Tern GSD S00 E-Lastenrad im Test: Es ist das einzige Longtail-Lastenrad in unserem großen Lastenradvergleichstest, muss sich aber mit seinem großen Club House Fort, einer Transportkapazität von 100 kg und einem starken Bosch Cargo Line Mittelmotor keineswegs verstecken. Was das kompakte E-Lastenrad außerdem noch besonders macht und wie es sich in der Fahrpraxis schlägt, erfährst du in unserem Test.
Steckbrief: Tern GSD S00
Einsatzbereich | Transport |
---|---|
Rahmenmaterial | Aluminium |
Motor | Bosch Cargo Line – 85 Nm; 250 Watt |
Gabel | Stahl |
Gewicht (o. Pedale) | 43,8 kg |
max. Systemgewicht | 200,0 kg |
Rahmengrößen | One Size |
Besonderheiten | Longtail-Lastenrad mit großem Schwerlast-Gepäckträger, senkrecht abstellbar, faltbarer Vorbau |
Website | www.ternbicycles.com |
Preisspanne | 6.199 Euro - 9.799 Euro |
Das Longtail-Lastenrad von Tern ist mit einer Länge von 183 cm das kompakteste Lastenrad in unserem großen Lastenradvergleichstest und kommt auf kleinen 20″-Rädern dahergerollt. Man sollte allerdings nicht von den geringen Maßen auf die Transportkapazität schließen: Das stabile Tern GSD kann bis zu 100 kg an Zuladung tragen und erlaubt ein maximales Fahrer:innengewicht von 120 kg; das maximal zugelassene Systemgewicht beträgt 200 kg. Durch eine Teleskopsattelstütze und einen in der Höhe und im Neigungswinkel verstellbaren Vorbau ist es passend für Körpergrößen von 1,50 m bis 1,95 m. Der Antrieb des roten Lastenesels setzt sich aus einem Bosch Carro Line-Mittelmotor, einer Enviolo Cargo-Nabenschaltung mit Twist-Schalthebel und einem Gates Carbon-Antriebsriemen zusammen.
Im Detail
Das Vorurteil, dass Lastenräder häufig viel zu sperrig seien, trifft auf das Tern GSD am allerwenigsten zu. Mit eingeklapptem Lenker misst das 183 cm kurze Lastenrad gerade mal 83 cm in der Höhe und 41 cm in der Breite. Damit dürfte es in jede noch so volle Garage, in den Hausflur und sogar ins Auto passen. Und sollte das Abstellen des GSD dennoch mal nicht gehen, lässt es sich sogar noch senkrecht aufs Heck stellen. Dort sorgen extra angebrachte Standfüße für einen sicheren Stand. Egal, wie beengt die Verhältnisse also auch sein mögen, das Lastenrad des taiwanesischen Herstellers hat die Lösung parat.
Das Design des Tern GSD spricht eine klare Sprache: Hier kommt es ganz auf Funktionalität und Praktikabilität an, weniger auf schmeichelnde Ästhetik. Und das gilt auch für die mannigfaltigen Zubehöroptionen. So ist etwa die Reling des hinteren Gepäckträgers gleichzeitig auch ein passender Rahmen, um Eurokisten für den Lastentransport darin einzusetzen. Neben Fußrasten für Erwachsene, Griff-Lenker für Kids und diversen Gepäckträgeroptionen, u. a. auch für den Transport von Hunden, sticht ein Zubehörteil für uns besonders heraus: das Storm Shield. Das Regenverdeck für das Tern GSD ist optional erhältlich und verleiht dem kompakten Longtail einen gewissen Rikscha-Look. In Kombination mit den seitlich angebrachten Packtaschen mit jeweils 37 l Packvolumen sind Oberkörper und Beine der Passagier:innen damit sicher vor Wind und Wetter geschützt.
