igus:bike – das Projekt
Was kommt heraus, wenn sich ein verrücktes niederländisches Recycling-Fahrrad-Startup mit einem deutschen Spritzguss-Spezialisten verbündet, um ein vollständig aus Alltags-Kunststoffen bestehendes und ebenso vollständig recycelbares Fahrrad zu erfinden? Das igus:bike! Das ambitionierte Projekt hatten wir im vergangenen Sommer bereits vorgestellt, hier gehts zum igus:bike-Artikel.
Ein breiter, eckiger Rahmen aus Kunststoff, schwarze Räder mit Y-Speichen: Das Vollplastik-Fahrrades, welches der niederländische Fahrradentwickler mtrl mit Kunststoffen von igus entworfen hat, kann sich über den German Design Award 2023 freuen. Die Auszeichnung ist ein weiterer Schritt zur Verwirklichung der Nachhaltigkeitsvision einer Fahrradproduktion mit Post-Consumer-Waste-Recyclingkunststoff für urbane Mobilität.
Mit dem Aussehen eines normalen Fahrrads hat das Rad nicht viel gemein: Der Rahmen aus Kunststoff muss dem vergleichsweise weichen Baustoff Rechnung tragen – er ist daher breiter und voluminöser als etwa ein Fahrradrahmen aus Carbon. Auch die Y-förmigen Speichen fallen ins Auge. Futuristisches Design von mtrl, das nun mit dem German Design Award 2023 in der Kategorie „Excellent Product Design – Bicycles and E-Bikes“ ausgezeichnet wurde.
Der Preis belohnt die Teams von mtrl und igus für ihren Innovationsgeist und ihr bahnbrechendes Denken. Denn ein Vollkunststoff-Fahrrad aus recyceltem Kunststoff wäre ein großer Fortschritt für die moderne urbane Mobilität
Johannes Alderse Baas – Gründer mtrl
Mehr Infos zum igus:bike sowie die Interessentenliste findest du hier: www.mtrl.bike. Ein igus:bike aus neuen Kunststoffen wird 1.200 Euro kosten, für das igus:bike aus recycelten Kunststoffen sind 1.400 Euro fällig.
Von Ocean Plastics zu Motion Plastics
igus Geschäftsführer Frank Blase und das niederländische Startup mtrl träumten bereits Ende der 2000er-Jahre von einem urbanen Fahrrad ganz aus recyceltem Kunststoff. Dank moderner Hochleistungskunststoffe sollte es rostfrei, schmiermittel- und wartungsfrei sein – und bei jedem Wetter zuverlässig fahren.
Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, die in den letzten Jahren schon viele neuartige und wegweisende Produkte vor uns erhalten haben
Frank Blase – GF igus
Das niederländische Circular-Start-up mtrl (ehemals DutchFiets) stellt seit 2015 Fahrräder aus recycelbaren Kunststoffen her. Mit Partner igus begann die Entwicklung von Komponenten unter Verzicht auf Metall und High-End-Industriekunststoffe, für die das (Fahr-)Rad beinahe noch einmal neu erfunden werden musste.
Dabei will das igus:bike mehr sein als nur ein Bike: Mit Erfahrungen aus dem Projekt stellt igus auf seiner Plattform igus:bike Fahrradteile aus Kunststoff für andere Hersteller zur Verfügung. Ebenso zeigt die Plattform den aktuellen Stand der Technik und hilft Fahrrad- und Komponentenherstellern, sich zu vernetzen sowie untereinander auszutauschen.
Rohstoff Plastik: Problem und Lösung?
Doch auf welche Herausforderung unserer Zeit gibt das Fahrrad die Antwort? Die Welt versinkt in Plastikmüll. Ein Teil des Plastiks landet im Meer, gelangt in die Nahrungskette und wird zur Gefahr für Mensch und Tier. Ein anderer Teil findet den Weg in die Müllverbrennung und erzeugt umweltschädliche Emissionen. Entsprechend dringend ist es, Kunststoffe in eine Kreislaufwirtschaft zu überführen. Das Vollkunststofffahrrad ist ein Schritt hin zu dieser Transformation.
Mit Hochleistungskunststoffen für eine lange Lebensdauer
Leichte und schmierfreie Hochleistungskunststoffe von igus kommen überall am igus:bike zum Einsatz – von Kugellagern in den Radlagern bis hin zu Gleitlagern in den Bremshebeln und Pedalen. Alle Bauteile verfügen über integrierte Festschmierstoffe und sorgen für reibungsarmen Trockenlauf – ohne einen einzigen Tropfen Schmieröl. Besitzer können das Fahrrad bedenkenlos bei Wind und Wetter im Freien stehen lassen und in Sekundenschnelle mit einem Gartenschlauch reinigen. Das alltagstaugliche Fahrrad rostet nicht und ist praktisch wartungsfrei. Die Auslieferung der ersten Fahrräder ist für Ende des ersten Quartals 2023 geplant. Die ersten fertigen igus:bikes haben keine Gangschaltung und benötigen noch einige Metallteile. Weitere Komponnenten, um dies zu verbessern befinden sich in der Entwicklung. Auch ein E-Bike und ein Kindermodell sollen folgen.
Als Zukunftsvision träumt igus in Zusammenarbeit mit mtrl von lokalen Produktionsstandorten auf der ganzen Welt in der Nähe von Plastikdeponien.
Der German Design Award
Den German Design Award vergibt zum mittlerweile elften Mal der Rat für Formgebung, eine 1953 auf Initiative des Deutschen Bundestags gegründete Stiftung aus Frankfurt am Main. Sie unterstützt die Wirtschaft dabei, Markenmehrwert durch Design zu erzielen. „Herausragendes Design heißt, Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu geben und Gestaltung weiterzudenken“, erklärt die Stiftung. Die Preisverleihung wird im Februar 2023 stattfinden.
Was glaubst du: Ist das igus:bike ein sinnvoller Schritt zur Kreislaufwirtschaft?
3 Kommentare
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Auszeichnung für das Vollkunststoff-Fahrrad: igus:bike gewinnt German Design Award
Was glaubst du: Ist das igus:bike ein sinnvoller Schritt zur Kreislaufwirtschaft?
Guter Ansatz ... baucht aber noch weitere Entwicklung!
uff, ist das klobig. Das in den 1980ern in Serie gebaute vollplastik-ITERA (Volvo) ist weitaus eleganter und wirkt ausgereifter. Ist aber seinerzeit wirtschaftlich gescheitert (wahrscheinlich wars den Leuten zu teuer). Die Restbestände wurden angeblich in die Karibik oder Südsee verschifft und fahren gerüchteweiser heute noch rum (rostfrei trotz Seewetter).
Na.. ja.... hätte jetzt schon angst das das bike beim Fahren auseinander fällt. Besonders steif stelle ich mir den Rahmen plus die Anbauteile nicht vor.
Wirkt etwas gezwungen, denn es stellt sich die Frage, warum man überhaupt Plastikmüll ins Meer wirft, um ihn anschließend zu recyceln?
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