Muli Motor st E-Lastenrad im Test: Das kompakte Lastenrad aus Köln ist in seiner Konstruktion einzigartig und erfreut sich seit seiner Geburtsstunde, die noch gar nicht so lang zurückliegt, größter Beliebtheit bei Fahrer:innen in ganz Deutschland und darüber hinaus. Da war es natürlich ein No-Brainer, dass wir das knuffige Mini-Longjohn mit in unseren großen Lastenradvergleichstest nehmen. Wie es sich dabei geschlagen hat und wie unsere Testfamilie mit dem kleinen Lastenrad zurechtgekommen ist, erfährst du in unserem Testbericht.
Steckbrief: Muli Motor st E-Lastenrad
Einsatzbereich | Transport |
---|---|
Rahmenmaterial | Stahl |
Motor | Shimano Steps E6100 |
Akkukapazität | 504 Wh |
Gewicht (o. Pedale) | 34,0 kg |
max. Systemgewicht | 195,0 kg |
Rahmengrößen | One Size |
Besonderheiten | Faltbarer Transportkorb; Automatische Shimano Nexus Di2 Nabenschaltung; besonders kompakt & leicht |
Website | www.muli-cycles.de |
Das Kölner Muli ist so etwas wie der Goldesel unter den kompakten Cargobikes. Erst seit 2016 am Start erfreut sich das originelle Bike mit dem faltbaren Transportkorb Jahr für Jahr wachsender Beliebtheit – national und international – und die Schweißroboter der lokalen Produktion in der Stadt des süffigen Bieres stehen nie still. Mit seinem aus Stahlrohren gefertigten Rahmen kommt es in einer sehr Fahrrad-esquen Optik daher. Die kleinen 20″- beziehungsweise 16″-Räder lassen es ein wenig wie ein Cargo-BMX wirken – solange der Korb zugeklappt ist. Wenn der Transportkorb aufgeklappt ist, stehen ganze 70 kg an Transportkapazität zur Verfügung und es besteht die Möglichkeit der Beförderung von bis zu zwei Kleinkindern.
Im Detail
Herzstück des Muli ist der Transportkorb. Er besteht aus einem Gestänge und dünnen, perforierten Seitenwänden aus Stahl und lässt sich bei Bedarf zusammenklappen, wodurch das kompakte Lastenrad, welches ebenfalls über einen um 90° schwenkbaren Vorbau verfügt, auf eine Breite von 28 cm reduziert werden kann – praktisch für Hausflur oder Büro!
In der getesteten Version verfügt das Muli Motor st über den optional erhältlichen Einsatz für den Kindertransport, der es ermöglicht, zwei Kleinkinder oder ein größeres Kind entweder vorwärts oder rückwärts sitzend zu befördern. Der textile Einsatz kann hierfür bei Bedarf gedreht werden und ist mittels einer gefederten Aufhängung im Transportkorb fixiert.
Das Muli rollt auf flinken Laufrädern in 20″ hinten beziehungsweise 16″ vorn. Der Rahmen des Muli Motor st verfügt, wie auch die der anderen Bikes in unserem großen Lastenradvergleichstest, über eine Einheitsgröße. Durch einen um 10 cm höhenverstellbaren Vorbau lässt er sich an die jeweilige Größe oder bevorzugte Sitzposition der Fahrerin oder des Fahrers anpassen.
Ausstattung
- Motor Shimano Steps E6100 60 Nm; 250 W
- Akku Shimano Steps 504 Wh
- Display Shimano e7000
- Antrieb Shimano Nexus Di2 automatische Nabenschaltung mit Kette
- Bremsen Hydraulische Shimano-Scheibenbremsen mit 160-mm-Scheiben
- Beleuchtung v/h Busch & Müller IQ-XS/2C E
- Reifen v/h Schwalbe Big Apple Plus 16″/20″
Angeschoben wird das Muli Motor st vom 500 Watt starken Shimano Steps E6100-Motor, der aus einem 504-Wh-Akku gespeist wird. Kombiniert wird der schlanke Mittelmotor mit einer Shimano Nexus Inter-E5 Di2-Nabenschaltung mit Schaltautomatik. Display und Motorbedienung kommen aus der minimalistischen e7000er-Reihe, die sonst auch häufig bei sportlichen E-Bikes wie E-MTBs zum Einsatz kommt.
Die ansonsten einfach gehaltene Ausstattung des Muli Motor st punktet vor allem im Bereich Ergonomie und Kontaktpunkte. Der Up&Down-Vorbau von Satori verfügt über eine Höhenverstellbarkeit von 10 cm und lässt sich um 90° schwenken. Am gekröpften MTB-Lenker befinden sich ergonomisch geformte Griffe von Ergon und auch der Sattel kommt von den Koblenzer Spezialist:innen für beschwerdefreies Radfahren. Die verbaute Paralelogrammsattelstütze ist gefedert.
Am Hinterrad des Muli Motor st kommt eine Hohlkammerfelge in Kombination mit verstärkten Speichen zum Einsatz, um dem zugelassenen Maximalgewicht von 195 kg etwas entgegenzusetzen. Am hinteren Rahmendreieck befindet sich ein AXA Jumbo-Rahmenschloss als praktische Wegfahrsperre. Die verbauten Kunststoffpedale verfügen über eine Auflagefläche, die mit rutschfestem Griptape versehen ist.
