Nimms Rad

Scott Silence eRide E-Bike im Test
Leicht, leise und elegant durch die Stadt

Scott Silence im Test: Scott Bikes sind für ihre hohe Systemintegration bekannt. Das kennen wir von Rennrädern und Mountainbikes, und jetzt nehmen sich die Schweizer ein leichtes Urban E-Bike vor. Wir konnten das Silence bereits für euch testen.

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Steckbrief: Scott Silence eRide

EinsatzbereichUrban, Commute
RahmenmaterialCarbon
MotorTQ
GabelCarbon
Gewicht (o. Pedale)13,8 kg
RahmengrößenXS, S, M, L, XL (im Test: M)
Preisspanne7499
Preis: 7499

Das neue Silence eRide von Scott ist ein aufgeräumtes, leichtes E-Bike mit TQ Mittelmotor und im Unterrohr positioniertem Akku. Bei flüchtiger Betrachtung kann man Motor und Batterie fast übersehen und entdeckt eher das integrierte Rücklicht oder die Lenker-Vorbau-Einheit mit Handyhalterung und versteckt laufenden Leitungen. Als Motor kommt der HPR50 von TQ zum Einsatz, den die Schweizer etwa auch in ihrem edlen Ultraleicht-Mountainbike, dem Lumen eRide verbauen.

# Scott hat das Urbanbike aufgeräumt - so sieht die Schweizer Version eines leichten Stadtflitzers aus.
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Im Detail

Minimalismus wird beim Silence großgeschrieben: So gibt es für die Bedienung des Elektroantriebs nur einen einzigen Knopf und ein dezentes Display am Oberrohr; das Syncros-Cockpit ist vollintegriert; auch Verschraubungen sind größtenteils sauber aufgeräumt. Um funktional dennoch zu punkten sind ein kleiner Gepäckträger an der Carbon-Gabel, dezente Curana C-Lite Schutzbleche sowie ein Seitenständer mit an Bord. So soll das Bike Pendler ansprechen, die mit niedrigem Puls und dynamischem Start an der Ampel lautlos ins Büro sausen wollen. Zu weit und zu steil darf die Strecke freilich nicht sein, denn die Kapazität ist auf 360 Wh begrenzt. Mit 50 Nm ist der Mittelmotor kräftig, aber ebenfalls nicht für den Lastentransport oder Ähnliches gedacht.

# Syncros liefert einige der Komponenten, die das Silence besonders machen - Gepäckträger, Cockpit, Sattelstütze stammen von der zu Scott gehörigen Firma.
# Der TQ Antrieb weiß zu überzeugen - ebenso wie der Metallic-Lack auf dem Carbonrahmen.
# Display und Bedienelemente sind minimalistisch - reichen in der Praxis aber völlig aus.
# Licht an und ab an den See - der See darf auch weiter entfernt sein, das Handtuch passt perfekt auf den Gepäckträger. Viel mehr leider nicht.
# Nicht übermäßig, aber genug Drehmoment; dazu eine saubere Entkoppelung - der TQ Antrieb passt zum Konzept eines Bikes, das gelegentlich auch aus eigener Muskelkraft bewegt wird.

Ausstattungs-Highlights Scott eRide

# Versteckte Leitungen bedeuten im Reparaturfall etwas mehr Aufwand - gleichzeitig kann das Rad, bspw. beim Parken neben anderen Rädern, nicht an den Leitungen hängen bleiben, was schon angenehm ist.
# Hinten gibt's ein schön helles und gut positioniertes Rücklicht.
# Hier zeigt sich die technische Verwandschaft zu den eRide Gravel- und Roadbikes - Schutzbleche sind dezent gelöst; ein Gepäckträger lässt sich aber nicht montieren.
# Aufgeräumtes Cockpit mit ausreichend kräftigen Bremsen. - der Spacerturm lässt sich für eine noch sportlichere Position abbauen.
# Der Ständer ärgert gleich doppelt - einerseits kollidiert er mit der Kurbel, andererseits ist er einen Hauch lang, weshalb das Rad nur auf ebenem Grund sicher steht.
# Viel schönere Schutzbleche gibt es kaum, bei der Länge wurde aufgepasst - ein Schieben des Fahrrads auf dem Hinterrad ist möglich.
# Der Rival Antriebsstrang bietet eine vernünftige Übersetzungsbandbreite - die Kettenblattgröße prädestiniert für schnelle Fahrten; bis 40 km/h lässt sich vernünftig mit treten.

Wie fährt sich das Scott Silence im Test?

In der Praxis gefällt die unkomplizierte Handhabung des Bikes. Es fährt sich im besten Sinne einfach wie ein ganz normales Stadtrad, nur eben schneller. Selbst wenn der Motor aus ist, fährt es sich noch kommod, weshalb Scott scherzhaft davon sprach, dass eine Reichweiten-Angabe fast überflüssig sei. Wahr ist jedoch, dass der Moment, indem die Unterstützung ausgeht, doch schmerzlich aufzeigt, dass die Oberschenkel nicht über Nacht gewachsen sind.

