Der neue Mahle X30 Motor bringt die Welt des superleichten X20-Performance E-Bike Nabenmotors in den E-Urban-Bike Bereich. Wir konnten die Kraft des Hinterradmotors mit mehr Mittelmotorcharakter schon auf die Probe stellen – an einem Stevens E-Strada mit Pinion-Getriebe. Und auch einen Blick ins spanische Entwicklungszentrum der deutschen Marke durften wir werfen.
Video: Mahle X30 im Test
Mahle X30 Motor kurz & knapp
Der neue Mahle X30 verspricht als Hinterradmotor klassische Vorteile wie geringes Gewicht und dezente Integration, mit einer mehr am Mittelmotor orientierten Unterstützung und hoher Robustheit zu vereinen. Damit will er auch an E-Urban-Bikes und E-Kinder-Fahrräder besser unterstützen. Dazu bedient sich das neue Mahle-Aggregat der bekannt schlanken und leichten Akkus des X20 Performance-Systems (237 Wh und 350 Wh plus Range-Extender), das im Rennrad-Bereich stark ist. Und auch die Elektronik und Display-Technik stammt von dort. Der X30 will aber im mittleren Tempobereich stärker unterstützen. Die technischen Eckdaten:
- Robuster Hinterrad-Nabenmotor
- Tret-Unterstützung bis 25 km/h
- Unterstützungsstufen 3, plus Smartassist bei App-Nutzung
- Leistung 250 Watt
- Gewicht E-System 3,5 kg
- Gewicht Motor solo 1,9 kg
- Akku-Optionen 236 Wh oder 350 Wh im Unterrohr + Range Extender 171 Wh
- Reichweite bis 185 km (Herstellerangabe, mit Range-Extender)
- Verfügbar zum Start unter anderem an Stevens und Bianchi Bikes – unsere Testräder
- Infos https://mahle-smartbike.com/de/
Mahle X30 Motor Details
Der Mahle X35 E-Antrieb im Hinterrad gilt als Pionier der Light E-Bikes im Rennrad- und Urban-Bike-Bereich. Eine smarte App-Verknüpfung, geringes Gewicht und unauffällige Optik dank schlankem Akku im Unterrohr sind seine Markenzeichen. Sein Performance-Pendant Mahle X20 machte als superleichtes Aggregat den E-Bike-Hinterradmotor im Highend-Rennrad salonfähig: Unter anderem setzten Pinarello, Bianchi, Orbea und viele andere von Anfang an auf das leichte System, um besonders leichte Rennräder herauszubringen. Nur 1,5 kg wiegt der X20-Motor und nimmt für sich in Anspruch das leichteste E-Bike System auf dem Markt zu sein – und in unserem letzten E-Gravel Bike Test waren die leichtesten Bikes mit diesem System ausgerüstet. Gewichte um 11 kg sind möglich.
Effizienzvorteil Hinterradmotor
Der direkte Antrieb summiert sich laut Mahle-Messungen und -Berechnungen zu einem echten Effizienzvorteil für das Hinterradmotor-System. Mahle benennt 15 % bessere Ausnutzung der vorhandenen Energie für den X30 gegenüber typischen Full-Power Mittelmotoren. Sie resultieren dabei laut Mahle aus geringeren Wirkungsgradverlusten durch den direkten Antrieb gegenüber Verlusten in der Kette ebenso wie aus dem geringeren Gewicht durch kleinere Akkus und leichte Motoren.
Hersteller wählen Motormapping
Gleichzeitig legte Mahle von Anfang an viel Wert darauf, den Fahrrad-Herstellern eine ganz eigene Motorcharakteristik zu ermöglichen. Anders gesagt: „Kundinnen und Kunden sollten kein Mahle-Rennrad kaufen, sondern eben ein Bianchi, Orbea oder Mondraker mit eigenem Motorcharakter“, sagt Alberto Serrano von Mahle.
Wie sehr die Hersteller ins Detail der passenden Unterstützung, abhängig von der Trittfrequenz und Drehmoment dabei gehen, könnt ihr in unserem Orbea Gain Test mit dem Mahle X20 ausführlich nachlesen.
