Alle Entwicklungen in der Übersicht
- 16. Oktober: Signa zieht Kredit in Höhe von 150 Millionen € an Signa Sports United zurück
- 17. Oktober: Erste Berichte über Rückzug der Finanzierungszusage, von der rund 80 Online-Händler betroffen sind
- 19. Oktober: Tennis Point GmbH, ChainReaction & Wiggle insolvent, keine Rücksendungen bei Fahrrad.de möglich
- 23. Oktober: Insolvenzverwalter für Internetstores GmbH inklusive Fahrrad.de beauftragt
- 25. Oktober: Fahrrad.de veröffentlicht Statement, dass bis zum Ende der Woche alle Services wieder angeboten werden sollen
- 31. Oktober: Internetstores.de veröffentlicht aktuellen Stand zu den vorläufigen Insolvenzverfahren
- 05. November: Internetstores informiert über den Stand der aktuellen Verfahren
- 05. Dezember: WiggleCRC Webshops gehen vom Netz
Update: WiggleCRC-Shops gehen vom Netz
Update 05.12.2023:
Die Zukunft von rund 80 Onlineshops der Signa Sports United war nach Bekanntwerden der Pleite des österreichischen Geschäftsmanns René Benko ungewiss. Nun gab das Management von WiggleCRC mit den Marken Chain Reaction Cycels und Wiggle bekannt, seine internationalen Webshops in den nächsten Wochen schließen zu wollen.
„Die gemeinsamen Administratoren von WiggleCRC leiten eine Änderung im Geschäftsmodell der Gruppe ein, die dazu führen wird, dass sie ihre Anstrengungen ausschließlich auf den britischen Markt konzentriert. Die Ankündigung erfolgt, während der Prozess zum Verkauf des Unternehmens angesichts laufender Gespräche mit mehreren Parteien an Fahrt gewinnt.
Alastair Massey und Tony Wright von der spezialisierten Unternehmensberatung FRP wurden am 24. Oktober 2023 für Mapil Midco 1 Limited und Wiggle Limited ernannt. Insolvenzverwalter von FRP wurden ebenfalls als gemeinsame Administratoren für Chain Reaction Cycles Limited, Chain Reaction Cycles Retail Limited und Hotlines Europe Limited bestellt.
Um sicherzustellen, dass WiggleCRC in der bestmöglichen Position ist, um auf seinen Kernstärken und seiner marktführenden Position aufzubauen, wurde die Entscheidung getroffen, das Geschäftsmodell ausschließlich auf den britischen Binnenmarkt zu konzentrieren, der derzeit 85% des Umsatzes der Gruppe ausmacht. Die internationalen Webshops von Wiggle und Chain Reaction werden daher in den kommenden Wochen geschlossen.
Dieser Teil des Geschäfts wurde von einer Reihe wirtschaftlicher Faktoren beeinflusst, einschließlich steigender internationaler Luftfrachtkosten und Brexit. Das Unternehmen verpflichtet sich, alle ausstehenden Verkäufe, Rücksendungen und Garantieansprüche für internationale Kunden durch die üblichen Prozesse zu erfüllen.
Tony Wright, Partner bei FRP und gemeinsamer Administrator von WiggleCRC, sagte: ‚Der britische Markt ist Kern des Angebots von WiggleCRC, wo es weiterhin der Marktführer ist und ein starker Treiber für die Rentabilität und aktuelle Handelsleistung des Unternehmens. Das war für interessierte Parteien unglaublich attraktiv und wir kommen mit dem Verkaufsprozess schnell voran.'“
-WiggleCRC
Update: Aktueller Stand zu den vorläufigen Insolvenzverfahren
Update 05.11.2023:
Internetstores informiert über den Stand der aktuellen Verfahren – wir haben euch das Update hier zusammengefasst:
- Mehrere Unternehmen der Signa Sport United Gruppe, spezialisiert auf Sport-e-Commerce, haben Insolvenzanträge gestellt.
- Die operative Tätigkeit von Tennis-Point und Internetstores wird weiterhin aufrechterhalten, die Abwicklung von Retouren und Reklamationen ist wieder möglich.
- Es wurden vorläufige Insolvenzverwalter eingesetzt, und es finden Gespräche mit Stakeholdern statt, um die Geschäfte zu stabilisieren und Zukunftslösungen zu entwickeln.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der betroffenen Unternehmen erhalten Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit für die Monate Oktober bis Dezember 2023. Zudem sind separate Investorenprozesse für Tennis-Point und Internetstores geplant, um unter neuer Eigentümerschaft nachhaltige Lösungen zu finden.
