Auf der Eurobike 2022 hat der Reifen-Spezialist Schwalbe heute sein neues Recycling-System für gebrauchte Fahrradreifen vorgestellt. Wie das Kreislaufsystem funktioniert und welchen Aufwand das Familienunternehmen für dessen Entwicklung und Umsetzung betrieben hat und weiterhin betreiben wird, erfährst du hier.
Gemeinsam mit der TH Köln und der Pyrum Innovations AG hat Schwalbe als erstes Unternehmen weltweit ein Recycling-Verfahren für Reifen entwickelt, bei dem keinerlei Abfälle entstehen und alle Substanzen in den Kreislauf zurückgeführt werden. Statt in der Müllverbrennung landen die alten Schwalbe-Reifen so zukünftig in neuen Produkten. Plus: Das im Prozess gewonnene Pyrolyse-Öl wird als Rohöl-Substitut in der Chemieindustrie verwendet und das entstehende Gas zur Stromerzeugung genutzt, so dass der gesamte Prozess energieautark abläuft.
Ausführliche Informationen zum neuen Recycling-System von Schwalbe gibt es außerdem in der aktuellen Podcast-Episode mit Gast Felix Jahn, CSR Manager bei Schwalbe.
Grafik: Cradle to Cradle – so funktioniert das neue Recycling-System
Herausforderung und Chance zugleich
Für unsereins könnte die Sache nicht einfacher sein: Wir müssen lediglich die Altreifen bei teilnehmenden Händlern abgeben. Für Schwalbe zeigt sich der soeben gelaunchte Reifen-Recycling-Prozess jedoch deutlich komplexer: Im Gegensatz zu Schläuchen (für die Schwalbe schon seit 2015 ein Recycling-Verfahren mit 100-prozentiger Wiederverwertbarkeit anbietet) bestehen Reifen schließlich aus diversen Komponenten. Und die gilt es zu trennen und daraus Sekundärrohstoffe mit hoher Qualität zu gewinnen, die sich dem Wertstoffkreislauf rückführen lassen.
„Ein Reifen ist im Aufbau deutlich komplexer als ein Schlauch. Man hat den Wulstkern, verschiedene Gummimischungen und die Karkasse, die meist aus Nylon besteht. Einen filigranen Reifen in seine Einzelteile zu zerlegen, ist mechanisch sehr komplex und aufwändig. Es hat sehr viele Jahre gedauert, dieses Trennungsverfahren aufzubauen. Zum Einsatz kommt dabei Pyrolysetechnologie, organische Verbindungen thermo-chemisch spaltet und ohne Sauerstoff auskommt. Das heißt es findet eben keine Verbrennung statt.“
Felix Jahn, CSR Manager Schwalbe
Energieautarke Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen
Der in Zusammenarbeit mit dem saarländischen Recycling-Spezialisten Pyrum Innovations und der Technischen Hochschule Köln entwickelte Prozess gewinnt Kohlenstoff, sogenannten recovered Carbon Black (rCB) zurück, der für die Neureifenproduktion verwendet wird. Dazu kommt, dass das Verfahren energieautark ist, da das entstehende Pyrolyse-Gas für das Betreiben der Anlage genutzt wird. Und der dritte entstehende Stoff, das Pyrolyse-Öl ersetzt in der Chemieindustrie Rohöl.
Dass das Projekt nicht nur der Nachhaltigkeit gewidmet ist, sondern auch einer ökonomischen Motivation folgt, gibt Schwalbe offen zu: „Neben dem Punkt der Nachhaltigkeit sehen wir auch, die wachsende Fragilität der Lieferketten. Sich hier ein zweites Standbein aufzubauen kann uns nur gut tun.“ Erklärt Felix Jahn im aktuellen Podcast.
Der Nachhaltigkeit verpflichtet
Wie groß das Commitment bei Schwalbe zur Kreislaufwirtschaft ist, zeigt auch die Team-Aufstellung. Sebastian Bogdahn kümmert sich als Recycling Manager ausschließlich um die Weiterentwicklung des Projekts. Und mit Felix Jahn führt nicht irgendwer das vierköpfige Nachhaltigkeitsteam an. Der 30-Jährige war zuvor Product Manager bei Schwalbe – und ist Gründerenkel. Aktuell wird das Unternehmen von seinem Onkel und seinem Vater geführt.
In Nimms Rad – der Podcast erklärt Felix nicht nur das neue Recycling-System, sondern erzählt auch von der wichtigen Prägung seines Großvaters, vom Pioniergeist mittelständischer Familienunternehmen und welche Rolle Mitarbeiterkinder bei Schwalbe Sozialprojekten spielen. Wenn du also mehr über Schwalbes Nachhaltigkeitsbemühungen und das neue Recycling-System erfahren möchtest, können wir dir die aktuelle Podcast-Episode nur sehr empfehlen.
Was hältst du von Schwalbes Engagement und Recycling-Plänen?