Im Test
Aufklappen, aufsteigen, losfahren – mit kaum einem anderen Rad im Lastenradvergleichstest wurden wir so schnell warm, wie mit dem Muli Motor st. Das Aufklappen des Transportkorbes passiert automatisch, sobald man die blaue Spange am Steuerrohr betätigt. Die kleinen Reifen beschleunigen direkt und die kurze Front mit der vergleichsweise kurzen Lenkstange sorgt für eine sehr direkte und sensible Lenkung.
Motor & Schaltung
Der im Vergleich zur Bosch Cargo Line der anderen Testkandidaten etwas schwächere Shimano Steps-Mittelmotor harmoniert wunderbar mit dem leichten Muli und bringt dies auch am Berg und unter Vollast schnell auf Touren. Kombiniert mit der Automatikschaltung der Shimano Nexus Di2-Nabenschaltung kommt so ein sportliches wie komfortables Fahrgefühl auf. Und wer es hauptsächlich sportlich mag, kommt mit dem Muli ebenfalls voll auf seine Kosten. Einfach auf manuelle Schaltung umstellen, aus dem Sattel gehen und die schnelle und wendige Fahrt genießen – unüblich für ein Lastenrad, aber das Muli verdient sich im Test das Prädikat verspielt.
Leistungsdaten Shimano Steps E6100
- Max. Support 400 %
- Max. Drehmoment 60 Nm
- Nennleistung 250 W
- Max. Leistung 500 W
- Schiebehilfe Ja
- Gewicht 2,6 kg
Wie fährt sich das Muli Lastenrad?
Das Muli Motor st zu fahren macht Laune: An der Ampel immer der schnellste, dank den schnell beschleunigenden BMX-Rädern, langsame Nadelöhr-Kurven sind ein Klacks, dank der kompakten Abmessungen und der direkten Lenkung und geeignete Abstellplätze findet man im Nu, da das Muli fast überall stehen kann, wo auch ein konventionelles Fahrrad hinpasst. Selbst das spontane Umsteigen in die Bahn ist mit dem 1,98 m kurzen E-Lastenrad eine Option.
Aber natürlich ist auch das Muli nicht über jeden Zweifel erhaben. Während es auf makellosem Asphalt förmlich gleitet, sind schon kleinere Unebenheiten, wie Asphaltkanten oder abgesenkte Bordsteine, Grund genug, den Lenker fester zu greifen und, falls möglich, die Fahrtgeschwindigkeit etwas zu verringern. Kopfsteinpflaster oder gar unbefestigte Wege mag das Muli noch weniger. Der Grund hierfür liegt in der Starrgabel und vor allem der kleinen Bereifung, die Fluch und Segen zugleich ist. Während das Beschleunigungsverhalten hervorragend ist, ist das Überrollverhalten der 20 beziehungsweise 16 Zoll kleinen Räder deutlich unruhiger als beispielsweise bei einem 27,5″-Hinterrad, wie am Ca Go FS200.
Transport von Kindern mit dem Muli Lastenrad
Der textile Kindersitz-Einsatz für den Transportkorb des Muli ist leicht zu handlen und kann entweder vorwärts oder rückwärts im Korb befestigt werden. Die Gurte lassen sich, je nachdem, ob ein oder zwei Kinder mitfahren sollen, unkompliziert versetzen. Insgesamt kann gesagt werden, dass es aufgrund des begrenzten Platzangebots im Muli für zwei Kleinkinder jenseits des Maxicosi-Alters bereits recht kuschelig wird, was dem Spaß bei der Sache aber keinen Abbruch tut. Auch die Passagier:innen erfahren die flinke Fahrt mit dem Muli direkter und unmittelbarer.
Das sonst leichte und kurze Muli ist auch im voll beladenen Zustand noch einfach und ausbalanciert zu fahren, da es durch die kleinen Räder einen insgesamt niedrigeren Schwerpunkt hat als die größeren Kandidaten im Test. Lediglich beim Einsteigen, oder besser gesagt Hineinheben der kleinen Mitfahrenden offenbart das vergleichbar filigrane Lastenrad Schwächen. Der etwas unterdimensionierte Ständer und das Ausbleiben einer Eintrittstufe machen das autonome Einsteigen quasi unmöglich und erfordern besondere Hilfestellung durch die Eltern. Dafür macht der Moment, nachdem man sie abgesetzt und den Transportkorb zugeklappt hat und wie auf einem Kompakt-E-Bike losdüsen kann, alles wieder wett.
Fazit – Muli Motor st E-Lastenrad
Das Muli Lastenrad ist ein Vorreiter unter den kompakten Lastenradkonzepten und hat auch uns im Test mit seinem faltbaren Transportkorb und den damit verbunden Vorteilen und Möglichkeiten begeistert. Verblüffend sind außerdem die tragbaren 34 kg des kleinen Stahllastenrades. Für Städter:innen, die mit beengten Platzverhältnissen leben müssen und nicht auf ein Lastenrad mit Transportbox verzichten wollen, hat das wendige Muli die besten Argumente – und den günstigsten Preis im Test.
Pro / Contra
Stärken
- Praktischer Faltkorb
- Kompakte Abmessungen
- Geringes Gesamtgewicht
- Hohe max. Zuladung
- Starke Beschleunigung
- Starke Preis-Leistung
Schwächen
- Korbvolumen relativ gering
- Schmalbrüstiger Ständer
- Unruhig bei unebener Fahrbahn und hohen Geschwindigkeiten
Alle Artikel unseres Lastenradvergleichstests 2023:
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