Nimms Rad

Rüdesheim-Lorch für 12.000 € pro Meter
Deutschlands teuerster Radweg

Manchmal ist der (Rad-)Weg das Ziel. Das gilt wohl insbesondere für einen neuen Geh- und Radweg zwischen Rüdesheim am Rhein und Lorchhausen. Die Bauzeit von mehr als 15 Jahren und Kosten von etwa 137,5 Millionen Euro sprechen eine deutliche Sprache. Das angeblich „erstklassige Erlebnis“ für Radfahrende ist mit einem hohen Preis verbunden.

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Rheinufer-Radweg bei Rüdesheim – Ein teures Vergnügen

Der am Rheinufer und entlang der viel befahrenen Bundesstraße 42 gelegene Geh- und Radweg ist 11,3 Kilometer lang. Er verbindet Rüdesheim mit der rheinland-pfälzischen Landesgrenze bei Lorchhausen – und kostete pro Meter etwa 12.000 Euro. Das ist eine beachtliche Summe, besonders wenn man bedenkt, dass darin volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Schäden, die durch die zeitweilige Sperrung der Rheinuferstraße entstanden sind, nicht inbegriffen sind. Die hohen Baukosten sollen auf den Platzmangel zwischen Rhein, B42 und der daneben liegenden Bahntrasse zurückzuführen sein.

Die auf Tourismus angewiesenen Gemeinden Assmannshausen und Lorch waren während der intensiven Bauphase des neuen Radwegs über Jahre hinweg jeweils zwischen Frühjahr und Herbst mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten. Anwohner:innen mussten kilometerlange Umleitungen in Kauf nehmen. Auch in der Region ansässige Winzer beklagen, dass Zusagen von den Verantwortlichen bei Hessen Mobil und der Deutschen Bahn nicht eingehalten worden seien.

Kritik und Verteidigung

Die Bürgermeister von Lorch und Rüdesheim sprechen laut Angaben der FAZ von „katastrophalen“ wirtschaftlichen Folgen der Bauphase. Gleichwohl sieht Verkehrs-Staatssekretär Oliver Luksic (FDP) die hohen Kosten als „gut investiertes Geld“ an und bezeichnet bei der Eröffnung des Streckenabschnitts am Montag vergangener Woche das immerhin nicht mehr lebensgefährliche Radeln auf dem neuen, baulich getrennten Radweg direkt neben der B 42 als „erstklassiges Erlebnis“.

200 m ist auch daneben

Die Radwegeverbindung ist zu allem Überfluss noch nicht vollständig fertig: Sie endet derzeit 200 Meter vor dem Fähranleger in Rüdesheim, einer gefährlichen Stelle, an der Radfahrende noch immer auf die lebhaft befahrene Bundesstraße wechseln müssen. Hier ist zwar ein Provisorium geplant, das temporär Abhilfe schaffen soll, doch die Fertigstellung einer Unterführung, das nächste Großprojekt, wird wohl noch Jahrzehnte dauern: Welch passende Metapher für die Verkehrswende in Deutschland!

Infos und Foto: Hessen mobil
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