Unterschiede Mahle X20 vs. Mahle X30
Warum so viele Worte zum Mahle X20? Weil der neue Mahle X30 mit allen Komponenten des Mahle X20-Systems kompatibel ist. Entsprechend erlaubt er genauso individuelle E-Rennräder, E-Gravel Bikes oder E-Urban-Bikes der Marken. Aber, es handelt sich natürlich um einen neuen Motor mit anderer Motorsteuerung.
- Kraftentfaltung: Der wichtigste Unterschied: Der X30 entfaltet mehr Kraft aus der Mitte. Im Tempobereich zwischen 12 km/h und 25 km/h erzeugt er mehr Kraft als der X20-Motor (und auch als der X35). Dafür ist er beim Anfahren unter 12 km/h etwas schwächer auf der Brust.
- Gewicht: Gleichzeitig hat Mahle den X30 mehr auf Robustheit und weniger auf Leichtgewicht getrimmt. So besitzt er kein gefrästes Gehäuse wie der X20, was den X30-Motor rund 400 g schwerer macht. Das gesamte System ist rund 500 g schwerer als das X20-System.
- Robustheit: Mahle verspricht, dass der neue X30-Motor ein Fahrradleben lang mitmacht. Bei Mahle Smartbikesystems in Palencia werden alle Bauteile des Systems Dauerprüfungen unterzogen. Unter anderem als Konsequenz daraus, besitzt der X30-Motor keine Steckachse wie das sportlichere Pendant und einen anderen Stromanschluss im Ausfall-Ende.
Mahle kündigte bei der Vorstellung in Palencia, zu der wir eingeladen wurden, außerdem bereits spannende Updates für die Konnektivität und Steuerung der Bikes an, für die das Mahle ONE Ecosystem des X30 – im Gegensatz zum X35 – bereits vorbereitet ist. In der Tabelle findet ihr alle Unterschiede zwischen X35, X30 und X20 im Überblick.
Mahle X20 | Mahle X30 | Mahle X35 | |
---|---|---|---|
Drehmoment | 55 Nm | 45 Nm | 40 Nm |
Maximalkraft | 250 Watt | 250 Watt | 250 Watt |
Bauart | Hinterrad-Getriebemotor | Hinterrad-Getriebemotor | Hinterrad-Getriebemotor |
Gewicht E-System | ca. 3 kg | ca. 3,5 kg | ca. 3,5 kg |
Unterstützung bis | 25 km/h oder 25 m/ph | 25 km/h oder 25 m/ph | 25 km/h oder 25 m/ph |
Akku-Optionen | 236 Wh oder 350 Wh | 236 Wh oder 350 Wh | 244 Wh |
Range Extender | 171 Wh | 171 Wh | 208 Wh |
Reichweite (mit Range Extender) | bis 200 km | bis 185 km | bis 165 km |
Ladegerät | Active Charger 4A | Active Charger 4A | Charger 2A |
Sensoren | PAS oder Drehmoment + Kadenz | PAS oder Drehmoment + Kadenz | PAS |
Kompatibilität | X30 Komponenten | X20 Komponenten | – |
E-System | One Ecosystem | One Ecosystem | Limited One Ecosystem |
Mahle X30 Akkus & Laden
Alle Akkus des bekannten Mahle X20-Systems lassen sich auch mit dem Mahle X30 kombinieren. Die Entscheidung, welcher der beiden Unterrohr Akkus mit 236 Wh oder 350 Wh zum Einsatz kommt, liegt bei den Bike-Herstellern. Nachrüsten lässt sich immer der Range Extender mit 171 Wh. Er sitzt in einem wasser- und staubdichten Gehäuse, das genau in den Trinkflaschenhalter passt.
Spannend: Für September hat Mahle bereits einen Adapter angekündigt, der aus dem Range Extender eine smarte Powerbank macht, mit der sich zum Beispiel auch Laptops nachladen lassen.
Mit dem 4A-Ladegerät soll der interne Akku in weniger als 2 Stunden auf 80 % der Kapazität geladen werden können, was wir leider vor Ort nicht checken konnten.