Betroffen sind unter anderem die SIGNA SPORT UNITED N.V. mit Sitz in Berlin, die SIGNA SPORTS UNITED GmbH, die Tennis-Point GmbH, die Internetstores GmbH und die Publikat GmbH. Die Insolvenzverfahren dieser Gesellschaften sind überwiegend beim Amtsgericht Bielefeld anhängig, lediglich das internetstores-Verfahren läuft beim Amtsgericht Stuttgart.
Die Insolvenzverwalter und ihre Teams sind bemüht, die Verfahren optimal zu koordinieren und sehen gute Chancen für tragfähige Zukunftslösungen dank der starken Marktposition und des treuen Kundenstamms der beiden operativen Gesellschaften.
Den vollständigen Wortlaut der Mitteilung findest du hier
Update: Fahrrad.de arbeitet an Lösung
Update 25.10.2023:
Bis zum Ende dieser Woche will Fahrrad.de alle gewohnten Services wieder anbieten. Das hat das Unternehmen in einem Statement auf der eigenen Website inzwischen verkündet. Wie gewohnt kann man weiterhin im Online-Shop bestellen – allerdings sei es derzeit weder möglich, Gutscheine auszustellen, noch könne man aktuell Retouren bearbeiten. Auch der Aufbauservice werde derzeit nicht angeboten. Zudem könne es aktuell zu Verzögerungen bei Lieferungen kommen.
Ein weiteres Update von Fahrrad.de soll am 27.10. veröffentlicht werden – wir halten euch natürlich auf dem Laufenden. Dass sich Fahrrad.de aktuell im Insolvenzverfahren befindet, wird im Update nicht erwähnt. Generell ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar, wie genau es mit dem großen Online-Händler weitergeht.
Update: Insolvenzverwalter für Internetstores GmbH beauftragt
Update 23.10.2023:
Das Verfahren wurde gestartet, ein vorläufiger Insolvenzverwalter wurde beauftragt. Alle Details hier: Internetstores im Insolvenzverfahren.
SSU: Tennis Point offiziell insolvent, weitere Insolvenzen angekündigt
In einem heute publizierten News Release auf ihrer Website geben Signa Sports United an, die Tennis Point GmbH habe inzwischen Insolvenz beantragt. Weiter heißt es, auch weitere Marken der Signa Sports United Gruppe befänden sich in Vorbereitung, entsprechende Schritte zur Einleitung von Insolvenzverfahren zu unternehmen. Die Meldung bestätigt, dass ursächlich hierfür die Beendigung der bereits verbindlich und bedingungslos zugesicherten 150-Mio.-Euro Kapitalspritze durch SSU-Hauptaktionär Signa vom 16. Oktober sei.
ChainReaction – WiggleCRC ebenfalls insolvent
Inzwischen scheint aufgrund der ausgefallenen Finanzierung auch der Online-Fahrradhändler WiggleCRC mit seinen Marken Wiggle und ChainReaction Cycles insolvent zu sein: Bestellungen bei Lieferanten seien storniert und Zahlungen von Rechnungen gestoppt worden, berichtet das Industrie-Fachmagazin Cyclingnews.
SSU in finanzieller Not – was wir wissen
Rücksendungen bei Fahrrad.de nicht möglich
Rücksendungen von gekaufter Ware können aktuell bei den Online-Stores Fahrrad.de, Campz.de, Bruegelmann.de oder Tennis-Point.de laut einer Meldung auf deren Websites „aus internen Gründen“ nicht bearbeitet werden. Was hier so kurz wie wenig aussagekräftig verkündet wird, scheint gravierende Gründe zu haben.
Signa zieht Zusage zurück
Wie das Manager Magazin in einem Artikel vom 17. Oktober berichtet, hat die Signa Gruppe des österreichischen Investors René Benko seine Sporthändler unter dem Dach der Signa Sports United (SSU) fallen gelassen: Von einem Verkauf der Marke Sport Scheck an den britischen Sportgiganten Mike Ashley (Sports Direct) ist die Rede – und auch vom Rückzug einer festen Zusage für einen 150 Millionen Euro schweren Liquiditätskredit an den Tochterkonzern Signa Sports United, zu dem die vorgenannten Onlineshops gehören.