# Gegenwind nimmt der TQ-Motor den Schrecken - der Akku entleert sich aber entsprechend schneller.

Der Rahmen ist steif, die Komponenten sind sinnig gewählt. So ist das Silence mit 13,8 kg zwar leicht, fühlt sich aber dennoch sehr vertrauenerweckend steif an. In Konsequenz liegt es auch bei hohen Geschwindigkeiten noch sehr stabil, auch die Bremsen tragen zum soliden Fahreindruck bei. Insgesamt macht es den Eindruck, dass die Produktmanager wissen, was sie tun: Schwalbe Supermoto Reifen bieten Grip und ausreichend Schutz, ohne zu stark zu bremsen; die Sram Rival Schaltung feuert die Gänge souverän durch. Freilich nur, solange das System eingeschaltet ist, denn das Schaltwerk wird vom Antriebsakku gespeist. Gut, weil man keinen Schaltwerkakku laden muss oder verlieren kann; schlecht, wenn man es mit der Reichweite mal ganz falsch einschätzt. Nach Ende der elektrischen Reichweite bietet der Akku aber noch einige Stunden Strom für Licht und Gangschaltung.

# In Kurven fährt sich das Rad vorhersehbar und stabil.
# Diese Ladung hielt leider nicht zuverlässig auf dem Gepäckträger - das Bild sollte also ingesamt nicht nachgestellt werden.

Dank des geringen Gewichts lässt sich das Silence bequem auch ein paar Stufen hoch- oder runtertragen. Das ist, im Vergleich zu vielen schwereren E-Bikes, im Alltag häufiger ein Argument, als man meinen möge: Selbst beim Umdrehen des Fahrrades an einem engen Fahrradständer hebt man es eben einfach an, anstatt zu rangieren zu beginnen. Durch das etwas kürzere Schutzblech hinten lässt es sich auf dem Hinterrad durch Türen oder in den Aufzug schieben. Hier hat Scott auch daran gedacht, dass ein Fahrrad für 7.499 € wohl nicht auf der Straße geparkt werden wird. Stichwort Schutzbleche: Sie bieten einen akzeptablen, aber nicht sehr guten Schutz; dafür sind die Curana C-Lites dann doch zu kurz.

# Dank der soliden Ausstattung darf es auch abseits mal sportlich zugehen.

Mit einem würdigen Schloss wird das Bike aber leider schon wieder etwas unaufgeräumter und schwerer, hier warten wir weiter auf ein schön integriertes Schloss. Das Licht ist im Alltag praktisch: immer dabei, immer an. Die Ausleuchtung des Frontscheinwerfers ist nach links leicht schlechter als nach rechts, passt aber gut und funktioniert auch mit Gepäck auf dem Gepäckträger noch gut. Die Handyhalterung auf dem Cockpit ist praktisch, ich benutzte einen Aheadkappen-Adapter auf die Fidlock Vacuumbase. Das sah nicht ganz so stylisch aus, ist aber in meinen Augen hinsichtlich Komfort kaum zu schlagen. Die Bremsen sind ausreichend kräftig und tragen zur aufgeräumten Optik bei, schwerere Fahrer*innen würden sich aber sicher über eine 180 mm Bremsscheibe vorn freuen.

# Die Kraftentfaltung ist direkt und spotnan.

Motor & Akku

Der TQ-Antrieb sitzt schlank als Mittelmotor im Rahmen. Besonderheit ist das Getriebe, das in in nur einer Stufe eine hohe Untersetzung schafft und so mit hohen Drehzahlen das Drehmoment von 50 Nm bereitstellt. Beides trägt zum recht geringen Gesamtgewicht bei. Die drei Unterstützungsmodi könnten ab Werk etwas ausgeprägter unterschieden sein, über die Bluetooth-App ist eine Konfiguration der drei Modi aber möglich – sowohl, was die Unterstützung, die Maximalleistung als auch das Pedalfeedback angeht. Insgesamt überzeugte der Antrieb mit seiner leisen, direkten Unterstützung. Besonders hervorzuheben ist, dass der Freilauf wirklich gut entkoppelt, sobald 25 km/h überschritten werden. So schaffte ich auf einer bergigen Tour durchaus mal knapp 30 km/h Durchschnitt, weil der Motor bergauf anschiebt – und sonst einfach nicht bremst.

Leistungsdaten Motor TQ-HPR50

# Der Rahmen ist steif und präzise - dennoch nicht unangenehm hart; Räder und Sitzstreben erlauben offenbar etwas Komfort.

Das ist uns aufgefallen

Fazit – Scott Silence

Das Silence überzeugt als leichtes Urbanbike: Absolut unkompliziert und angenehm in der Handhabung sind Rahmen, Komponenten und Antrieb harmonisch aufeinander abgestimmt; weshalb es sich schnell zum Liebling im Keller entwickelte. Eine Möglichkeit für die Gepäckträgermontage hinten würde die Alltagstauglichkeit steigern. Ob der hohe Preis ins Budget und die Lebensrealität passt, bleibt eine individuell zu klärende Frage - wir würden uns jedenfalls auch über eine etwas günstigere Variante freuen.

Scott Silence Pro / Contra

Pro

  • Steifes, präzises Fahrverhalten
  • Geringes Gewicht und tolle Balance
  • Schön integrierte Komponenten (Cockpit, Sattelstütze)
  • Harmonischer Antrieb, der sauber entkoppelt

Contra

  • Ständer minimal zu lang (Rad kippt auf unebenem Grund etwas leicht)
  • Frontgepäckträger etwas zu klein um alltagsauglich zu sein, hinten keiner montierbar
# Fassen wir zusammen: Debut geglückt! - das Scott ist einfach angenehm zu fahren, trotz kleiner Schwächen ein tolles Fahrrad.

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