Bedienung und Display
Auch bei der Steuerung des Mahle X30 greift man auf die vertraute Logik und Komponenten zurück. Immer zum System gehört das Kontrollelement im Oberrohr. Über einen Drucktaster lassen sich hier 3 Unterstützungsstufen durchschalten. Welche gerade eingelegt ist, zeigt die Färbung der LED an. Bei Kopplung mit dem Smartphone kommt noch der Smartassist Modus hinzu. Die Länge des farbigen Balkens gibt dabei Auskunft über den Akkustand.
Die Steuereinheit im Oberrohr enthält auch Sensoren. Mit einem Lichtsensor kann etwa automatisch Licht zugeschaltet werden (wenn am Rad vorhanden und verbunden). Außerdem enthält es einen Lagesensor, um den Steigungsgrad zu erkennen – letzteres nutzt das System zu Wahl der passenden Unterstützung im Smartassist Modus.
Wichtig zu wissen: An Bikes, die nur die Steuereinheit im Oberrohr haben, können die Unterstützungsstufen nur in eine Richtung durchgeschaltet werden. Also von 1 nach 2 nach 3 wieder auf 0, dann wieder auf 1 und so weiter.
Zusätzlich gibt es das Schwarz-Weiß LCD-Display. Es zeigt wichtige Fahrdaten wie Distanz, Geschwindigkeit, geschätzte Restreichweite und Akku-Kapazität in Prozent an. An seinen beiden Tasten lassen sich die Unterstützungsstufen hoch- und runterschalten.
Eine weitere Option sind die Zusatztaster, die beliebig am Lenker platziert werden können. Sie erlauben es ebenfalls, die Unterstützungsstufen in beide Richtungen zu wählen und sie können an Rennrädern auch unauffällig unter dem Lenkerband platziert werden.
KI im Smartassist-Modus und My Smart Bike App
Die smarte Verknüpfung des E-Bikes mit dem Internet war sozusagen der Gründungsgedanke von Mahle Smartbikesystems, als das Unternehmen in Spanien startete – damals noch als Ebikemotion und nicht unter dem Dach des deutschen Automotive-Zulieferers. „Jedes Rad hat sozusagen ein Abbild in der Cloud“, beschreibt Marco Antonio de la Serna, Gründer von Ebikemotion den Ansatz, der bei der Gründung 2015 wegweisend war.
Deshalb gab es von Anfang an die Mahle My Smart Bike App. Hier finden Besitzer ihr jeweiliges Bike wieder, wenn sie die App nutzen. Und dort können sie auch eigenes Motor-Feintuning vornehmen, sobald das Bike gekoppelt ist. Auch sperren lässt sich das E-System hier – weitere Services, die Diebstahl erschweren, hat Mahle bereits angekündigt. Und auch für die Apple Watch gibt es eine passende App. Motor-Unterstützung, die sich nach Herzfrequenzwerten richtet, ist laut Mahle keine allzu ferne Zukunftsmusik.
Smartassist heißt: Wer im Sattel sitzt, muss nichts anderes tun als Treten, Bremsen, Lenken und Schalten.
Der wesentliche Pluspunkt der App (aus unserer Sicht) ist aber die Smartassist Funktion. Hier entscheidet die Bikesteuerung selbst, welche Unterstützung wann am besten geeignet ist. Smartassist heißt: Wer im Sattel sitzt, muss nichts anderes tun als Treten, Bremsen und lenken. Grundlage sind einerseits die Daten, die Fahrerinnen und Fahrer selbst eingegeben haben, wie etwa das Gewicht. Andererseits nutzt das System die Daten der Sensoren wie dem 3D-Lagesensor, um etwa die Steigung zu erkennen.
Dabei lernt das Smartassist-System auch ständig weiter und „merkt“ sich sozusagen den Bedarf der Fahrerinnen und Fahrer und passt sich in Echtzeit an. Möglich macht das eine KI, die im Hintergrund in der Cloud mit kalkuliert.
Ist der Smartassist-Modus eingeschaltet, lässt sich aber auch händisch immer noch das grundlegende Ansprechverhalten des Motors individuell steuern. „Effizienz“ heißt der Punkt im Menü. Gemeint ist der Effekt der eigenen Tretkraft. Je geringer die gewählte Effizienz, desto weniger stark reagiert der Motor.