Ausstattung
- Motor Bosch Cargo Line 85 Nm, 250 Watt
- Akku Bosch Power Pack – 500 Wh
- Display Bosch Purion
- Antrieb Enviolo SP-Nabenschaltung mit Gates Carbon-Antriebsriemen
- Bremsen Magura MT5 eSTOP Vier-Kolben-Scheibenbremsen
- Reifen Schwalbe Big Ben Plus 20″
Die Ausstattung des Tern GSD S00 ist in weiten Teilen hochwertig. So kommen neben dem E-System von Bosch, der performanten Schwalbe Big Ben Plus-Bereifung und Ergon Griffen etwa auch hydraulische Vier-Kolben-Scheibenbremsen von Magura zum Einsatz, um den roten Flitzer zu bremsen. Wie auch beim Muli finden sich am Tern mit den Atlas-Laufrädern für schwere Lasten optimierte Laufräder. Die verbaute Federgabel von SR Suntour wurde speziell für Tern angefertigt, verfügt über 70 mm Federweg und eine Stahlfederung.
Die Enviolo Cargo-Nabenschaltung kommt mit einer Bandbreite von 380 %, was für die leichten Wellen in unserem urbanen Testloop gerade noch ausreichte, und wird per Drehgriff stufenlos betätigt. Der Gates Carbon-Antriebsriemen verrichtet leise seinen Dienst und wird durch einen Kasten vor Schmutz geschützt. Die verbaute Tern Valo Direct-Lichtanlage kann in Verarbeitungsqualität und Leistung leider nicht ganz mit der sonstigen Ausstattung mithalten, reicht aber für die zumeist beleuchteten Wege und Straßen innerorts aus.
Besonders positiv hervorzuheben ist noch das Rahmenschloss am Tern GSD, welches durch eine zusätzliche Kette erweitert werden kann. So ist mit nur einem Schlüssel sowohl das kurzzeitige Abstellen, als auch das langfristige Anschließen des 7.299 Euro teueren E-Lastenrades unkompliziert möglich.
Im Test
Das Aufsitzen auf dem Tern GSD ist wie so vieles mit dem kompakten E-Lastenrad unkompliziert und komfortabel. Durch den niedrigen Einstieg muss man den Fuß dafür kaum anheben und kann einfach aufsteigen, ohne sich Sorgen um den sicheren Stand des Rades zu machen. Dazu trägt auch der praktische Atlas Lockstand-Ständer mit Autolock-Funktion bei, die den stabilen Ständer, sobald er einmal ausgeklappt ist, automatisch arretiert, um einen sicheren Stand zu gewährleisten und ein ungewolltes Einklappen zu verhindern. Sitzen dann einmal alle Fahrzeuginsass:innen an ihrem Platz, kann per Lenkerfernbedienung die Arretierung gelöst werden und die wilde Fahrt losgehen.
Noch vor der ersten Fahrt weiß das GSD durch seine Einstellmöglichkeiten zu überzeugen: Selbst für unseren größten Tester mit 1,95 m konnte ein passendes Setup gefunden werden. Trotz kurzem Sitzrohr ermöglicht die doppelt verstellbare Sattelstütze einen großen Einstellbereich und mit dem Schnellspanner am Vorbau kann der Lenker in Höhe und Winkel leicht und unkompliziert eingestellt werden. Bei Nutzung des Storm Shields begrenzte dieses jedoch leider die Auszugslänge der Sattelstütze, da der Sattel ab einem gewissen Punkt an die Vorderwand des Storm Shields stößt. Bei der kürzlich geupdateten, neusten Version des Storm Shields soll dieses Problem jedoch behoben worden sein, durch den Einsatz von Stoff an der entsprechenden Stelle, wie uns der Hersteller noch mitteilte.
Durch die sehr aufrechte Sitzposition auf dem Tern hatten unsere Testfahrer:innen zwar stets eine gute Übersicht über den Verkehr, empfanden die Anfahrtsphase und Fahrten bei geringer Geschwindigkeit die ersten Male jedoch auch als etwas wackelig.
Motor & Schaltung
Angeschoben wird man vom Bosch Cargo Line-Motor, der mit 85 Nm Drehmoment ordentliche Power bietet. Unser Testbike wurde durch ein Bosch Power Pack mit 500 WH gespeist. Dank Dual-Battery-System kann aber auch das Tern, wie auch das Ca Go, Riese & Müller und Cube seine Akkukapazität und mögliche Reichweite damit verdoppeln. Das simple Bosch Purion-Display zeigt nur die nötigsten Daten an und fällt so deutlich gegen die smarten Displays im Test ab.
Leistungsdaten Bosch Performance CX Cargo Line Motor
- Max. Support 400 %
- Max. Drehmoment 85 Nm
- Nennleistung 250 W
- Max. Leistung 600 W
- Schiebehilfe Ja
- Gewicht 2,9 kg
Wie fährt sich das Tern Lastenrad?
