Neues Recycling-System von Schwalbe Wie aus alten Reifen neue werden

Auf der Eurobike 2022 hat der Reifen-Spezialist Schwalbe heute sein neues Recycling-System für gebrauchte Fahrradreifen vorgestellt. Wie das Kreislaufsystem funktioniert und welchen Aufwand das Familienunternehmen für dessen Entwicklung und Umsetzung betrieben hat und weiterhin betreiben wird, erfährst du hier.
Foto von Sissi
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Lesezeit ~2 Min.
Veröffentlicht in Eurobike
13. Juli 2022
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Gemeinsam mit der TH Köln und der Pyrum Innovations AG hat Schwalbe als erstes Unternehmen weltweit ein Recycling-Verfahren für Reifen entwickelt, bei dem keinerlei Abfälle entstehen und alle Substanzen in den Kreislauf zurückgeführt werden. Statt in der Müllverbrennung landen die alten Schwalbe-Reifen so zukünftig in neuen Produkten. Plus: Das im Prozess gewonnene Pyrolyse-Öl wird als Rohöl-Substitut in der Chemieindustrie verwendet und das entstehende Gas zur Stromerzeugung genutzt, so dass der gesamte Prozess energieautark abläuft.

Ausführliche Informationen zum neuen Recycling-System von Schwalbe gibt es außerdem in der aktuellen Podcast-Episode mit Gast Felix Jahn, CSR Manager bei Schwalbe.

Grafik: Cradle to Cradle – so funktioniert das neue Recycling-System

Schaubild Reifen Recycling GER RGB
# Schaubild Reifen Recycling GER RGB

Herausforderung und Chance zugleich

Für unsereins könnte die Sache nicht einfacher sein: Wir müssen lediglich die Altreifen bei teilnehmenden Händlern abgeben. Für Schwalbe zeigt sich der soeben gelaunchte Reifen-Recycling-Prozess jedoch deutlich komplexer: Im Gegensatz zu Schläuchen (für die Schwalbe schon seit 2015 ein Recycling-Verfahren mit 100-prozentiger Wiederverwertbarkeit anbietet) bestehen Reifen schließlich aus diversen Komponenten. Und die gilt es zu trennen und daraus Sekundärrohstoffe mit hoher Qualität zu gewinnen, die sich dem Wertstoffkreislauf rückführen lassen.

Was passiert eigentlich mit den ganzen alten Reifen?
# Was passiert eigentlich mit den ganzen alten Reifen? - Eine unangenehme Frage mit einer noch unangenehmeren Antwort, der sich Schwalbe nun als Vorreiter stellt.
Im neuen Recycling-System von Schwalbe bringen Kundinnen und Kunden alte Reifen zum teilnehmenden Händler ...
# Im neuen Recycling-System von Schwalbe bringen Kundinnen und Kunden alte Reifen zum teilnehmenden Händler ...
... und dieser sammelt sie dann Containerweise für das spätere Recycling durch Pyrum Innovations.
# ... und dieser sammelt sie dann Containerweise für das spätere Recycling durch Pyrum Innovations.

„Ein Reifen ist im Aufbau deutlich komplexer als ein Schlauch. Man hat den Wulstkern, verschiedene Gummimischungen und die Karkasse, die meist aus Nylon besteht. Einen filigranen Reifen in seine Einzelteile zu zerlegen, ist mechanisch sehr komplex und aufwändig. Es hat sehr viele Jahre gedauert, dieses Trennungsverfahren aufzubauen. Zum Einsatz kommt dabei Pyrolysetechnologie, organische Verbindungen thermo-chemisch spaltet und ohne Sauerstoff auskommt. Das heißt es findet eben keine Verbrennung statt.“

Felix Jahn, CSR Manager Schwalbe

Energieautarke Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen

Der in Zusammenarbeit mit dem saarländischen Recycling-Spezialisten Pyrum Innovations und der Technischen Hochschule Köln entwickelte Prozess gewinnt Kohlenstoff, sogenannten recovered Carbon Black (rCB) zurück, der für die Neureifenproduktion verwendet wird. Dazu kommt, dass das Verfahren energieautark ist, da das entstehende Pyrolyse-Gas für das Betreiben der Anlage genutzt wird. Und der dritte entstehende Stoff, das Pyrolyse-Öl ersetzt in der Chemieindustrie Rohöl.

