelungen, eine nachhaltigere Alternative zu den in der Elektromobilität vorherrschenden, kontroversen Lithium-Ionen-Akkus herzustellen. Was genau dahintersteckt, liest du hier.
Die Bemp Research Corporation hat Medienberichten zufolge in Zusammenarbeit mit der University of North Texas eine neue Generation von Lithium-Sulphur-Akkus, bei der auch Hanffasern zum Einsatz kommen, erfunden und diese bereits unabhängig durch führende Spezialisten der University of Wisconsin/Milwaukee auf ihre Leistungsfähigkeit überprüfen lassen.
Hanf statt Schwermetall
Das Unternehmen verwendet karbonisierten Hanf anstelle von Schwermetallen wie Kobalt oder Nickel, um Akkumulatoren herzustellen, die leicht und langlebig sind. Überdies sollen jene viel leichter zu recyceln sein, da die Li-S/B4C-Hanf-Batterien – B4C-Hanf bezeichnet ein aus Hanf hergestelltes Borcarbid (Schwarzer Diamant mit metallischen Eigenschaften) – anders als Li-Ion-Akkus nur ein Schwermetall – Lithium – benötigen.
Schnelle Aufladung und große Reichweite
In den Tests der University of Wisconsin/Milwaukee haben die Batterien gezeigt, dass sie in nur 20 Minuten aufgeladen werden können und eine Lebensdauer von 100.000 Meilen bei schneller Aufladung oder mehr bei langsamer Aufladung haben sollen.
Warum Hanf?
„Hanf ist eine bessere und kostengünstigere Lösung. Die Haltbarkeit von Hanf kann dazu beitragen, dass die Kathode Hunderte von Schrumpf- und Ausdehnungszyklen übersteht“, erklärte Son Nguyen, Gründer von Bemp Research der EnergyTech. „Wir haben auch eine strategische Partnerschaft mit Delta Agriculture, dem größten Hanfproduzenten in den USA. Delta Agriculture hebt hervor, dass Hanf eine legale Nutzpflanze ist, die wenig Wasser und keine Pestizide benötigt und besser zur Kohlenstoffbindung geeignet ist als Bäume.“
Son Nguyen erklärt in dem Interview mit EnergyTech weiter, dass die Verwendung einer reichlich vorhandenen Pflanze wie Hanf und anderer Materialien, die in größerem Umfang als Schwermetalle verfügbar sind, Probleme in der Lieferkette verringern, zu einer kostengünstigeren Herstellung führen und sicherere Batterien garantieren solle. Ein LiS/B4C-Hanf-Akku sei im Vergleich zu einer Lithium-Ionen-Batterie weniger brennbar, wenn sie beschädigt wird, was sie zu einer sichereren Alternative macht, so Nguyen.
Markteintritt wohl erst 2028
Die im Labor erprobten Daten haben es Bemp ermöglicht, die Kapitalbeschaffung für die nächste Phase der Forschung und Entwicklung voranzutreiben und einen Weg zur Kommerzialisierung zu ebnen. Allerdings wird sich dieser aufgrund unglücklicher politischer Entscheidungen nun erheblich verzögern, sodass sich der Zeitpunkt für die Kommerzialisierung von zuerst 2026 auf 2028-2030 verschieben wird, wie aus einem aktuellen Post der Firma auf LinkedIn hervorgeht. Auch in Amerika kämpft Hanf als Nutzpflanze und Genussmittel mit fortwährender Stigmatisierung. Hinzukommt, dass einige Lobbys etwas dagegen haben könnten: „Indem wir Li-Ion vollständig durch Li-S ersetzen, entwickeln wir nicht nur kostengünstigere, besser recycelbare, leistungsfähigere und gravimetrisch energetisch dichtere Batterien, sondern wir werden auch die Einkommen der Nickel-, Kobalt- und Lithiumbergleute stark beeinträchtigen. Auch die Ölindustrie wird Bemp finanziell nicht mögen, da die Masseneinführung von Elektrofahrzeugen mit Bemp-Batterien eher möglich sein wird.“ Heißt es weiter in dem Beitrag.
Wir finden es ein spannendes und viel realistischeres Thema, als zuerst vermutet, und bleiben auf jeden Fall dran. – Was meint ihr zur neuen Akku-Technologie?