Traditionsunternehmen zahlungsunfähig Prophete Gruppe hat Käufer gefunden

Der Fahrrad- und E-Bike-Hersteller Prophete sowie Cycle Union haben mit dem Investor Dutech aus Singapur einen neuen Eigentümer gefunden. Die Vermögensgegenstände der Prophete-Gruppe wurden im Rahmen einer übertragenden Sanierung erworben und die gesamte Belegschaft übernommen. Die Unterstützung der Kunden, Banken sowie Lieferanten und Dienstleister waren laut Insolvenzverwalter während des Insolvenzverfahrens enorm. Ziel des Investors soll es sein, bestehende Kunden- sowie Liefer- und Leistungsbeziehungen fortzuführen.
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Update vom 03.03.2023

Anfang Januar hatte die Prophete Group Insolvenz angemeldet. Wenige Wochen später gab es dann bereits konkrete Übernahmeangebote aus dem Ausland. Nun scheint die Zukunft gesichert zu sein. Hier die Infos direkt vom Hersteller:

Eine gute Nachricht sowohl für die Gläubiger als auch für die rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Prophete in Rheda-Wiedenbrück und von Cycle Union in Oldenburg: Der strategische Investor Dutech aus Singapur erwirbt die Vermögensgegenstände der Prophete-Gruppe im Rahmen einer übertragenden Sanierung und übernimmt die gesamte Belegschaft. Entsprechende Kaufverträge wurden bereits notariell beurkundet, der Vollzug der Verträge nach Eintritt der vereinbarten Bedingungen – das sogenannte Closing – wird voraussichtlich in der kommenden Woche erfolgen. Ziel des Investors ist es, bestehende Kunden- sowie Liefer- und Leistungsbeziehungen fortzuführen. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart.

Der Insolvenzverwalter Manuel Sack, Sanierungsexperte und Partner in der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann & Partner, erklärt: „Innerhalb von nur zehn Wochen ist es gelungen, die Prophete-Gruppe auf neue unternehmerische Grundfeste zu stellen. Der internationale Verkaufsprozess hat gezeigt, für wie nachhaltig strategische Investoren den Trend zur E-Mobilität einschätzen. Gleichzeitig beweist das rege Bieterinteresse an Prophete und Cycle Union, dass die strategische Ausrichtung der beiden E-Bike- und Fahrrad-Hersteller stimmt.“ Der Verkauf folgt unmittelbar auf die Eröffnung der Insolvenzverfahren durch das Amtsgericht Bielefeld am 1. März. Der M&A-Prozess wurde vom Distressed M&A-Team der internationalen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC durchgeführt.

Großen Anteil am gelungenen Verkaufsprozess haben die Belegschaft und die Kunden von Prophete und Cycle Union: Die Unterstützung beider Seiten war enorm groß, weshalb die Auslieferungen von Fahrrädern und E-Bikes aus Rheda-Wiedenbrück und Oldenburg früh im vorläufigen Insolvenzverfahren wieder aufgenommen werden konnten. Auch die beteiligten Banken sowie Lieferanten und Dienstleister haben die Betriebsfortführung im Insolvenzantragsverfahren erheblich unterstützt. Die Zusammenarbeit mit den Kunden war sehr zuverlässig, Aktionen in den Märkten der unterschiedlichen Großkunden wurden in dieser Zeit geplant und umgesetzt. „Hier haben alle Seiten hohen – zum Teil weit überobligatorischen – persönlichen Einsatz gebracht, was wiederum die Interessenten nachhaltig beeindruckt hat. Hoch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ein treuer, vertriebsstarker Kundenstamm sind auch ein Markenzeichen von Prophete und Cycle Union“, betont Manuel Sack.

Zum Hintergrund

Ende Dezember 2022 hat das Amtsgericht Bielefeld dem Antrag des Unternehmens auf ein Insolvenzverfahren entsprochen, mit dem sich die Chance zur konsequenten Umsetzung eines wirtschaftlichen Turnarounds eröffnet hat.

Vorher hatte es bei Prophete erhebliche Probleme in der Beschaffung gegeben, was sich wiederum auf Absatz und Umsatz auswirkte. Bestimmte Komponenten zur Fertigstellung der Fahrräder, die überwiegend von Lieferanten aus Fernost kommen, waren nicht rechtzeitig und nicht in ausreichender Menge verfügbar. Außerdem hatten hohe Lagerbestände weitere Kosten verursacht. Zusätzlich wurde Prophete Ende November 2022 Opfer eines Cyberangriffs. Die zuletzt entstandenen Verluste wollte niemand mehr tragen.

Über den Erwerber Dutech

Dutech ist ein weltweit führender Entwickler und Hersteller von Sicherheits- und Heimprodukten mit über 2.600 Mitarbeitern in Europa, Nordamerika und Asien. In Deutschland beschäftigt Dutech bereits 800 Mitarbeiter. Der Dutech-Konzern erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 300 Millionen Euro, unter anderem mit E-Bike-Komponenten. Er wurde in die Forbes-Liste der 200 besten Asien-Pazifik-Unternehmen aufgenommen. Angesiedelt in Singapur befindet sich der Konzern im Eigentum des US-amerikanischen Unternehmers Dr. Johnny Liu.