Auch für Mahle hat das smarte Set-up natürlich Vorteile. Wenn Nutzer entscheiden, Daten zu teilen – und nur dann –, kann Mahle sie nutzen, um das System zu verbessern. Die möglichen Vorteile reichen von einer exakteren Kalkulation der Restreichweite bis zum Berücksichtigen der Daten bei Neu-Entwicklungen. Beim neuen Mahle X30 Motor flossen etwa die bekannten Daten aus der X35-Nutzung mit ein.
Ein Fakt am Rande: Hunderte Nutzer haben bereits rund 50.000 km mit ihren Mahle-X35-Bikes Bikes auf der Uhr. Und damit direkt zu den Testfahrten mit dem neuen Mahle X30.
Mahle X30 Test auf dem Kurs
Wir hatten an zwei Tagen Gelegenheit, den Mahle X30-Motor an drei verschiedenen Biketypen vor der Markteinführung zu testen: Bestückt mit dem neuen 45 Nm-Aggregat waren ein (noch) namenloses Gravel Bike sowie zwei Bikes, die direkt zusammen mit dem Motor auf den Markt kommen sollen: Ein Stevens Urban Bike mit Pinion 9-Gang-Getriebe und das neue Bianchi E-Oltre Aero-Rennrad – letzteres von Passanten in und um Palencia viel bewundert ob seiner gar nicht E-Bike ähnlichen eleganten Erscheinung. Was fiel während der Testfahrten mit dem neuen X30 allgemein auf?
Starten
Zunächst: Nur zu Testzwecken habe ich noch Stufe 1 bis 3 durchprobiert. Nach dem anfänglichen Hin- und Herschalten, habe ich bei allen meinen Fahrten nur noch den Smartassist Modus genutzt, einfach weil es am bequemsten war. Und weil man die anderen Modi nicht vermisst. Voraussetzung ist das vorherige Koppeln mit dem Smartphone, das problemlos lief (iPhone). Dann muss man das Bike auf einer waagerechten Fläche kalibrieren. Sonst weiß der Sensor nicht, wann es in eine Steigung geht. Ab Start steht die Effizienz beim Testrad auf 50 % – aber auch hier können Hersteller eine eigene Vorgabe machen.
Das Ansprechverhalten beim Losfahren ist fühlbar länger als bei Mittelmotoren, mindestens eine halbe Kurbelumdrehung vergeht ohne Schub, bevor der Motor loslegt. Das gilt auch während der Fahrt, wenn die Pedale zuvor lange stillstanden. Wer also viel technische Passagen bergauf fährt und fast aus dem Stand von null auf hundert wieder volle Zusatzkraft braucht, ist mit anderen Systemen besser bedient.
Wie laut ist der Mahle X30?
Erstens: Der neue Mahle X30 ist leise, eigentlich unhörbar, wenn Fahrgeräusche wie Wind hinzukommen. Typisch für einen Getriebemotor wie den X30 ist, dass die Geräusche bei schnellem Tempo zunehmen. Aber man muss schon bewusst hinhören, um die Arbeit des Motors wahrzunehmen. Am Berg bei wenig Umdrehungen ist er nahezu lautlos.
Wer in Ruhe auf Tour die Natur und die Umgebung genießen will, ist deshalb mit dem Mahle X30 hervorragend bedient, besser als mit allen uns bekannten Mittelmotorsystemen außer dem TQ-System.
Wie stark ist der Mahle X30?
Apropos, Berg. Wie verhält es sich mit dem angepriesenen komfortableren Fahren des neuen Mahle X30? Macht sich die stärkere Kraftentfaltung im mittleren Tempobereich in der Praxis bemerkbar? Zunächst schiebt der Motor nach dem Anspringen schon recht kräftig nach im Smartassist Modus. Während man auf Stufe 1 allenfalls etwas wie eine leicht helfende Hand verspürt, ist es im Smartassist Modus schon ein kräftiger Schubser.
