15% der Deutschen könnten aufs E-Bike umsteigen Was fehlt – Sharing-Angebote oder Wille?

Eine aktuelle Studie des europäischen Bike-Sharing-Anbieters Fifteen will aufzeigen, dass durch E-Bike-Sharing 15 % der Deutschen aufs Rad umsteigen könnten. In welchen Städten das Potenzial dafür am größten ist, und wie viel CO₂ dadurch insgesamt eingespart werden könnte, erfährst du im Folgenden.
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Fifteen, ein Hersteller von Bikesharing-E-Bikes, der schon Städte wie Paris, Marseille und Helsinki erfolgreich mit Sharing-E-Bike-Flotten versorgt hat, veröffentlicht neue Erkenntnisse zur Förderung des Radverkehrs in deutschen Städten und zur nachhaltigen Verkehrswende.

Basierend auf Daten des Instituts Destatis (2022) und des ADFC-Fahrradklima-Tests (2022) schätzt Fifteen demzufolge, dass bundesweit 13 Millionen Menschen durch E-Bike-Sharing-Systeme zum Radfahren ermutigt werden könnten. Dies entspräche 15 % der deutschen Bevölkerung und würde eine jährliche Einsparung von 39,2 Kilotonnen CO₂ bedeuten. Dies entspricht 2,68 % der jährlichen Verkehrsemissionen und würde etwa 20.000 Autos von den Straßen nehmen.

Diese Städte in Deutschland haben das größte Nutzungspotential für E-Bike-Sharing

Basierend auf den aktuellen Daten des ADFC-Fahrradklima-Tests und den Informationen des Instituts Destatis (2022) zur Geografie, Bevölkerungszahl, Radverkehrsbedingungen, Tourismusaktivität, wirtschaftlichen Dynamiken und Pkw-Anteil wurde ein Ranking der 101 Städte erstellt, die Potenzial zur Steigerung des Radverkehrsanteils haben.

Die Studie zeigt demnach, dass Münster und Freiburg im Breisgau die besten Voraussetzungen für ein profitables öffentliches E-Bike-Sharing-System bieten und somit das größte Potenzial haben, zu Fahrradhauptstädten zu werden – Ach was?!

Interessanter wird es bei Städten wie Hof, Hagen und Remscheid, die ihr volles Radverkehrspotenzial noch nicht ausgeschöpft haben, es aber laut der Studie durch geeignete politische Maßnahmen erreichen könnten. Dies wurde durch den Vergleich der Fahrradklima-Test-Ergebnisse mit dem von Fifteen ermittelten Potenzial für den Radverkehr festgestellt. Die Studie weist darauf hin, dass gerade mittelgroße Städte ein beträchtliches ungenutztes Potenzial bieten, da neun der zehn Städte mit dem größten ungenutzten Potenzial weniger als 250.000 Einwohner haben, darunter Passau und Pforzheim.

E-Bike-Sharing-Systeme sind eine kostengünstige Möglichkeit, die Verkehrsemissionen zu reduzieren, und bieten eine breite Palette an sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Vorteilen. Deutschland hat zwar große Ambitionen den Verkehrssektor zu dekarbonisieren, jedoch werden Investitionen in Infrastrukturen wie Bike-Sharing entscheidend sein, um die Netto-Null-Ziele des Landes zu erreichen.

Benoit Yameundjeu, CEO von Fifteen

Die Einführung eines öffentlichen Fahrradverleihsystems in Verbindung mit einem entsprechenden politischen Engagement zur emissionsärmeren Gestaltung des Verkehrs kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Bürger:innen die bereitgestellten Fahrräder nutzen, so der Sharing-Dienst in seiner Pressemitteilung.

Die folgende Tabelle zeigt die Top 15 der deutschen Städte mit dem größten Potenzial für den Radverkehr, basierend auf den Daten des Instituts Destatis und den Ergebnissen des Fahrradklima-Tests:

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Hier wird bereits am meisten E-Bike gefahren

Die Städte Passau, Baden-Baden, Bamberg, Frankfurt am Main und Offenbach am Main weisen bereits jetzt eine hohe Anzahl von E-Bike-Nutzer:innen auf. Wenn in diesen Städten ein Bike-Sharing-System vorhanden wäre, könnten 25 % oder mehr der Bevölkerung davon profitieren. Selbst in Städten mit hoher Autonutzung besteht Potenzial, dass E-Bike-Sharing Menschen zum Fahrradfahren motivieren würde: Selbst in Wolfsburg, laut Destatis die autofreundlichste Stadt Deutschlands, könnten bis zu 10 % der Bevölkerung E-Bike-Sharing nutzen – wenn denn eine solche Option denn verfügbar wäre.

Alle Ergebnisse der Studie kannst du hier im Detail nachlesen.

