Wir bei Nimms Rad sehen es als unsere essenzielle Aufgabe an, dich zu motivieren, das Rad zu nehmen. Oft scheitert dies aber bereits an einer schier unüberwindbaren Hürde: Ein nicht fahrtüchtiges Fahrrad und das, obwohl der Frühling vor der Tür steht! Um dir den Gang zur wahrscheinlich überfüllten Fahrradwerkstatt zu ersparen und dir deinen Arbeitseinsatz zu erleichtern, haben wir hier die neun wichtigsten Dinge, die man dabei beachten sollte, in einer Checkliste aufbereitet.
1. Sichtkontrolle und Waschen
Der erste und einfachste Schritt ist die Sichtkontrolle. Stellt das Rad an einen hellen Ort und schaut es euch in Ruhe an. Sind Rahmen, Felgen, Kette, Schaltung und Reifen in Ordnung? Defekte lassen sich so oft schnell finden. Vorausgesetzt den groben Winterschmutz habt Ihr zuvor entfernt. Dafür genügt schon eine Handwäsche mit Schwamm, lauwarmem Wasser oder Bike-Reiniger. Von Hochdruckreinigern raten die Profis ab. Der macht zwar porentief sauber, drückt aber auch das Fett aus den Lagern.
Für die anschließende Pflege bieten Hersteller wie MucOff diverse Produkte wie „Bike Protect“ für die Versiegelung des gesamten Rads, sowie Schmiermittel an – entweder Öl oder Wachs basiert. Wachs sammelt nicht so schnell wieder neuen Schmutz an, verliert dafür aber meist schneller die Shutzfunktion. Informiert Euch für die Pflege genau, was für Eure Ansprüche und Euer Rad am besten passt, denn Korrosion muss unbedingt vorgebeugt werden – mit ein paar Hacks ist das auch gar kein Problem. Wie Experten ihr Bike waschen und pflegen hat Youtuber Freeride Flo in einem Video zusammengefasst. Dafür hat sich Flo mit MucOff zusammen getan.
[button color=“grey“ size=“normal“ alignment=“center“ rel=“follow“ openin=“samewindow“ url=“https://www.mtb-news.de/news/mountainbike-waschen-pflegen-anleitung“]Zum Artikel: Pflege – Antrieb und Kette in 5 Minuten[/button]
2. Antrieb
Am häufigsten knuspert und quietscht es nach der Winterpause bei Bremsen und Antrieb. Besonders wichtig bei Kette, Kassette und Schaltwerk: Viel Schmiermittel schafft nur kurzfristig Abhilfe, langfristig führt es zu noch größeren Problemen. Denn im Übermaß wirken Schmierstoffe wie Schmutzmagnete, besonders jede, die auf Öl basieren. In der Folge nimmt die Leichtgängigkeit ab und weitere Fremdkörper könnten die Komponenten beschädigen. Dann wird es teuer.
Um diese Teile richtig zu pflegen, genügt schon ein Lappen für eine oberflächliche Reinigung. Anschließend das Kettenöl sorgfältig auftragen. Überschüssiges Öl mit einem Lappen abwischen. Letzter Punkt beim Thema Antrieb: Die Schaltung. Alle verfügbaren Gänge sollten sich leicht und einwandfrei schalten lassen, sonst leiden Kassette, Kette und Nerven. Solltet Ihr Endanschläge des Schaltwerks und die Zugspannung – die beiden Stellschrauben für einwandfreie Schaltvorgänge – nicht selbst einstellen können, schaut Euch unseren Service-Artikel dazu an. Ansonsten bleibt nur der Weg zum Radladen.
3. Bremsen
Bei Felgenbremsen müssen die Bremsklötze zunächst kontrolliert werden. Sind die Querrillen nicht mehr zu erkennen oder es hat sich eine Kante eingebremst, müssen die Bremsklötze ausgetauscht werden. Sollte die Bremse trotz sichtbarer Querrillen weiterhin quietschen und die Bremsleistung ausbleiben, kann sich die Gummimischung möglicherweise verhärtet haben. Auch dann muss getauscht werden.