Mit dem Schwerpunkt auf Umwelt- und grüner Technologie hat Dutech viele Anwendungen erfunden und mehrere Preise für grüne Technologie gewonnen. Die Übernahme des E-Bike-Geschäfts der Prophete & Cycle Union Gruppe wird das Profil der grünen Technologieprodukte von Dutech weiter schärfen.

Indem Dutech Prophete & Cycle Union sein Fachwissen in den Bereichen Herstellung und Lieferkette zur Verfügung stellt, wird es die zukünftige Rentabilität und die Wachstumskraft der Gruppe erheblich steigern.


Update vom 30.01.2023

Laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter Manuel Sack sollen nun Angebote für eine Übernahme des Unternehmens aus dem In- und Ausland vorliegen. Mehr als zehn indikative Angebote liegen vor:

Pressemitteilung: Verkaufsprozess für die Prophete Gruppe geht in die entscheidende Runde

Drei Wochen nach Start des Verkaufsprozesses für die Prophete Gruppe, einem der führenden Fahrrad- und E-Bike-Hersteller Deutschlands, liegen bereits mehr als zehn indikative Angebote aus dem In- und Ausland vor. Dazu erklärt der vorläufige Insolvenzverwalter Manuel Sack, Sanierungsexperte und Partner in der bundesweit tätigen Kanzlei Brinkmann & Partner: „Mit dem bisherigen Verlauf des von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC aufgesetzten internationalen Verkaufsprozesses bin ich sehr zufrieden. Die potenziellen Investoren haben sich intensiv mit der Prophete Gruppe und den von uns zur Verfügung gestellten betrieblichen Kennzahlen der einzelnen Gesellschaften auseinandergesetzt. Das zeigt mir, wie groß das Interesse ist.“ Eine tiefgehende Recherche bedeutet für die Interessenten viel eigene Arbeit sowie zusätzliche Kosten für beratende Spezialisten.

Die eingegangenen Angebote werden derzeit ausgewertet, um Bieter auszuwählen, mit denen ab dieser Woche intensive Verhandlungen geführt werden. Eine zukunftsfähige Investorenlösung für die Prophete Gruppe zu finden, ist Ziel des Prozesses. „Dabei gilt es“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Manuel Sack, „das bestmögliche Ergebnis sowohl für die Gläubiger als auch für die Belegschaft zu erzielen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen den Verkaufsprozess enorm, beispielsweise durch hohes persönliches Engagement bei der Bearbeitung detaillierter Fragen aus dem Kreis der Interessenten sowie in der engen Zusammenarbeit mit Kunden, Lieferanten und Dienstleistern.“ Dank des hohen Einsatzes der Beschäftigten, der Loyalität der Kunden und des Entgegenkommens von Lieferanten und Dienstleistern hat sich der Geschäftsbetrieb stabilisiert. So konnten die Auslieferungen von Fahrrädern und E-Bikes aus Rheda-Wiedenbrück und Oldenburg wieder aufgenommen werden. Vor dem Hintergrund dieser Normalisierung geht der Verkaufsprozess nun in die entscheidende Runde und soll Ende Februar mit Auswahl des Erwerbers abgeschlossen werden. Die Übernahme des Geschäftsbetriebs durch einen neuen Investor soll zum 1. März 2023 erfolgen.

Zum Verkauf stehen der operative Geschäftsbetrieb der insolventen operativen Gesellschaften Prophete (Rheda-Wiedenbrück) und Cycle Union (Oldenburg) mit den Marken Prophete, e-bike manufaktur, vsf fahrradmanufaktur und Kreidler. Die nicht von der Insolvenz betroffene Beteiligung an der rumänischen Eurosport DHS in Höhe von 47,5 Prozent sowie die Betriebsimmobilien an den Standorten Rheda-Wiedenbrück und Oldenburg können ebenfalls erworben werden.

Rheda-Wiedenbrück / Oldenburg, 30. Januar 2023


Update vom 12.01.2023

Wie heise.de unter Bezugnahme auf Quellen der F.A.Z. berichtet, gibt der Insolvenzverwalter von Prophete einen Cyber-Angriff als Ursache für die Insolvenz an. Der soll Ende November zu einem mehrwöchigen Betriebsstopp des Unternehmens geführt haben. Die Verluste, die dadurch entstanden, seien für das Unternehmen nicht mehr zu stemmen gewesen. Schon zuvor sei eine schwache Geschäftsentwicklung verzeichnet worden und das Umsatzziel für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021/2022 weit verfehlt worden. So seien von 210 Millionen Euro geplantem Umsatz nur 159 Millionen Euro erreicht worden.