Fifteen will mit seinem Fahrradverleihsystem Radfahren weltweit zugänglicher gestalten.
# Fifteen will mit seinem Fahrradverleihsystem Radfahren weltweit zugänglicher gestalten. - Von Paris über Vancouver bis Lima: Fifteen arbeitet bereits mit Städten unterschiedlicher Größenordnungen zusammen, um ihren Bürger:innen hochmoderne Bike-Sharing-Systeme bereitzustellen. Aktuell sind weltweit bereits über 30.000 Fifteen E-Bikes im Einsatz.

2⁄3 der Deutschen unterstützen Verdrängung von Autos aus Städten

Im Rahmen einer repräsentativen Befragung gaben zwei Drittel der Deutschen (73 %) an, die Umsetzung einer nachhaltigen Verkehrswende mit einer weitgehenden Verdrängung des Autos aus den Städten zugunsten von Fahrradmobilität und ÖPNV zu unterstützen, wobei jede:r zweite Bundesbürger:in (49 %) und die Mehrheit der Befürworter:innen eine solche Verkehrswende an Bedingungen knüpft. Mit jeweils rund einem Viertel der Deutschen stehen sich bei dieser Frage zwei Pole gegenüber: So unterstützen auf der einen Seite 24 % diese urbane Verkehrswende bedingungslos, während 27 % die Verdrängung des Autos aus den Städten komplett ablehnen. Das geht aus einem Teil der Studie Texlock New Bike Mobility Monitor 2023 hervor.

Mehrheit der Befürworter:innen knüpft urbane Verkehrswende an Bedingungen

Zu den Bedingungen, die von der Mehrheit der Befürworter:innen einer nachhaltigen Umgestaltung der städtischen Mobilität mit einer weitgehenden Verdrängung des Autos aus den Städten zugunsten des ÖPNV und des Fahrradverkehrs gestellt werden, gehören die Beibehaltung der Nutzungsmöglichkeit des Autos in Wohngebieten (50 %) sowie die Vermeidung von Nachteilen für die städtische Wirtschaft insgesamt (43 %). Ferner spricht sich jede:r Dritte (34 %) derer, die dieser Verkehrswende unter Bedingungen zustimmen, für eine Verbesserung der kombinierten Nutzbarkeit von ÖPNV und Fahrrad durch verbesserte Mitnahmemöglichkeiten von Fahrrädern im ÖPNV sowie für eine Verbesserung der sicheren Abstellsituation von Fahrrädern aus.

Was meinst du – fehlen den Deutschen die Sharing-Angebote oder der Wille, um aufs E-Bike zu steigen?

Infos und Bilder: Pressemitteilung Fifteen

6 Kommentare

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  1. Hier sehe ich Potential, denn wenn man den Hinderungsgrund nicht eliminiert, bringen auch weitere Sharing Angebote nichts.
    In Bezug auf Ihrer Sportgruppe wäre es interessant zu erfahren, was denn hier von den Mitgliedern als Hinderungsgrund angegeben wird. Dann hätte man mal Konkrete Beispiele. Mögen Sie dies mal erfragen ?
  2. es müssten auf jeden fall und umbedingt überall und unzählig E-bikes zum shäring rumstehen,
    die dann widerwillig zum Sammelpunkt zurückgeführt werden,
    wie wir es schon von allen anderen 2rädrig-Shäringern kennen 😉

  3. Viel wichtiger ist die Frage, warum greifen nach wie vor so viele Leute aufs Auto zurück, obwohl man ohne Probleme auch mit dem Rad fahren könnte.

    Viel wichtiger ist die Frage, warum greifen nach wie vor so viele Leute aufs Auto zurück, obwohl man ohne Probleme auch mit dem Rad fahren könnte.
    Ich habe mein Auto gerade abgegeben, weil ich es , auch wegen guten ÖPNV, nicht benötige.
    Ich werde jetzt auch verstärkt mit dem Rad pendeln (15 km/ Strecke). Das werde ich mit meinem klassischen Fahrrad machen.

    Mit dem Rad beruflich Pendeln bedeutet aber auch den Willen zur Umorganisation.
    Insbesondere das Handling mit Kleidung , umpacken der Radtaschen, Sachen im Büro zwischenlagern,...
    kann für manche lästig sein. Es bedeutet zunächst mal organisatorischen Mehraufwand und eben meist auch "Zeitverlust". Man kann nicht mal eben in das Auto springen ....
    Bei mir bedeutet der Umstieg auf das Rad 50 - 75 % (nur?) mehr Fahrwegzeit , verglichen mit dem PKW+ zumindest nach Ankunft ~ 30 min. mehr Zeit für Duschen und Umziehen am Arbeitsplatz. Je nachdem wann frühe Termine / Arbeitszeitbeginn ist kann es einfach unbequem sein genügend früh auf dem Rad sitzen "zu müssen".

