Das Start-up reTyre aus Norwegen forscht an nachhaltigen Reifen ohne Gummi, die in einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft vollständig wiederverwendbar sein sollen. Die fortschrittliche Produktionstechnologie der neuen Reifen soll eine lokale Herstellung und damit eine drastische Senkung der CO₂-Emissionen ermöglichen.
reTyre Reifen ohne Gummi – die Infos
Kommt man bei Gesprächen in der Fahrradindustrie über Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft auf das Thema Reifen, werden Gesprächspartner oft merklich schmallippig – groß sind die Klimafolgen und der Ressourcenverbrauch von Reifen aus Gummi, einem energieintensiven und umweltbelastenden Rohstoff von weither, den man bisher nur downcyceln kann und für den es – bislang – einfach keine rechte Alternative zu geben schien.
Die kleine norwegische Firma reTyre behauptet, diese Nuss bald knacken zu können: Deren Reifen aus thermoplastischen Polymeren sollen mit kleinen, vollautomatischen Produktionseinheiten auch lokal Reifen herstellen können, lange Lieferwege aus großen Reifenfabriken könnten so der Vergangenheit angehören. Ebenso sollen die verwendeten Materialien im Laufe ihres Lebens weniger Abrieb in die Umwelt verteilen, daher haltbarer sein und am Lebensende der aus ihnen hergestellten Reifen – im Gegensatz zu Gummi aus Kautschuk – vollständig im Kreislauf zu neuen Produkten zu verarbeiten sein.
- Einsatz neuer Materialien sorgt für überlegene Leistung, Haltbarkeit und Langlebigkeit
- Produktionstechnologie ermöglicht lokale Fertigung und damit Senkung von CO₂-Emissionen
- biobasierte Elastomere sollen in einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft vollständig wiederverwendbar sein
- Infos www.retyre.eco
Zurzeit sind bei reTyre bereits einige Test-Fahrräder mit den Reifen ohne Gummi ausgerüstet und man hat auch kleinere Reifen für Kinder-Fahrräder und Kinderwagen in der Erprobung.
Kreislaufwirtschaft und kurze Lieferketten
Die Herstellung eines Reifens ganz ohne Gummi würde einen echten Durchbruch zu umweltfreundlichen Reifen darstellen: Der gesamte Reifen, einschließlich der Karkasse und der Wülste, könnte auf skalierbare, wirtschaftliche und umweltfreundliche Weise vollständig für neue Reifen wiederverwendet werden, wodurch eine geschlossene Kreislaufwirtschaft gefördert würde. Lieferketten könnten drastisch verkürzt und, ganz nebenbei, der Eintrag erheblicher Mengen Gummi-Abriebs in die Umwelt vermieden werden.
Klein anfangen: Alltagsreifen ohne Gummi
Natürlich ist der Weg zu einer völlig neuen technologischen Lösung nicht ganz ohne Fallstricke – schließlich haben Luftreifen aus Gummi beinahe 200 Jahre Vorsprung in ihrer Entwicklung. Im Gespräch gibt reTyre offen zu, sich zunächst nicht mit thermisch hochbelasteten Anwendungsfällen zu befassen: So startet man zunächst die Entwicklung von Reifen für Kinderwagen, Kinderfahrräder, Alltagsfahrräder oder Schubkarren statt die von Reifen für Autos oder Rennräder. Man weiß aber schon, dass Thermoplaste einige Vorteile, etwa in der Abriebfestigkeit oder bei niedrigen Temperaturen gegenüber Produkten aus Gummi aufweisen. Gegenwärtig gibt es noch keine gummifreien reTyre-Reifen in Serienproduktion. Das Unternehmen ist aber voller Enthusiasmus, das bald ändern zu können und freut sich sehr auf die anstehende Eurobike 2023, wo reTyre Kontakte zur internationalen Fahrradindustrie herzustellen und zu intensivieren hofft.
Wir sind gespannt, wann wir den ersten Reifen ohne Gummi aus Norwegen testen können.
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