Neben dem Cyber-Angriff wurden vom Insolvenzverwalter aber auch Probleme durch gestörte Lieferketten festgestellt, die auch von anderen Herstellern bekannt sind. Neben externen Faktoren werden aber auch interne vermutet. Auch wenn noch keine Belege vorhanden seien, vermutet der Insolvenzverwalter demnach Probleme bei der Planung, da andere Hersteller im gleichen Zeitraum ihre Umsätze deutlich steigern konnten.

Durch den angegebenen Cyber-Angriff und den damit verbundenen Betriebsstopp soll zudem eine Finanzierungsrunde, die noch im Juni 2022 mit Gesellschaftern und Kreditgebern gestartet wurde, geplatzt sein. Die Geldgeber waren durch den Stopp zu keiner weiteren Finanzierung mehr bereit gewesen. Einzelheiten zu dem Vorfall sind noch nicht bekannt.


Die Firma Prophete, die neben der Eigenmarke über das Tochterunternehmen Cycle Union GmbH auch Marken wie Kreidler oder VSF Fahrradmanufaktur verantwortet, hat Insolvenz angemeldet – das berichtet die Lokalzeitung „Die Glocke“. Der Schritt kam für die Mitarbeiter*innen anscheinend überraschend. Erst 2018 feierte Prophete das 110. Firmenjubiläum.

Während Prophete zumeist Fahrräder im günstigeren bis mittleren Preissegment herstellt, laufen unter dem Tochterunternehmen Cycle Union GmbH, die 2004 unter Prophete gegründet wurde und für das ebenfalls Insolvenz angemeldet wurde, auch bekannte Fachhandelsmarken wie Kreidler, VSF Fahrradmanufaktur und e-bikemanufaktur.

Erst kürzlich hatten wir über ein Prophete Gravel-Bike berichtet, dass bei Lidl erhältlich war – zu einem Kampfpreis von 699 Euro. Ob es taugt, hatten wir auf Basis der verfügbaren Informationen besprochen: Lidl Gravel-Bike für 699 Euro: Wieviel taugt das Prophete Graveler 21.BTM.15e?

Das Lidl Gravel Bike von Prophete ist in den Fahrradangeboten ab 16. Juni zu finden
# Das Lidl Gravel Bike von Prophete ist in den Fahrradangeboten ab 16. Juni zu finden - es kommt mit 2x8 Schaltung und Conti-Reifen für 699 €, wenn man den Bildern glauben darf.

Die Gründe der aktuellen Entwicklung müssen laut Insolvenzverwalter Manuel Sack nun aufgearbeitet werden, wie ein Sprecher gegenüber „Die Glocke“ mitteilte. Sobald weitere Informationen bekannt sind, werden wir darüber berichten.

8 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Ich denke der Markt ist noch längst nicht gesättigt....wäre das der Fall, würden auch Autohersteller seit Jahren keine Autos mehr verkaufen - die gibt es ja auch schon seit über 100 Jahren. Natürlich wird die Nachfrage wieder "normaler" werden, die aktuellen Rückgänge sind mit einer Sättigung des Marktes nicht zu erklären. Warten wir mal das Frühjahr ab....

  2. Lieferkettenprobleme, hauptsächlich versursacht mit/seit und wegen Corona
    Das sehe ich etwas anders. Nicht Corona ist das Problem der Probleme in den Lieferketten, sondern die massiv forcierte Abhängigkeit von Lieferungen aus einer Quelle ohne Alternative.

    Corona hat diese Abhängigkeit nur jetzt sehr deutlich sichtbar gemacht.

    Mit gutem Risikomanagement hätte man sich nicht über soviel Jahre in diese extreme Abhängigkeit gebracht, aber die "Gier" nach noch mehr Profit hat den gesunden Unternehmerverstand verstummen lassen und viele der Branche haben nur auf das eine Pferd gesetzt und dafür die Quittung bekommen.
    Und der Markt wird nach dem Corona Boom gesättigt sein, ...
    Eine gewisse Sättigung wird sicher eintreten, aber das Ende wird noch nicht erreicht sein. Eher eine kleine Pause in der sich Angebot, Nachfrage und Preise wieder stabilisieren.
  3. Habe es auch gerade bei Heise gelesen. Vielen Unternehmen und Behörden ist wohl der Schutz der IT-Infrastruktur einfach nicht wichtig genug. Ist bei mir an der Arbeit auch nicht anders. Da kann man als Administrator einen Affen bekommen. Usability first - Security second.

  4. Und wieder sind Hacker dafür verwantwortlich, dass eine Firma pleite geht. Sie hatten einen IT-Abteilung zur Abwehr. Doch reichte diese nicht aus.

  5. Das Update vom 03.03.2023 lässt doch hoffen, dass es VSF auch noch in Zukunft geben wird.
    Dann wird mein nächstes Gravel vllt ein GX-500 oder GX-700, wenn es die Räder dann entweder mit einer Carbon- od. Stahl- statt der bocksteifen Alugabel gibt (wer lasst sich eigentlich so ein Blödsinn einfallen, in ein Rad mit Stahlrahmen eine Alugabel einzubauen ???).

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