Der Druckpunkt wandert oder der Bremshebel lässt sich leicht bis zum Lenker durchziehen? Nicht losfahren! Bei Neurädern sollte dies zwar nicht vorkommen – trotzdem sind eine undichte Bremse, verölte Beläge oder Luft im System keine Seltenheit und ein Sicherheitsrisiko, das selbst oder vom Fachmann behoben werden sollte. Bei hydraulischen Bremsen muss gehandelt werden, wenn sich der Bremshebel bis zum Griff ziehen lässt. Im günstigsten Fall stellt sich der Bremsdruck wieder ein, wenn man mehrmals den Bremshebel anzieht und zurückschnellen lässt. Sollte das nicht helfen, hat das System in der Winterpause Luft gezogen und muss entlüftet werden.
4. Akku
Bei E-Bikes und Pedelecs ist der Akku das sensibelste Bauteil. Der wurde im besten Fall über den Winter mit einem vom Hersteller beschriebenen Ladestand eingelagert. Sollte er trotzdem nach der Winterpause kein Lebenszeichen geben, ist Vorsicht geboten und der Hersteller oder eine Fachwerkstatt zu kontaktieren. Bei eigenen Reparaturversuchen wird die Herstellergarantie riskiert und im schlimmsten Fall die eigene Gesundheit. Dringend geprüft werden, muss zudem die Akkuaufnahme. Hat sich hier Korrosion gebildet, muss diese dringend mit einem Tuch entfernt werden, bevor der Akku erstmals wieder eingesetzt wird.
5. Federelemente
Beim Thema Federgabel und Dämpfer ist ebenfalls ein guter Spürsinn wichtig. An keiner Stelle sollte Öl austreten, Gabel oder Dämpfer sollten geschmeidig einfedern und sich nicht rau anfühlen. Auch bei geringen Zweifeln sollte besser ein ordentlicher Service durchgeführt werden, sonst kann es deutlich kostspieliger werden.
Alles dicht und rund? Dann gehts an Fein-Tuning: Der richtige Sag muss eingestellt werden! Teste also den Luftdruck deines Fahrwerkes, indem du den Negativfederweg (Sag) überprüfst – der Hub, der verloren geht, wenn du dich auf das Rad setzt. Als Faustformel gilt beim Fully etwa 30 % Sag hinten und 25 % vorne – etwas abhängig vom Einsatzgebiet. Grundsätzlich kann man sagen: je mehr Federweg, desto mehr Sag.
Meistens ist bei neuen Bikes eine Gabelpumpe mit dabei – wenn nicht, gibt es gute Modelle zum Beispiel von Rock Shox, Fox, Topeak oder Birzman.
6. Reifen
Eine besondere Priorität haben die Reifen. Sie sind der direkte Kontakt zwischen Fahrer und Straße. Hier muss alles passen. Sie dürfen weder abgefahren noch zu spröde sein. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Reifendruck: Zu niedrig fährt sich das Rad nicht nur schwerer, die Reifen gehen auch schneller kaputt.
Der korrekte Luftdruck ist vom Fahrergewicht, dem Reifen, der Felgenbreite und weiteren Faktoren abhängig und liegt in der Regel zwischen 1,5 und 3,5 bar. Das auf der Reifenflanke aufgedruckte Maximum sollte in keinem Fall überschritten werden! Für die genaue Einstellung am besten eine Standpumpe mit Manometer verwenden. Sollte sich der richtige Reifendruck einfach nicht einstellen lassen, kann auch ein schleichender Platten schuld sein. Dann am besten den Mantel nach Scherben, Dornen oder anderen Fremdkörpern untersuchen.
Unser Tipp
Um den Luftdruck auch standesgemäß in die Reifen zu bekommen, empfehlen wir unbedingt eine gute Standluftpumpe – Klassiker sind beispielsweise die Topeak JoeBlow oder die SKS Rennkompressor. Und auch wenn die Manometer dieser Pumpen einen guten Anhaltspunkt geben, schadet ein digitaler Luftdruckmesser zum genauen Prüfen oder auch Unterwegs-dabei-haben keinesfalls: Hier empfehlen wir den Schwalbe Airmax Pro oder den Topeak Smartgauge D2.