Der Sprung zum Wohlfühlbereich des Motors oberhalb 12 km/h ist deutlich zu fühlen. Einmal in Fahrt, legt der Mahle X30 hier noch einmal an Kraft zu, fühlt sich aber dabei sehr natürlich an. Im erinnerten Vergleich zum Mahle X20, der eher kontinuierlich mehr Watt am Hinterrad abliefert, je schneller man fährt, fühlt sich der Mahle X30 etwas mehr nach Mittelmotor an.
Mit diesem Charakter fährt man auch an steileren Bergpassagen über 12 % gut, solange das Tempo im zweistelligen Bereich bleibt. Ganz langsames Treten und Schleichen an sehr steilen Stichen spielt Hinterradmotoren generell nicht in die Karten. Das kann auch der Mahle X30 nicht verleugnen.
Verhalten an der Unterstützungsgrenze
Dass man über die 25 km/h Unterstützungsgrenze hinausfährt, merkt man mit dem Mahle X30 in den seltensten Fällen. In der Ebene lässt sich der Übergang kaum ausmachen, wenn Windschatten gegeben ist oder Rückenwind. Bergab rollt man einfach über die 25 km/h Marke hinweg. Anders gesagt: Nur der Wegfall der E-Unterstützung macht sich hier bemerkbar.
Mahle X30 Test im Stevens E-Strada
Wir konnten mit dem neuen Mahle X30 bei einem Test in einem Stevens E-Strada 7.3.4 FEQ schon erste Fahreindrücke gewinnen. Das vollausgestattete Stevens Urban Bike gab es schon mit dem Mahle X35-Motor. Es setzt auf eine clevere Kombination Mahle-Hinterradmotors mit dem wartungsarmen Pinion C1.9-Getriebe mit 9 Gängen und einem Übersetzungsspektrum von satten 570 Prozent sowie Riemenantrieb.
Der Charme dieser Paarung ist, dass hier gleich mehrere, prinzipiell langlebige und Service-arme Komponenten aufeinandertreffen: der Mahle-Hinterradmotor, das gekapselte Getriebe im Rahmen und der Dauerläufer-Riemenantrieb, der durch den Hinterradmotor noch einmal stärker entlastet wird. Im Unterrohr versteckt sich der schlanke Mahle iX20 Akku mit 250 Wh.
Mit dem neuen Mahle X30-Motor hebt Stevens das Urban-Bike einerseits leistungsmäßig an. Andererseits sparen die Hamburger etwas Gewicht und machen das Bike für zukünftige Sowftware-Updates des Mahle-Systems mit neuen Funktionen bereit. Mit rund 17,6 kg (Herstellerangabe) zählte dabei schon das 2023er Modell zu den leichten vollausgestatteten Urban-Bikes. Der Preis für das 2024er Modell mit neuen X30-Motor soll sich gegenüber dem Vorgängermodell nicht ändern und liegt demnach bei 4.299 Euro.
Unser Testrad war mit dem sogenannten PAS-Sensor (Mahle) bestückt. Er harmoniert laut Mahle am besten mit den Wünschen von Städtern und Tourenfahrer auf E-Bikes. Der Sensor registriert an der Umdrehung der Kassette, wenn getreten wird. Er kann aber nicht messen, wie stark in die Pedale getreten wird, was das System in Rennrädern mit Mahle X20 oder X30 kann. Gleichzeitig soll ein Algorithmus ermitteln, ob die Umdrehungen zum Fortbewegungsmodus passen. Das soll verhindern, dass viel Power fast ohne Kraft auf den Pedalen geliefert wird.
Auf unserer City-Runde mit dem Stevens E-Strada mit Mahle X30 wirkte das Ansprechverhalten des X30 im Stevens etwas verzögert gegenüber den Systemen mit Drehmomentsensor. Aber spätestens nach einer Kurbelumdrehung stellte sich der Zusatzschub ein. Auch hier machte der X30 – einmal in Fahrt – einen kräftigen Eindruck. So kann man sich gut vorstellen, mit diesem Bike auch mal ein Gespann mit Kinderanhänger die Brückenauffahrt hochzuziehen. Dabei folgt der Zusatzschub weniger der eigenen Kraft als etwa bei unseren Gravel Bike- und Rennrad-Testfahrten. Vielmehr definiert die Unterstützungsstufe, wie es zur Sache geht. Und im Smartassist Modus fließt auch das Terrain in die Berechnung ein. Sprich: Du trittst einfach und der Motor schiebt stärker, je höher die Stufe ist. Hörst du auf zu treten, bekommst du noch ein paar Meter Schub gratis dazu. Der Motor schiebt etwas nach.