Einmal in Fahrt gekommen, begeistert das Tern GSD mit dem Fahrkomfort und der Wendigkeit eines Stadtrades. Leichten Unebenheiten wie Kopfsteinpflaster trotzen die kleinen 20″-Laufräder durch ihre Ballon-Bereifung in Kombination mit den breiten Felgen gekonnt. In gröberem Geläuf oder in besonders hohen Geschwindigkeiten wird die Fahrt jedoch zusehend nervöser. Wenngleich das Tern an der Ampel durch schnelle Beschleunigung punktet, mag es ansonsten eine eher gemütliche Fahrt.
Unter Vollast überraschte uns das Tern regelrecht. Obwohl es ein Longtail-Lastenrad ist, ist der Schwerpunkt dank der kleinen Laufräder recht niedrig gehalten, was sich in Kurven und beim Anhalten positiv bemerkbar macht. Wichtig ist hierbei allerdings die richtige Verteilung der Last. Es empfiehlt sich, mit Kind auf dem Heck auch immer die 20 kg Transportkapazität des Frontgepäckträgers auszunutzen, da bei einem zu starken Ungleichgewicht die Nervosität der Lenkung im langsamen Bereich ansonsten weiter zunimmt.
Transport von Kindern mit dem Tern Lastenrad?
Getreu seinem Motto „Get Stuff Done“ bietet das Tern GSD eine starke Transportkapazität von 100 kg, sodass vom Kita-Dropoff bis zum Großeinkauf alles in einem Rutsch erledigt werden kann. Auf den großen, rahmenfesten Gepäckträger passen entweder zwei Thule Yepp Maxi-Kindersitze – ohne Adapter – oder zwei Kinder. Auch größere Kinder oder Erwachsene sitzen auf der Rückbank sehr bequem, wie auf dem Sozius eines Motorrollers – ein großes Alleinstellungsmerkmal des Tern-Lastenrades gegenüber den anderen Kandidaten im Test.
Das Einsteigen der Kinder funktioniert beim dem Tern GSD zwar etwas anders als bei den Long-John-Lastenrädern im Test, aber keineswegs schlechter. Besonders positiv ist uns dabei der stabile Ständer mit Autolock-Funktion. Einmal ausgeklappt arretiert er sich automatisch, sodass das etwas aufwendigere Einsteigen sorgenfrei möglich ist. Dass die Arretierung anschließend durch Drücken der Lenkerfernbedienung manuell aufgehoben werden muss, bedarf anfangs etwas Gewöhnung, fungiert aber für Nicht-Wissende auch als praktische Wegfahrsperre.
Große Freude hat uns außerdem noch die zum Club House Fort gehörende Storm Box bereitet. Also die hintere Packtasche, die quasi das gesamte Heck umschließt und so satte 160 l Transportvolumen bietet. Dem Großeinkauf nach dem Kita-Pick-Up steht also auch mit dem Tern GSD S00 nichts im Wege.
Fazit – Tern GSD S00
Das Tern GSD mag auf den ersten Blick der Exot im Testfeld sein, beweist aber auf den zweiten, dass es den anderen Kandidaten in vielen Punkten ebenbürtig ist. So kann es etwa in puncto maximale Zuladung und Funktionsumfang locker mithalten und setzt sich mit seinem natürlichen Fahrverhalten sogar noch ab vom Rest des Feldes. Durch die kompakten Abmessungen kann es auch in engen Höfen oder Garagen parken und sogar im Aufzug fährt das Lastenrad senkrecht auf dem Heck abgestellt mit. Das Longtail-Lastenrad ist unser Tipp für alle, die das Fahrgefühl eines Fahrrades haben und keine Kompromisse beim Transport eingehen wollen.
Pro / Contra
Stärken
- Natürliches Fahrgefühl
- Kompakte Abmessungen
- Senkrecht aufs Heck abstellbar
- Sichere Fahreigenschaften durch niedrigen Schwerpunkt
- Starke Bremsen
- Dual Battery ready
Schwächen
- Relativ schwer
- Nervöses Anfahrverhalten
- Verstellweg der Sattelstütze durch Storm Shield begrenzt
Wie gefällt dir das Tern GSD S00 Longtail-Lastenrad?
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