Anders als Fahrradschläuche bestehen Fahrradreifen aus diversen Komponenten, die im Recyclingprozess wieder voneinander getrennt werden müssen.
# Anders als Fahrradschläuche bestehen Fahrradreifen aus diversen Komponenten, die im Recyclingprozess wieder voneinander getrennt werden müssen.
Das Recyclingverfahren von Schwalbes Partner Pyrum Innovations ist energieautark.
# Das Recyclingverfahren von Schwalbes Partner Pyrum Innovations ist energieautark.
In die Entwicklung des Recycling-Systems sind viele Jahre Arbeit geflossen.
# In die Entwicklung des Recycling-Systems sind viele Jahre Arbeit geflossen.

Dass das Projekt nicht nur der Nachhaltigkeit gewidmet ist, sondern auch einer ökonomischen Motivation folgt, gibt Schwalbe offen zu: „Neben dem Punkt der Nachhaltigkeit sehen wir auch, die wachsende Fragilität der Lieferketten. Sich hier ein zweites Standbein aufzubauen kann uns nur gut tun.“ Erklärt Felix Jahn im aktuellen Podcast.

Der Nachhaltigkeit verpflichtet

Wie groß das Commitment bei Schwalbe zur Kreislaufwirtschaft ist, zeigt auch die Team-Aufstellung. Sebastian Bogdahn kümmert sich als Recycling Manager ausschließlich um die Weiterentwicklung des Projekts. Und mit Felix Jahn führt nicht irgendwer das vierköpfige Nachhaltigkeitsteam an. Der 30-Jährige war zuvor Product Manager bei Schwalbe – und ist Gründerenkel. Aktuell wird das Unternehmen von seinem Onkel und seinem Vater geführt.

Aus den rückgewonnen Sekundärrohstoffen entstehen im letzten Schritt wieder neue Reifen.
# Aus den rückgewonnen Sekundärrohstoffen entstehen im letzten Schritt wieder neue Reifen.

In Nimms Rad – der Podcast erklärt Felix nicht nur das neue Recycling-System, sondern erzählt auch von der wichtigen Prägung seines Großvaters, vom Pioniergeist mittelständischer Familienunternehmen und welche Rolle Mitarbeiterkinder bei Schwalbe Sozialprojekten spielen. Wenn du also mehr über Schwalbes Nachhaltigkeitsbemühungen und das neue Recycling-System erfahren möchtest, können wir dir die aktuelle Podcast-Episode nur sehr empfehlen.

Was hältst du von Schwalbes Engagement und Recycling-Plänen? 

Text: Sissi Pärsch | Bilder: Schwalbe

6 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Ich finde das einfach gut!
    Das ist für mich ein Alleinstellungsmerkmal und wann immer es geht werde ich in Zukunft Schwalbe-Reifen kaufen.

  2. Hey Leute, uns freut euer Zuspruch, denn auch wir sind begeistert und überzeugt vom neuen Recycling-System von Schwalbe! Die einzelnen Partner scheinen auf einer sehr fruchtbaren Ebene zusammen gekommen zu sein und haben die einzelnen Schritte in der PK wirklich eindrucksvoll präsentiert und erklärt. Wir können es auch kaum erwarten, bis das System anrollt und das erste Feedback reinkommt. Nächstes Jahr soll jedenfalls schon der erste Reifen, der zu 100% aus recyceltem Industrieruß besteht, zur Eurobike erscheinen. Wir sind gespannt und bleiben dran!

  3. hoffen wir auch gleich mal,
    wenn schon neue ReifenTechnik kommt,
    das deren unumgänglicher in der Natur landender Abrieb,
    nun vll auch besser für diese Verträglich wird 😉

  4. Es riecht für mich sehr nach Green-Washing. Das Gummi wird verkohlt und man erhält nur Ruß. Wenn das kein Downcycling ist... Hätte man auch ein Stück Holz nehmen können. 100% Recycling klingt nach ... Man nehme 10 alte Reifen oder zumindest Schläuche und bekommt dieselbe Anzahl Neue heraus. Fühle mich verkohlt.

  5. PS. Industrieruß (engl. carbon black), der durch Abrieb von Reifen als Feinstaub freigesetzt wird, könnte krebserregend sein:

    Wikipedia

    Dabei gibt es sehr unterschiedliche Qualitäten von Industrieruß. Aus pflanzlichen Quellen erzeugt, kann er sogar für Lebensmittelfarbe verwendet werden.

    Der für die Reifenproduktion zurückgewonnene Industrieruß (recovered carbon black = rCB) beinhaltet aber einen Mix aus mehreren, teilweise giftigen Materialien. In Reifen verwendet wird daraus irgendwann Feinstaub. Vielleicht ist dieser dann noch gefährlcher... ?

    Ich würde lieber weiterhin Gummimatten draus machen.

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