7. Licht
Auch Scheinwerfer, Rücklicht und Reflektoren müssen im Frühjahr kontrolliert werden. Funktioniert ein Licht nicht, müssen eventuell Leuchtmittel gewechselt oder eingerostete Kontakte gesäubert und gerissene Kabel ersetzt werden. Mitunter hat sich auch einfach eine Steckverbindung gelockert. Auch zu den Seiten müssen Radfahrer sichtbar sein, deshalb sollte auch überprüft werden, ob nicht ein Reflektor abgebrochen ist. Abschließend darf die Ausrichtung des Scheinwerfers nicht vergessen werden, damit andere nicht geblendet werden. Dabei gilt die Hell-Dunkel-Grenze: Das vordere Ende des Lichtkegels muss auf einer dunklen Fahrbahn klar zu erkennen sein. Da Radfahrer nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar sein müssen, ist die Kontrolle der Klingel ebenfalls Pflicht. Zwei-dreimal kräftig gezogen, sollte sich der Rost gelöst haben.
Übrigens: Seid ihr im Straßenverkehr unterwegs, sind Vorder- und Rücklicht Pflicht. Und bei Dunkelheit müssen sie natürlich auch angeknipst werden, sonst werden 20 Euro Bußgeld berechnet. Sollten andere Menschen behindert werden, steigt das Bußgeld auf 25 Euro, bei einem Unfall auf 35 Euro. Kein Wenn und Aber gibt es auch beim Thema Klingel. Ein funktionierendes Exemplar gehört ans Rad, ansonsten kostet es 15 Euro – mehr die Anschaffung selbst. Weitere Strafen, die ihr kennen solltet, findet ihr in unserem Artikel zum Strafenkatalog für Radfharer der StVO.
8. Schraube locker?
Unter anderem am Vorbau, Sattel, Pedalen, Kurbel oder Steckachsen lohnt es sich auch Schraubverbindungen zu kontrollieren. Aber auch, ob Licht, Schutzbleche oder andere Extras richtig befestigt sind, ist ein Sicherheitsfaktor. Dabei ist besonders wichtig, die lockeren Schrauben nicht zu sehr festzuziehen. Denn die wohl bekannteste Floskel unter Fahrradmechanikern„nach fest kommt ab“ ist nicht unbegründet. Deshalb immer sehr genau auf die Drehmomentangaben der Hersteller achten.
Unser Tipp
Wir empfehlen für alle Montage-Arbeiten am Fahrrad, speziell, wenn es um sicherheitsrelevante Bauteile wie den Lenker oder den Vorbau geht, einen Drehmomentschlüssel. Wir haben beispielsweise mit dem günstigen Mighty Drehmomentschlüssel gute Erfahrungen gemacht, aber natürlich eignen sich vielerlei Modelle, die über die gängigen Innensechskant- und Torx-Aufsätze verfügen.
9. Probefahrt
Ist die Checkliste abgearbeitet, schließt sich mehr oder weniger der Kreis. Auf die Sichtkontrolle zum Anfang folgt nun abschließend die Kontrolle mit dem Hinterteil. Bei der Probefahrt sollten einmal alle Gänge rauf und runter geschaltet und die Bremsen getestet werden. Aber nicht gleich zu rabiat: die sensiblen Rückmeldungen des Fahrrads sind oft die wichtigsten und geben Hinweise, wo abermals nachjustiert werden muss. Wenn nichts mehr schleift, rattert oder quietscht, steht dem Frühling auf dem Rad nichts mehr im Weg.
Jetzt, nachdem du diese neun Punkte erfolgreich abgearbeitet hast, dürfte deinem Fahrrad-Frühling nichts mehr im Wege stehen. Oder doch? Poste deine größten Ärgernisse beim Schrauben an deinem Fahrrad gern in die Kommentare. Du kommst an einem Punkt nicht weiter? Dann schildere uns das Problem und stelle uns deine Fragen. Wir versuchen gern, sie mit geballtem Rad-Know-How zu beantworten!
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