Welche SSU-Marken sind vom Rückzug der Finanzierungszusage betroffen?
Zu SSU gehören insgesamt 80 Online-Shops, darunter folgende Marken:
- Addnature.com
- Bikester.com
- Bruegelmann.de
- Campz.de
- Chainreactioncycles.com
- Cycles-for-heroes.com
- Fahrrad.de
- Ortler-rad.at
- Padel-point.de
- Probikeshop.com
- Redcycling.de
- Serious-Cycles.com
- Tennis-Point.de
- Tennispro.eu
- Tennisexpress.com
- Vermont-bikes.de
- Votec.de
- Wiggle.com (dazu gehören u.a. die Bike-Marken Nukeproof und Vitus)
Nach Berichten der Finanzpresse war der Aktienkurs der SSU seit dem von Benko forcierten Börsengang im Jahr 2021 von einem Höchstkurs von 8 US-Dollar auf zuletzt nur noch 0,017 $ pro Aktie abgestürzt, das entspricht einem Absturz von 3,2 Milliarden auf 6 Millionen US-Dollar Börsenwert.
Der Handel mit der Sportaktie wurde Mitte Oktober mit sofortiger Wirkung ausgesetzt, um den freien Fall des Wertpapiers zu stoppen. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz bittet SSU Kleinaktionäre via Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter), sich bei ihr zu melden.
Der Benko-Mutterkonzern und SSU Hauptaktionär, Signa, hatte für den Prozess einer Restrukturierung, zu dem auch das Abstoßen „nicht leistungsfähiger Vermögenswerte“ gehören sollte, per eines „Equity Commitment Letter“ eine Kapitalspritze von 150 Mio. Euro fest zugesagt – und genau der Rückzug dieser Mittel (hier die Mitteilung dazu auf der Signa Website) soll nun Ursache der Liquiditätsprobleme sein.
Signa Sports dazu:
„Nach vielen Jahren vertrauensvoller Zusammenarbeit und zuverlässiger Finanzierung zwischen dem Unternehmen und der SIGNA Holding hat sich SSU auf die verbindliche und bedingungslose Natur des Equity Commitment Letter verlassen, um weiterhin Mittel zur Erfüllung ihrer kurzfristigen Verpflichtungen und für die Bewertung der Unternehmensfortführung des Unternehmens und seiner Tochtergesellschaften zu erhalten. Das Unternehmen hält die Kündigung des Equity Commitment Letter durch SIGNA Holding für ungerechtfertigt.“
Zu SSU gehören insgesamt 80 Online-Shops im Bereich Fahrrad, Tennis- und Outdoorsport, im Jahr 2022 verzeichnete der Gigant einen Jahresumsatz von über eine Milliarde Euro – bei zugleich 567 Mio. Euro Verlust, allein 244 Mio. davon beim britischen Sportartikelhändler Wiggle.com.
Geleakte E-Mail an Lieferanten ist offenbar echt
In einer E-Mail an Lieferanten der Internetstores GmbH, welcher der Redaktion vorliegt, und deren Echtheit uns inzwischen durch eine zweite Quelle bestätigt wurde, heißt es:
Lieber Geschäftspartner,
Am gestrigen 16. Oktober 2023 hat unser Hauptaktionär SIGNA die zugesagte bedingungslose Finanzierung von 150 Mio. € (als Teil unserer IBR „Independent Business Review“) ohne weitere Erklärungen zurückgezogen.
Aufgrund dieser Umstände sind wir gezwungen, vor Gericht zu gehen und einen Insolvenzantrag zu stellen, insbesondere einen Antrag auf Eigenverwaltung.
Solange uns kein Verwalter zugeteilt ist, sind wir aktuell daher nicht in der Lage:
– Neue Liefertermine zu vergeben und Neuware anzunehmen
Aus diesem Grund bitten wir sie freundlich darum, keine Neuware an Speditionen und Paketdienstleister zu übergeben und die Ware vorerst in ihrem Lager zu behalten.
Weitere Informationen bezüglich zukünftigen Avisierungen und Abläufen werden wir in den nächsten 14 Tagen mit Ihnen teilen. Sollten Sie Fragen haben, kontaktieren Sie bitte ihren zuständigen Ansprechpartner bei der Internetstores.
Wir danken für Ihr Verständnis!
Was sagst du zu den möglichen Problemen bei so vielen Sport-Marken auf einmal?
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