Beides zusammen bringt das Gefühl gleichmäßigen Fahrens. Es kann aber auch einen gewissen on/off-Charakter nicht leugnen. Motto: Wähle die Unterstützung und tritt so fest in die Pedale, wie du magst, der Motor liefert auf jeden Fall eine ordentliche Leistung. Wer, wie ich bei den Testfahrten, von einem Mahle X30 mit Drehmoment- und Tittfrequenzsensor umsteigt, wird das als wenig feinfühlig empfinden. Es dürfte aber für viele, die sich beim Stadtradeln nicht sportlich betätigen, sondern einfach bequem und zuverlässig von A nach B wollen, einen Bedarf treffen.
Blick ins Entwicklungszentrum von Mahle
Zum Schluss gab es im Rahmen der Testfahrten noch einen Blick ins Entwicklungszentrum von Mahle Smartbikesystems in Palencia, Spanien. Die Stadt, zwei Stunden Hochgeschwindigkeitszugfahren von Madrid entfernt, ist die Wiege der Mahle E-Bike-Sparte. Hier wurde das Unternehmen Ebikemotion 2015 gegründet, damals noch als Start-up ohne Mahle an Bord. Nach 2 Jahren Entwicklungszeit erschien 2017 der X35-Motor im Orbea Gain, der mit der smarten Verknüpfung und dem geringen Gewicht für Aufsehen sorgte. Vor 6 Jahren schlossen sich Ebikemotion und Mahle zusammen zu Mahle Smartbikesystems. Das erste gemeinsame Produkt war allerdings kein Hinterradmotor, sondern der Mittelmotor im Specialized Turbo Creo SL, den man zusammen mit dem Specialized Entwicklungszentrum in der Schweiz speziell für die Bikes der Kalifornier entwickelte – und der inzwischen in zweiter, stärkerer Generation bei Specialized für Vortrieb sorgt. 500.000 E-Bikes mit Mahle-Motor sollen rund um den Globus aktuell unterwegs sein.
Insgesamt arbeiten 150 Menschen in Palcencia an den E-Bike-Motoren der Gegenwart. Dabei arbeitet man mit 115 Ingenieuren an den weltweiten Mahle-Standorten zusammen und kann so von den Ressourcen des großen Automotive-Unternehmens profitieren, war beim Rundgang durch den Standort zu erfahren.
In dem weißen Gebäude am Standort Palencia findet einerseits die gesamte Entwicklung von den ersten Prototypen bis zur Serie statt. Andererseits erledigt Mahle hier auch solche Service-Fälle, die von den Service-Mitarbeitern vor Ort nicht gelöst werden können. Für beide Fälle ist das Gebäude in Palencia vollgestopft mit umfangreichen Prüf- und Testarmaturen.
Ein paar Beispiele aus den Testabläufen: An Endurance-Prüfständen durchlaufen die einzelnen Motoren 15.000 Fahrkilometer im Zeitraffer. In Salzdampf- und Hitzekammern müssen die Aggregate ihre Klimabeständigkeit beweisen. Aber auch, wie sich die Motoren eingebaut in Bikes verhalten, wird an Rollenprüfständen untersucht. Sie können mit realen Fahrer-Gewichten belastet werden und können auch raue Belagsarten simulieren.
Was sagt ihr zum Mahle X30?
Hier lest ihr mehr zum Thema E-Gravel Bikes auf Rennrad-News
- Adventsverlosung für WBR: Schwalbe-Spendenverdopplung ab 20. Dezember – mit eurer Hilfe!
- WIP Wetterschutz fürs Fahrrad im Test: Mit Frontscheibe gegen Regen und Kälte?
- Neues Trekking-E-Bike von Diamant: Das Zing Gen 3 im Fokus
- Simplon hat neuen Investor: SOL Capital übernimmt
- Ca Go, Riese & Müller, Muli und Moca: Vergleichstest: Das beste Kompakt-Lastenrad 2024 – Fazit