    Einziger Vorteil: Gegenüber dem ÖPNV ist die Wegezeit (Haustür <-> Büro) mindestens identisch, im Falle von Verspätungen, Ausfällen, ERsatzverkehr, potentiell mindestens besser kalkulierbar.
    Dem gegenüber steht die Wetter Abhängigkeit. Ich werde es testen, habe passende Radkleidung ;-).
    Das bedeutet aber auch: Umdenken im Kopf, eine gewisse Resistenz gegen Umwelteinflüsse und in Bezug auf Regenkleidung / Winterkleidung auf dem Rad, erhöhten Aufwand in Bezug Auf Transport, Lagerung, Plfege,....

    Da beginnt das Problem: Für die meisten gibt es weder Duschmöglichkeiten, noch Umkleide Gelegenheiten, oder Möglichkeit auch einmal Busness Kleidung am Arbeitsort vernünftig zu hinterlegen nicht, die kann man schwer in der Radtasche sinnvoll transportieren ;-)
    Zudem habe Ich es für mich getestet: Ein E-Bike spart mir auf meinem kurzem Weg (im Mittel gestoppt) nur ~5-7 Minuten. Im Sommer schwitze ich bereits morgens auch beim E-Bike ein wenig. Ich hatte bislang nie das Gefühl auf die Dusche verzichten zu wollen obwohl ich Ebike fahre. Wenn ich bereits meine Altagskleidung , welche ich im Büro trage (Hemd , Stoffhosen, Jens), bei der fahrt tragen würde, um das Umziehen zu sparen wäre das bei mir nicht besser. Zudem gibt es nur für die wenigsten den Luxus (auch klassische Fahrräder) ordentlich und genügend sicher am , oder in hinreichender Nähe zum Arbeitsart abstellen können. Den Luxus eines Radkellers bieten nicht jeder Arbeitgeber.

    Gleiches gilt für Einkaufen: Ich bewältige, auch den Transport "schwerere" Güter nunmehr zu-Fuß und mit dem Rad. Im Zweifel sind alle Läden auch gut mit Bus und Einkaufswagen erreichbar (schlechtes Wetter). Alles möglich bedarf aber auch hier der Umorganisation. Und ist eben auch mit deutlichem "Zeitverlust" gegenüber dem Auto verbunden.

    Aktuell stört es mich nicht auf das Auto zu 100 % zu verzichten, ich verstehe aber auch wenn Menschen sagen: Im Alltag ist die Verwendung von 2-Rädern für mich und Familie meist unpraktisch.
  4. @Ruppie erstmal Respekt für diese Entscheidung.

    Soweit sind noch lang nicht alle und das wird auch noch ganz lange dauern.
    Bei mir im Ort steht auf einem Stellplatz seit bestimmt 10 Jahren ein Auto, dass seit dem nicht bewegt wurde. Seit nem halben Jahr ist es jetzt zumindest abgemeldet, steht da aber immer noch.

    Der Hauptgrund bei den "Nicht-Radlern" ist bisher an Nummer 1 die Bequemlichkeit, weil wie von Dir beschrieben schmeißt man schnell alles ins Auto rein und ist subjektiv und objektiv schneller. Was man aber außer acht lässt ist die Bewertung des tatsächlichen Zeitgewinns, denn diesem wird zuviel Wert beigemessen.

    Auf den Strecken bei uns sind es maximal 5min. Ich find wer die Zeit nicht hat, sollte mal sein Lebenskonzept überdenken.
  5. Viel wichtiger ist die Frage, warum greifen nach wie vor so viele Leute aufs Auto zurück, obwohl man ohne Probleme auch mit dem Rad fahren könnte. (...)
    Ich hab mir diese Frage auch jahrzehntelang gestellt, und irgendwann mal gefunden ...

    https://www.weser-kurier.de/ratgebe...enschen-eher-der-masse-doc7e467umo0m0z7wl8fvw

    Kurz gesagt, die Menschen folgen lieber der Masse, als selber nachzudenken, denn das ist zu anstrengend.
    Und solange alle anderen Auto fahren, macht man das halt auch.

    (...) <Zeitgewinn durch Auto> Auf den Strecken bei uns sind es maximal 5min. (...)
    Und nicht einmal das stimmt - Wenn ich zur Fahrtzeit mit dem Auto die Zeit dazu addiere, die ich arbeiten muss, um mir die Karre zu leisten, dann ist das Auto sehr schnell das mit Abstand langsamste Verkehrsmittel

    Also kurz zur Frage: Natuerlich fehlt es am Willen. Nur um Himmels Willen keine Veraenderung. Ich bin Mitte 50 und seit meiner Kindheit erlebe ich ein Problem, an dem das Auto schuld ist, nach dem anderen. In den 70ern war es eine horrende Anzahl von Verkehrstoten, spaeter kamen die ganzen Umweltthemen, CO2, was weiss ich noch alles. Man denkt sich alles moegliche aus um das 'System Auto' irgendwie nachzubessern - man haette schon vor 50 Jahren erkennen koennen dass das ein Irrweg ist.
    Aber man hat immer am Auto festgehalten und alles aufs Auto ausgerichtet.
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